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Bündner Exportwirtschaft hat die Krise vorerst überwunden

Die Exporte der Bündner Betriebe konnten in den ersten acht Monaten dieses Jahres um 28,8 Prozent gesteigert werden. Die Freude über den Aufschwung wird wegen des starken Frankens etwas getrübt.

Südostschweiz
22.09.10 - 02:00 Uhr
Zeitung

Von Stefan Bisculm

Chur. – Die in Graubünden angesiedelte Exportwirtschaft wurde im letzten Jahr arg von der Krise geschüttelt. Insgesamt ging der Wert der exportierten Güter 2009 um 34,7 Prozent zurück. Doch schon dieses Jahr konnte davon einiges wieder wettgemacht werden. Der Wert der Bündner Exportgüter nahm in den ersten acht Monaten gegenüber der Vorjahresperiode um 28,8 Prozent zu. Dies teilte die eidgenössische Zollverwaltung gestern mit. Die gesamte Schweizer Exportwirtschaft verzeichnete im gleichen Zeitraum einen Anstieg von acht Prozent.

Zehn Prozent des BIP

Wie der Statistiker des Amtes für Wirtschaft und Tourismus Graubünden, Patrick Casanova, erklärt, sind die im nationalen Vergleich starken Zuwächse der Bündner Exporte in erster Linie ein Gegeneffekt zu den überdurchschnittlichen Einbrüchen im Vorjahr. Die starken Ausschläge nach unten und oben seien vor allem eine Folge der kaum diversifizierten Bündner Exportausfuhren. 80 Prozent der Exporte sind entweder maschinelle oder chemische Produkte, entsprechend stark machen sich Veränderungen in diesen Bereichen bemerkbar (siehe Grafik). Die exportorientierten Betriebe in Graubünden erwirtschaften rund zehn Prozent des kantonalen Bruttoinlandproduktes (BIP). Der Bärenanteil geht dabei auf das Konto der Unternehmen Ems, Trumpf, Würth, Hamilton und Cedes.

Euro drückt auf die Stimmung

Der Spezialchemiekonzern Ems kann auf einen besonders guten bisherigen Jahresverlauf zurückblicken. Er steigerte seinen Umsatz im Vergleich zum ersten Halbjahr 2009 um 54 Prozent, der Gewinn wurde sogar mehr als verdoppelt. Ein kleiner Wermutstropfen für das Unternehmen sei aber der schwache Euro, der auf die Margen drücke, bemerkte Konzernchefin Magdalena Martullo im Juli anlässlich der Präsentation der Halbjahreszahlen.Seither hat der Franken gegenüber dem Euro weiter an Wert gewonnen. Die Expertengruppe des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) hat vor diesem Hintergrund vergangene Woche vor einer spürbaren Abkühlung der Konjunktur gewarnt. Die Geschäftserwartungen der stark exportorientierten Firmen haben sich laut Seco über den Sommer erstmals wieder leicht verschlechtert. Die Expertengruppe erwartet für die Ausfuhren von Gütern und Dienstleistungen für 2011 noch eine bescheidene Zunahme um 2,2 Prozent. Neben den relativ verhaltenen Konjukturimpulsen aus Europa und den USA sei mit deutlichen wechselkursbedingten Bremseffekten zur rechnen.Eugen Arpagaus, Leiter des Amtes für Wirtschaft und Tourismus, hat von Unternehmerseite bereits verschiedentlich Signale erhalten, dass «es mit dem schwachen Euro nicht einfach» werde. Insbesondere weil der Bündner Export sehr stark auf den Euro-Raum ausgerichtet sei.

Optimismus bei Hamilton

Die in der Medizinaltechnik tätige Firma Hamilton in Bonaduz blickt dennoch optimistisch ins nächste Jahr. Wie CEO Andreas Wieland erklärt, muss Hamilton wegen der Konkurrenz im Euro-Raum zwar die Preise anpassen, was direkt auf die Margen schlägt. Knapp die Hälfte der Differenz könne die Firma aber durch günstigere Einkaufspreise im Euro-Raum wieder kompensieren. Wieland: «Hamilton war während und nach der Krise sehr innovativ. Ich rechne deshalb auch im nächsten Jahr mit einem Wachstum von rund 20 Prozent.»

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