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Das heitere Gefiepe und monotone Geratter Berlins

Von Berlin aus erspielt sich die irische Singer-Songwriterin Wallis Bird das Lob von Musik-Jurys und von der britischen Fachpresse. Heute Nacht tritt sie mit ihrer Band im Churer Tanzclub «Selig» auf.

Südostschweiz
24.10.14 - 02:00 Uhr

Von Simon Ambühl

Chur. – Der aktuelle Sound der 32-jährigen, in Berlin lebenden, irischen Singer-Songwriterin Wallis Bird fühlt sich an, wie eine Mischung aus Klängen einer traditionellen Folk-Session und Grooves eines Prenzlauer-Bergischen Untergrundclubs. Bestückt mit Band, neun Fingern an der Gitarre und ihrer eindrücklichen, kratzigen Stimme, befindet sich Bird zurzeit auf ausgedehnter Europatournee.

Die Finger abgeschnitten

Bereits im zarten Alter von zwei Jahren bekam Wallis Bird ihre erste akustische Gitarre vom Vater geschenkt – ein Jahr nachdem ihr unglücklicherweise der Rasenmäher alle fünf Finger der linken Hand abgeschnitten hatte. Vier davon konnten wieder angenäht werden, und obwohl sich für Rechtshänder normalerweise die Linke als Greifhand anbietet, beschloss Bird kurzum, ihre Gitarre anders herum zu spielen. Die Seiten liess sie jedoch in ihrer Reihenfolge unverändert.

Nach der Schule beschloss Bird in Dublin Musik zu studieren. Im Rahmen eines Austauschjahres kam sie zum ersten Mal nach Deutschland, wo sie einen Teil ihrer jetzigen Band und den Produzenten Marcus Wüst kennenlernte. Nach der erfolgreichen EP «Branches untangle» wurde Bird von einem Major-Label unter die Fittiche genommen. Im Jahre 2007 debütierte sie mit dem Album «Spoons», ihrem ersten von bisher insgesamt vier veröffentlichten Longplayern. Die meisten der darauf enthaltenen Songs wurden bereits in Deutschland aufgenommen. Daraufhin folgten diverse Tourneen und Konzerte mit namhaften Künstlern wie Gossip, Rodrigo y Gabriela oder Katzenjammer.

Auch nach ihrem Umzug in die hippste aller hippen Städte wurde das Schaffen der irischen Künstlerin in ihrer Heimat geehrt. Bird gewann gleich zweimal den «Meteor Ireland Music Award»; erst als Newcomerin und später als Best Female Act National.

Auf dem aktuellen Album «Architecture» hört man die Liebe zur Wahlheimat Berlin am deutlichsten heraus. Da hat sich die Irin wohl die eine oder andere Nacht im viel gelobten Nachtleben der Hauptstadt Deutschlands um die Ohren geschlagen, und sich vom heiteren Gefiepe und monotonen Geratter der Diskotheken Berlins inspirieren lassen. Beide Länder – Deutschland und Irland – gönnen sich Bier und beide können feiern. Dementsprechend klingt das Resultat – homogen, prickelnd, ehrlich.

Die britische Presse überschlägt sich

Ich empfehle, sich die Liveversionen von «Hardly, Hardly» bei «Anke hat Zeit» oder «Encore» bei «Inas Nacht» auf dem Videokanal Ihres Vertrauens anzuschauen! Und selbstverständlich gibt es noch Dutzend anderer Clips und Livemitschnitte dieser irischen Kraftfrau in den Tiefen des Netzes zu finden.

Die Britische Presse überschlägt sich ob Birds Talent, und wenn man den Fotos auf ihrem öffentlichen Social Media Account trauen will, bleibt kein Tanzbein ungeschwungen an ihren Konzerten. Selbstverständlich schlägt sie auch mal ruhigere Töne an und man darf sich einen Moment lang in einem alten Pub im Landesinnern Irlands wähnen.

So ehrlich, direkt und geradeaus wie ihre Musik scheint auch die Sängerin selbst, wenn sie in einem Interview sagt, dass neben ihrer Musik auch zwei weitere grosse Argumente für ihre Liveshow sprechen würden. Mit Groupies habe die Künstlerin keine Mühe und verrät sogar, dass aus lustigen Nächten auch schon mal die eine oder andere Freundschaft fürs Leben entstanden sei. Nur aufdringliche und zu schwärmerische Zeitgenossen und -genossinnen hätten bei ihr einen schwereren Stand. Dann gehen wir doch mal schauen, ob heute Abend im «Selig» in Chur auf der andern Seite des Regenbogens ein Kessel mit Gold warten wird!

Wallis Bird: Freitag, 24. Oktober, 23.30 Uhr. «Selig», Chur.

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