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Autobauer Renault brüskiert sein Heimatland

Der französische Autohersteller Renault baut seine Produktion in Spanien aus. Die Gewerkschaften in Paris werfen ihm vor, Europas Belegschaften gegeneinander auszuspielen.

Südostschweiz
23.11.12 - 01:00 Uhr

Von Stefan Brändle

Paris. – Einer reibt sich die Hände: «Ich hatte nicht viele Gelegenheiten zur Freude, seitdem ich die Regierung leite», kommentierte Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy am Mittwoch die Unterzeichnung eines «Sozialpaktes» mit Renault. Der französische Autobauer verspricht darin, in seinen Werkstätten in Valladolid, Sevilla und Palencia insgesamt 1300 zusätzliche Stellen zu schaffen. Für das von hoher Arbeitslosigkeit gebeutelte Land ist das Balsam auf die Wunden. Die neuen Stellen schafft die Renault-Direktion in Absprache mit den grossen spanischen Gewerkschaften. Diese machten im Gegenzug Zugeständnisse im Bereich der Löhne und der Arbeitsflexibilität.

Unzufriedener Renault-Chef

Diese Einigung hat gemäss Renault vor allem zum Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Produktionsstätten zu erhöhen. Schon heute stehen die spanischen Fabriken im europäischen Vergleich gut da; gegenüber dem Nachbarland Frankreich zahlt Renault in Spanien um 30 Prozent tiefere Löhne. Der Autobauer beschäftigt in Spanien 10 000 Arbeiter – 90 Prozent ihrer Produktion werden exportiert. Also könnte Renault diese Fahrzeuge auch in Frankreich (55 000 Arbeiter) herstellen lassen. Doch dort stehen die Fabriken wegen der zunehmenden Überkapazitäten nun oft die Hälfte der Zeit still. Renault-Chef Carlos Ghosn ist auf das Heimatland des Autobauers nicht mehr gut zu sprechen. Er kann es nicht offen sagen, doch am liebsten würde er dort Arbeitsplätze und Fabriken abbauen, wie es PSA Peugeot-Citroën kürzlich in Paris-Aulnay vorgemacht hat.

Gewerkschaften unter Druck

Das Abkommen mit Spanien setzt die französischen Gewerkschaften unter Druck. Renault will im Januar auch in Frankreich ein «Abkommen zur Erhöhung der

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