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Deutsche Gewerkschaft spricht von «Scheinangebot» der Bahn

Im Tarifstreit mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hat die Deutsche Bahn nach eigenen Angaben Bereitschaft zum Entgegenkommen signalisiert. Die Gewerkschaft sprach in der Nacht auf Freitag von einem «Scheinangebot».

Agentur
sda
12.05.23 - 02:05 Uhr
Wirtschaft
Die deutsche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat zu neuen Warnstreiks aufgerufen. (Archivbild)
Die deutsche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hat zu neuen Warnstreiks aufgerufen. (Archivbild)
Keystone/EPA/CLEMENS BILAN

«In intensiven Gesprächen bis zum späten Donnerstagabend» habe man der EVG zugesagt, ihrer vor Monaten erhobene Forderung nach einer Abbildung des gesetzlichen Mindestlohns nachzukommen, teilte die Bahn gegen Mitternacht mit. «Wir haben die Forderung zum Mindestlohn erfüllt, jetzt steht die EVG im Wort», so DB-Personalvorstand Martin Seiler. «Die EVG muss nun ihre Zusage einhalten und den 50-stündigen Warnstreik absagen.»

EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch sagte der deutschen Nachrichtenagentur DPA auf Anfrage, es handele sich um ein «Scheinangebot» der Bahn. «Der Arbeitgeber hat am Ende nach langwierigen Gesprächen eine Lösungsoption auf den Tisch gelegt, die für uns diskussionswürdig war. Nachdem wir angefangen haben, diese zu diskutieren, hat er dann einen Rückzieher gemacht.»

Die EVG hatte die DB nach der Ankündigung des Warnstreiks am Donnerstag zu Gesprächen aufgefordert, wie Loroch in der Nacht zu Freitag erklärte. Nach aktuellem Stand werde der Warnstreik stattfinden. Die Gewerkschaft habe der Bahn aber ein Ultimatum gesetzt, im Laufe des Freitags auf sie zuzukommen «und sich zu besinnen».

Fernverkehr komplett eingestellt

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft hatte die Beschäftigten am Donnerstag zu einem Ausstand aufgerufen, der von Sonntagabend, 22.00 Uhr, bis Dienstagabend, 24.00 Uhr, dauern soll. Die Bahn entschied wenig später, in dieser Zeit den Fernverkehr komplett einzustellen. «Auch bei DB Regio wird während des Streiks grösstenteils kein Zug fahren», teilte der bundeseigene Konzern weiter mit.

Besonders vehement wurde zuletzt über den Mindestlohn gestritten, den bei der DB etwa 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur über Zulagen erhalten. Zweimal hatte die EVG im laufenden Tarifkonflikt bereits zum Ausstand aufgerufen - auch bei diesen Aktionen folgten die Einstellung des Fernverkehrs und ein fast kompletter Stillstand im Regionalverkehr.

Die Gewerkschaft vertritt bei der Bahn Beschäftigte aus fast allen Bereichen und hat sämtliche Berufsgruppen zum Warnstreik aufgerufen. Entsprechend sind die Auswirkungen direkt heftig. Treten etwa die Fahrdienstleiter in den Warnstreik, steht gleich der gesamte Verkehr auf bestimmten Streckenabschnitten still.

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