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Ein kreativer Wahlkampf für das St. Moritzer Präsidium

St. Moritz. – Der amtierende amerikanische Präsident Barack Obama hat es vorgemacht: Über Internet mobilisierte er seine Wähler und erreichte dank Facebook und Co.

Südostschweiz
15.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Fadrina Hofmann

auch die politisch desinteressierte Bevölkerung. Der Wahlkampf um das Präsidium der Gemeinde St. Moritz läuft ebenfalls übers Netz – wenigstens zum Teil. Der CEO des Spitals Oberengadin und des Alters- und Pflegeheims Promulins, Sigi Asprion (51, parteilos), und der Kultur- und Sportmanager Hubertus Fanti (45, Gruppe der Unabhängigen) setzen unter anderem auf das Medium der Zukunft. Sie haben professionelle Homepages für den Wahlkampf entwickelt und aufgeschaltet.Der Anwalt und erfahrene Politiker auf Kantons- und Regionalebene, Marco Biancotti (51, CVP), entschied sich für einen konventionellen Wahlkampf ohne Internetauftritt. Er wirbt vor allem mit Inseraten, Flyern und den direkten Kontakt.

Eine ergiebige Informationsquelle

«Internet ist das Medium, das am meisten Beachtung findet», begründet Fanti seine Entscheidung. Sowohl er als auch sein Gegenkandidat Asprion nutzen täglich das Internet. «Für mich ist es die Plattform, die alle Informationen wiedergeben kann», so Asprion. Für jemanden, der die Kandidaten weniger gut kennt, sind die Homepages tatsächlich eine ergiebige Informationsquelle. Auf der Website www.sigiasprion.ch erfährt der Wähler nicht nur persönliche Fakten des ehemaligen Hoteldirektors und zweifachen Vaters, hier nimmt Asprion auch Stellung zu relevanten St. Moritzer Themen wie Zweitwohnungs- oder Alters- und Pflegepolitik. Und er verspricht: «Kurze Entscheidungswege und die rasche Umsetzung wichtiger Projekte sind mein zentrales Anliegen.» Als Gemeindepräsident von St. Moritz würde er unter anderem gerne eine Sprechstunde für Einheimische und ein Jugendparlament einführen. Und der politische Quereinsteiger lässt andere für sich werben, etwa Gian Gilli, Spitzensportchef bei Swiss Olympic.

«Ihre Meinung interessiert mich»

Auf www.hubertus-fanti.ch findet der Wähler unter anderem Fantis Ansicht, was eine Gemeinde braucht – von erschwinglichem Wohnen bis zur intakten Natur – oder auch die Beantwortung der Frage: Warum Gemeindepräsident? Fanti, der seit zwölf Jahren im Gemeindevorstand sitzt, möchte mit seiner Kandidatur etwas in seiner Heimatgemeinde bewirken. «Veränderung in positivem Sinn und einen Teil derjenigen Visionen, welche unsere Vorfahren hatten», schreibt er. Wie wichtig ihm die Interaktion mit den Bürgern ist, zeigt nicht nur der Aufruf, Fragen zu stellen und Diskussionen zu lancieren. Seine Homepage bietet ein Forum und eine Rubrik «Ihre Meinung interessiert mich». Hier kann der Wähler bereits jetzt abstimmen, dies zu Themen wie «Dürfte das Hallenbad auch über 60 Millionen Franken kosten?».

Auch ohne Internet kreativ

Dass das Internet durchaus seine Vorzüge bei Wahlkämpfen hat, scheint offensichtlich. Der Jurist Biancotti aber geht aus Gründen der Privatsphäre vorsichtiger mit diesem Medium um. Er möchte mit seiner langjährigen Erfahrung als ehemaliger Grossrat und Mitglied der Gemeindebehörde beim Stimmvolk punkten. «St. Moritz liegt mir am Herzen», nennt er den Hauptgrund seiner Kandidatur. In den vergangenen 20 Jahren habe er als Gemeinderat und Mitglied des Gemeindevorstands verschiedene Vorgaben mit aufgleisen können. «Hier geht es jetzt um eine Weichenstellung», so Biancotti. Als grosse Themen erachtet er die touristische Entwicklung mit Hauptaugenmerk auf warme Betten sowie den Erstwohnungsbau.Ob mit den Slogans «erfahren, ortsverbunden, teamfähig» (Biancotti), «Aus Liebe zu St. Moritz» (Fanti), oder mit einem Apfel und «Sigi Asprion für St. Moritz» – das Potenzial für einen engagierten Gemeindepräsidenten haben alle drei Kandidaten. Bereits der Wahlkampf wird schliesslich mit viel Kreativität und Energie vorangetrieben.Drei Kandidaten für ein Amt: Sigi Asprion, Marco Biancotti und Hubertus Fanti (von links) wollen neuer Gemeindepräsident von St. Moritz werden. Bild Giancarlo Cattaneo

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