Solarprojekt zieht um
Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich sistieren ihr Solarprojekt am Walensee. Die Testanlage wird im Frühling abgebaut und nach Davos verlegt.
Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich sistieren ihr Solarprojekt am Walensee. Die Testanlage wird im Frühling abgebaut und nach Davos verlegt.
von Daniel Graf
Die Solar-Testanlage im stillgelegten Steinbruch Schnür in Quinten am Walensee ist eine Geschichte mit wenig positiven Wendungen: Schon bei der Installation der Testanlage kündeten Pro Natura und die Eidgenössische Natur- und Heimatschutzkommission Widerstand an: Der Steinbruch ist im Bundesinventar der Landschaften von nationaler Bedeutung (BLN) gelistet. Ein Solarprojekt von der Grösse von elf Fussballfeldern wäre für Pro Natura eine «Verschandelung des Walenseeufers». Später stellte sich heraus, dass die erhoffte Effizienzsteigerung der Anlage durch die Reflexion des Sonnenlichts im Walensee nicht den gewünschten Effekt bringt.
Wiederaufbau beim Totalpsee
Träger der Testanlage sind die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG und die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ). Diese reagieren nun auf die unerfreulichen Entwicklungen: Sobald die Testmessungen im kommenden Frühling abgeschlossen sind, wird das Projekt am Walensee auf Eis gelegt.
Die Testanlage jedoch wird wieder aufgebaut – und zwar in Davos, genauer gesagt an einer Stelle südlich des Totalpsees auf rund 2500 Meter über Meer. Dort soll laut EKZ-Sprecher Graber mit einer ähnlich grossen Testanlage wie am Walensee untersucht werden, wie sich die Reflexion im Schnee auf die Stromproduktion auswirkt. Der Umzug kostet die EKZ rund 90 000 Franken. Läuft alles nach Plan und bewilligt die Gemeinde Davos das Baugesuch, sollen laut Graber ab nächstem Winter die ersten Messungen durchgeführt werden.
Warten auf die Politik
«Solange nicht klar ist, ob die Politik sich Solaranlagen in BLN-Gebieten vorstellen kann, ist die Bewilligungsfähigkeit der Anlage nicht gegeben», sagt EKZ-Mediensprecher Noël Graber zum Übungsabbruch am Walensee. «Bis dahin gehende Entscheide gefällt sind, verfolgen wir das Projekt nicht weiter.» Er betont aber: «Die Idee einer grossen Solaranlage im stillgelegten Steinbruch bleibt für uns interessant.» Bei der Testanlage habe es sich um ein Pionierprojekt gehandelt. «Unsere Messungen haben gezeigt, dass die Erträge der Testanlage rund 15 Prozent über dem Schweizer Durchschnitt liegen.»
Ortsgemeinde fehlen Einnahmen
Auch Alois Janser von der Ortsgemeinde Quinten will das Projekt noch nicht abschreiben. Für die Ortsgemeinde war der Steinbruch, als dieser noch in Betrieb war, die wichtigste Einnahmequelle. Von der Produktion von Solarstrom erhofft man sich, den Wegfall dieser Einnahmen abfedern zu können. Janser weiss aber: «Ob die grösste Solaranlage der Schweiz in Quinten je realisiert werden kann, ist von der Energiestrategie des Bundes abhängig». Aber aufgeschoben sei nicht aufgehoben, gibt Janser sich zuversichtlich.
Anders sieht es der auf alternative Energiegewinnung spezialisierte Journalist Hanspeter Guggenbühl: «Ich bleibe dabei: Die Solaranlage wird mit grösster Wahrscheinlichkeit nie realisiert.» Der zu erwartende Widerstand von Landschaftsschützern und der Widerstand gegen frei stehende Anlagen würden dagegen sprechen, weil es genügend bestehende Bauten gäbe, die man mit Solarpanels ausrüsten könnte. «Und bei Sistierungen verhält es sich ähnlich wie bei Todesfällen: Begräbnisse sind danach häufiger als Auferstehungen.»
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