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In der Stadt sollen Sozialfälle bald wieder Abfall einsammeln

Ab nächstem Frühling startet Rapperswil-Jona mit einem eigenen Littering-Programm. Sozialhilfe-Empfänger werden so erneut zur Unterstützung für den Werkhof, um Müll auf den Strassen zusammenzukehren.

Südostschweiz
08.11.13 - 01:00 Uhr

Von Nicole Bruhin

Rapperswil-Jona. – Die Strassen von Rapperswil-Jona sollen wieder sauberer werden. Die Stadt will bis zum Frühling wieder mit einem Littering-Programm für Sozialhilfe-Empfänger starten. Diese sollen in der ganzen Stadt den Müll einsammeln und so die Werkhofmitarbeiter entlasten.

«Wir sind zurzeit noch mit der Koordination der verschiedenen Stellen beschäftigt», sagt Sozialhilfe-Vorsteher Kurt Felder. Das Programm werde von der Sozialhilfe und dem Werkhof geleitet. «Noch stehen wir ganz am Anfang», sagt er.

Im Sommer dieses Jahres hat die Stadt den Vertrag mit dem Betreuungsdienst ABS aufgekündigt. Dieser hatte während zweieinhalb Jahren den Litteringdienst für Rapperswil-Jona und die umliegenden Gemeinden koordiniert.

Zehn Plätze waren dabei zu besetzen. Rapperswil-Jona hat davon vier beansprucht. Die Nachfrage war zu klein, daher war das Projekt für ABS nicht mehr rentabel (die «Südostschweiz» berichtete). Darüber war der Betreuungsdienst nicht glücklich. Er hätte das Projekt gerne weitergeführt.

Rekrutierung nicht einfach

Littering mit Sozialhilfeempfängern wurde in der Vergangenheit scharf kritisiert. Einige nannten es Brandmarkung, andere sprachen von einem Wiedereinstieg ins soziale Leben. Für die damalige ABS-Projektleiterin Ursula Stämpfli war es klar Zweiteres. «Es war eine Art Anker für viele Leute», sagte sie damals. Denn den Sozialhilfe-Empfängern soll mit dem Programm eine Tagesstruktur geboten werden.

Dieser Anker wird nun bald wieder geboten: «Die Sozialhilfe-Empfänger werden als Unterstützung des Werkhofs eingesetzt, um die Strassen zu reinigen», sagt Felder. Ebenso würden sie an Grossanlässen wie beispielsweise dem Seenachtfest in Aktion sein.

Die Rekrutierung von geeignetem Personal sei jedoch nicht ganz einfach. «Viele Leute haben das Gefühl, da könnten ja alle Sozialhilfe-Empfänger mitarbeiten», meint Felder. Doch das sei bei Weitem nicht so. «Es tönt einfacher, als es in Wirklichkeit ist.»

Es sei herausfordernd, geeignete Leute für diesen Job zu finden. Die Stadt zählt rund 200 Sozialhilfebezüger. «Doch diese kann man nicht alle zum Abfallsammeln schicken», sagt er. Jeder trage seine Geschichte mit sich. Oft seien die Sozialhilfeempfänger nicht gesund, schon älter, oder junge Mütter – und deshalb für die Arbeit nicht geeignet.

Für die Koordination des neuen Programms wird noch jemand gesucht, der das Ganze leitet. «Diese Person wird die Schnittstelle zwischen Sozialamt, Werkhof und dem Personaldienst der Stadt sein», sagt Felder. Das sei eine anspruchsvolle Arbeit.

Bis zum Start im Frühling müsse das Projekt allerdings noch einige Hürden nehmen. So seien immer noch einige Fragen offen. «Wir sind jedoch zuversichtlich, dass wir dann beginnen können», sagt Felder.

Die übrigen Gemeinden, welche am ABS-Projekt beteiligt waren, werden kein neues Littering-Projekt anstreben. Noch im Sommer hat sich der Eschenbacher Gemeindepräsident Josef Blöchlinger zwar für eine regionale Lösung ausgesprochen.

Region startet kein neues Projekt

Doch daraus wird nichts: «Die Idee hat sich in Luft aufgelöst», sagt er. Es habe kein Interesse in den einzelnen Gemeinden bestanden. «Viele haben eigene Beschäftigungsprogramme und zurzeit deshalb keinen Bedarf», meint Blöchlinger.

Eschenbach allein sei zu klein, um ein eigenes Littering-Programm zu starten. «Wir können die Sozialhilfeempfänger nicht täglich an der Hauptstrasse durch Eschenbach entlang arbeiten lassen.» Dafür gebe schlicht zu wenig Müll.

In Rapperswil-Jona wagen die Behörden deshalb nun den Alleingang mit dem neuen Projekt.

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