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Der Poker von FCB-Trainer Paulo Sousa ging nicht auf

Ein Platzverweis, ein spätes Tor zur 0:1-Niederlage in der Fussball-Champions-League auswärts gegen Ludogorez Rasgrad und ein missglückter Schachzug: Trainer Paulo Sousa hatte in der Schlussphase zu viel riskiert.

Südostschweiz
24.10.14 - 02:00 Uhr

Von Christian Finkbeiner

Fussball. – «Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach», heisst ein landläufiges Sprichwort. Fast jeder FCB-Sympathisant wäre am Mittwochabend kurz vor Mitternacht Ortszeit in Sofia in Anbetracht des Spielverlaufs mit dem 0:0 und einem Punktgewinn gegen Ludogorez Rasgrad zufrieden gewesen. Nicht so Paulo Sousa. Der portugiesische Trainer des FC Basel pokerte in der Schlussphase im Vasil-Levski-Stadion hoch – und verlor.

Der 44-Jährige brachte in den letzten Minuten für Davide Callà und Derlis Gonzalez mit Ahmed Hamoudi und Giovanni Sio zwei noch offensivere Kräfte und hoffte damit auf einen Lucky Punch – dies, nachdem der seit der 19. Minute in Unterzahl agierende FC Basel in der zweiten Halbzeit keinen einzigen Schuss auf das gegnerische Tor zustande gebracht hatte.

Einen Vorteil verspielt

Wie bereits beim 1:0 gegen Liverpool, als er mit der Nominierung von Breel Embolo und Hamoudi für die Startaufstellung überrascht hatte, scheute Sousa auch in Sofia das Risiko nicht. Der Poker ging diesmal nicht auf, Yordan Minev versetzte mit dem 1:0 in der 92. Minute das Heimpublikum im Nationalstadion Sofias in eine kollektive Ekstase. Anstatt mit einem Sieg oder mindestens einem Punkt und dem damit verbundenen alleinigen zweiten Platz in der Gruppe B nach Hause fahren zu können, fiel der FCB ans Tabellenende zurück, auch wenn dieser Platz nicht aussagekräftig ist. Fakt ist, dass sich der FCB mit dem Gegentreffer in letzter Minute einen Vorteil verspielt hat; der Kampf um Platz 2 geht wieder von vorne los.

«Punkte sind wichtig, aber unsere Devise lautet immer, gewinnen zu wollen. Wir spielen nicht auf Unentschieden», begründete Sousa gestern Nachmittag kurz vor der Rückreise nach Basel seine taktischen Überlegungen. Er hatte in der Schlussphase der Partie erkannt, dass es seinem Team wieder besser gelungen war, den Gegner und den Ball zu kontrollieren, womit es in der offensiven Zone einige Freistösse und Corner provozieren konnte. «Es ist die Mentalität des Vereins, der Spieler und von mir, auf Sieg zu spielen», so Sousa, der womöglich darauf spekulierte, mit einem Last-Minute-Sieg in Sofia im Kampf um Platz 2 einen vorentscheidenden Coup landen zu können.

Schiedsrichter Aytekin uneinsichtig

Der Schuss ging nach hinten los, die junge FCB-Mannschaft, die nach dem Platzverweis gegen Serey Die ein Durchschnittsalter von weniger als 23 Jahren aufwies, wurde um den Lohn ihres aufopferungsvollen Kampfs gebracht. Dass ausgerechnet Hamoudi vor dem Gegentreffer leichtfertig den Ball vertändelt hatte, passte zu diesem Abend, an dem wenig bis nichts für den FCB lief. Dass dies der Fall sein könnte, hatte sich in der 19. Minute und dem ungerechtfertigten Platzverweis gegen Serey Die angedeutet. Es war die erste von letztlich zwei entscheidenden Szenen. Auf Basler Seite waren sich die Betroffenen einig, dass die Rote Karte überzogen war. Sie wahrten aber auch in ihrem Frust die Contenance und machten den Schiedsrichter nicht zum Thema. Warum Schiedsrichter Deniz Aytekin Serey Die für dessen Tackling in der 19. Minute direkt Rot zeigte, wird das Geheimnis des deutschen Referees bleiben. Bereits in der Pause des Spiels hatte sich Aytekin uneinsichtig gezeigt. Im Gespräch mit Sousa hatte der Unparteiische diesem erklärt, dass er die Fernsehbilder gesehen und mit dem Entscheid richtig gelegen habe. Aytekin befindet sich der Fifa-Schiedsrichter in bester Gesellschaft, bereits an der WM in Brasilien hatten sich die Schiedsrichter mit Selbstkritik schwer getan.

Chance zur Revanche

Anstatt sich zu beklagen, zogen die Basler Spieler aus der Benachteiligung durch den Schiedsrichter Motivation für das Rückspiel, das in elf Tagen im St.-Jakob-Park stattfindet. Frei sprach von «Revanchegelüsten», Davide Callà sagte: «Wir wollen unseren Fans zeigen, dass die Niederlage hier ungerechtfertigt war.» Klar ist, dass der FCB das Heimspiel gegen Ludogorez gewinnen muss, damit er das Schicksal im Kampf um Platz 2 weiterhin in den eigenen Händen hat.

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