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Durch die Augen der Gäste sehen

Die vielfältigen Publizitätseffekte waren eines der Hauptargumente für Olympische Winterspiele. Nach innen – also im eigenen Kanton – braucht der Tourismus wieder mehr Verständnis und Akzeptanz.

Südostschweiz
08.05.13 - 02:00 Uhr

Nach aussen – bei den potenziellen Gästen für Graubünden – braucht Graubünden Bekanntheit, einen guten Ruf und authentische Geschichten. Wer seine Gäste kennt, kann Graubünden durch deren Augen sehen.

«Tourismus als Pflichtfach», titelte der Davoser Tourismus-CEO Reto Branschi an dieser Stelle: Publizität und Sensibilisierung für den Tourismus tue not in unserem Kanton. Bündnerinnen und Bündner müssten wieder lernen, was sie am Tourismus haben.

Wie aber sieht es ausserhalb des Kantons aus? Wer heute Gäste in sein Land, seine Destination und sein Hotel holen will, muss für Gesprächsstoff im Internet sorgen. Social Media (Facebook, Youtube, Instagram, Twitter, Flipboard, Tripadvisor, Yelp oder Pinterest) haben die Informationslandschaft grundlegend verändert. Hier schreiben vor allem «Leute wie du und ich» über ihre persönlichen Eindrücke und Meinungen. Sie verlinken auf bestehende Artikel; sie produzieren aber vor allem selbst jede Menge spontane, «unprofessionelle», aber authentische und glaubwürdige Texte, Fotos und Videos. Für den Tourismus sind solche Inhalte Gold wert.

Zusätzlich zur Bekanntheit der Region muss dann aber jeder einzelne Anbieter seinen Ruf pflegen und für eigenen Gesprächsstoff sorgen. Die besten Quellen dafür sind bestehende Gäste, denn sie kennen uns aus eigener Erfahrung. Wer in seinen Ferien etwas Schönes erlebt oder gut behandelt wird, wird darüber berichten – in persönlichen Gesprächen und auch immer mehr im Internet.

Herauszufinden, wodurch man sich in den Augen der Gäste auszeichnet, ist gar nicht so schwer. Für Kleinbetriebe genauso wie für Weltkurorte gilt: Man muss halt seine Gäste fragen. (Dazu muss man sie aber kennen.) Am besten ist das persönliche Gespräch – darüber hinaus bieten Social Media eine Vielfalt von Möglichkeiten, von den Gästen mehr über den eigenen Betrieb oder seinen Ort zu erfahren. Wer mit seinen Gästen spricht, erfährt auch, ob er bei ihnen ankommt und wie sie ihn bewerten.

Alle, die den Bündner Tourismus ausmachen, müssen sich – im Kleinen wie im Grossen – auf ihre Stärken besinnen und diese pflegen. Die Gäste werden das schätzen und es im Internet weitererzählen. Ihre Erlebnisse, Bilder und Videofilme haben eine sehr hohe Glaubwürdigkeit. Das sind nicht einfach Werbetexte oder Hochglanzfotos; sie sind «echt» und helfen Hunderttausenden von Internetnutzern bei der Entscheidung, wo sie die nächsten Sommer- oder Winterferien verbringen sollen.

Der Bündner Medienfachmann Christian Gartmann (48) arbeitete über 25 Jahre für Medienunternehmen in der Schweiz und dem Ausland. Heute unterstützt er Persönlichkeiten und Unternehmen im Umgang mit Medien sowie in Strategiefragen (www.gartmann.biz). Er zeichnete verantwortlich für Kommunikation und Marketing des Vereins Graubünden 2022. In der Rubrik «Olympia-Nein – wie weiter?» kommen in der Regel täglich Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft zu Wort. Heute erscheint der 26. Beitrag.

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