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Der Star steht unter einem guten Stern

Im November wird in Las Vegas der prestigeträchtigste Pokertitel der Welt vergeben. Fans und Experten wünschen sich als Sieger des Hauptturniers der World Series of Poker den Amerikaner Ben Lamb, den neuen Star am Spielerhimmel.

Südostschweiz
22.10.11 - 02:00 Uhr

Von Enrico Söllmann

Las Vegas. – Seit in der Schweiz nur noch in den Casinos gezockt werden darf, herrscht der Irrglaube vor, Poker sei out. Im Mutterland von Texas Hold’em, der beliebtesten Form des Kartenspiels, wird Jahr für Jahr das Gegenteil bewiesen. An der diesjährigen World Series, den Weltmeisterschaften im Pokern, in der amerikanischen Spielerstadt Las Vegas konnten mehr Zocker begrüsst werden als je zuvor. Über 75 000 Teilnehmer aus 105 Ländern generierten ein Preisgeld von fast 200 Millionen Dollar. Allein beim Hauptturnier blätterten 6865 Spieler je 10 000 Dollar hin, um als Texas-Hold’em-König gekürt zu werden und nebenbei neun Millionen Dollar einzustreichen. Neun von ihnen haben im Juli das drittgrösste Feld in der Geschichte des Turniers überstanden und sitzen sich nun vom 6. bis 8. November am Final Table gegenüber.

Lob vom Besten

Die Pokerszene sieht den 26-jährigen Amerikaner Ben Lamb in der Rolle des grossen Favoriten. Wenn einer den Sieg verdient hat, dann der aufstrebende Star aus dem Bundesstaat Oklahoma. Da sind sich Experten und Fans einig. Respekt verschafft hat er sich selbst beim – zumindest statistisch gesehen – besten Spieler aller Zeiten, seinem Landsmann Phil Hellmuth. Der 47-Jährige, der Niederlagen nicht immer sehr würdevoll hinnimmt, hält grosse Stücke auf Lamb, obwohl dieser ihm den begehrten Titel «Spieler des Jahres» vor der Nase weggeschnappt hat.

Als Captain eines eben gerade ausgetragenen Länderwettbewerbs hat Hellmuth den 20 Jahre jüngeren Lamb sogar als Teammitglied nominiert. Das will etwas heissen. Denn Hellmuth hat für die jungen, wilden Vertreter der Online-Pokergeneration nicht viel übrig. Er hält ihre Spielweise – gelinde gesagt – für hirnrissig. Lamb dagegen ist nicht nur ein ausgebuffter Hund, er besitzt auch die unbezahlbare Gabe, seine Gegner wie offene Bücher zu lesen. Und nicht zuletzt schätzen vor allem die Pokerspieler alter Schule seine «Tischmanieren» und sein Charisma. Vor zwei Jahren war der Titel für Lamb übrigens schon einmal in greifbare Nähe gerückt. Damals belegte er beim Hauptturnier Platz 14 und wurde um gut 630 000 Dollar reicher.

Der Favorit patzt eigentlich immer

Den totalen Triumphzug Lambs verhindern wollen seine acht Widersacher am international besetzten Final Table. Sie stammen nebst den USA aus Belize, Deutschland, England, Irland, Tschechien und der Ukraine. Die Chancen, dass sie Lamb stoppen, stehen gut – in der Vergangenheit konnte sich der Topfavorit nie durchsetzen. Lamb wäre also in guter Gesellschaft, wenn er seiner Favoritenrolle nicht gerecht würde. Durchbricht er die Regel, wird er – wie die Amerikaner zu sagen pflegen – Unsterblichkeit erlangen.

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