Der Cartagena Dialogue soll die Blöcke aufbrechen

Von Christian Mihatsch

Cancún. – Bei den Klimaverhandlungen herrscht das Konsensprinzip. Jedes der 194 Mitgliedsländer der Uno-Klimakonvention muss einem Ergebnis zustimmen. Bei den Verhandlungen selber treten aber meist nicht die einzelnen Länder auf, sondern Verhandlungsgruppen. Ein neues Dialogforum will diese Gruppen jetzt aufbrechen.Die grössten Gruppen sind die EU und die Gruppe der Entwicklungsländer G-77 plus China. Letztere hat allerdings nicht 77 Mitglieder, sondern 131. Selbst die USA sind Teil einer Gruppe: Zusammen mit Australien, Japan und Kanada firmieren sie als Umbrella Group. Die Gruppen folgen strikt der Unterscheidung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Mit einer Ausnahme: Die Environmental Integrity Group umfasst die Schweiz, Liechtenstein, Monaco, Südkorea und Mexiko.Während Gruppen die Verhandlungen vereinfachen und beschleunigen, zementieren sie auch den Gegensatz zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, was die Verhandlungen lähmt. Um diesen Gegensatz aufzubrechen, haben 27 Länder und die EU im Anschluss an den Gipfel von Kopenhagen ein Dialogforum gegründet: den Cartagena Dialogue. Zu diesem Forum gehören Industrieländer und Entwicklungsländer. Und im Gegensatz zu früheren Dialogforen wird im Cartagena Dialogue nicht nur geredet. Der Dialog erarbeitet eigene Textvorschläge für die Verhandlungen – während normalerweise nur Verhandlungsgruppen Vorschläge einbringen. Einige Entwicklungsländer fürchten nun, der Dialog unterminiere die G-77 plus China. Und damit haben sie nicht einmal unrecht. Denn Ziel des Cartagena Dialogue ist es gerade, den Gegensatz zwischen den Blöcken aufzuweichen. Ob dies gelingen wird, steht allerdings auf einem anderen Blatt.