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Das Risiko einer hochgerüsteten Golfregion bleibt

Nicht ganz heimlich, aber still und bisher leise forciert US-Präsident Barack Obama eine Strategie, die darauf abzielt, den Einfluss Irans in der Golfregion zurückzudrängen.

Südostschweiz
14.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Thomas J. Spang

Gezielt helfen die USA befreundeten Staaten, ihre Streitkräfte zu modernisieren. Israel, Irak, Kuwait und Oman erhielten Zusagen zum Kauf neuer US-Waffensysteme. Jetzt soll auch Saudi-Arabien bedient werden. Die angestrebten Exporte mit einem Volumen von 60 Milliarden US-Dollar zerren die Eindämmungsstrategie nun ins öffentliche Rampenlicht. Überträfe die Lieferung von Flugzeugen, Helikoptern und Raketenabwehr-Systemen an die Saudis doch alle Rüstungsexporte 2009 weltweit zusammengenommen.Im US-Kongress dürfte es nicht allzu viel Widerstand gegen den Mega-Deal geben. Israel behält durch die exklusive Lieferung der am weitesten entwickelten Kampfjets vom Typ F-35 einen technologischen Vorsprung und hat mit Saudi-Arabien einen Verbündeten, der genauso wenig Interesse an einem hegemonialen Iran hat. Tatsächlich lässt das Verhalten der Mullahs in Teheran den USA und ihren Alliierten wenig Optionen.Verglichen mit den Konsequenzen eines Militärschlags gegen die Nuklearanlagen des Irans, erscheint die Eindämmung des aggressiven Regimes als der bessere Weg. Obama schafft mit den Rüstungsexporten in die Region eine notwendige Voraussetzung dafür. Falls sich Teheran nicht davon abbringen lässt, eine Atombombe zu bauen, können die USA den Nachbarstaaten Irans ergänzend zur konventionellen Abschreckung anbieten, einen atomaren Schutzschirm über die Region zu spannen.Unbehagen ist dennoch angebracht. Führen die Rüstungsexporte doch zu einer brisanten Hochrüstung am Persischen Golf. Niemand kann garantieren, dass eine solche Ansammlung von Rüstungsgütern in einer so instabilen Region am Ende keine unbeabsichtigten Konsequenzen hat. Obama hat entschieden, mit diesem Risiko zu leben, und erweist sich damit ein weiteres Mal als Realpolitiker, der seine Optionen kühl abwägt.

zentralredaktion@suedostschweiz.ch

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