×

WEF-Kritik aus dem Davoser Iglu-Camp geht um die Welt

Die Occupy-Bewegung hat in Davos einen Marketingtreffer gelandet. Ihr Iglu-Camp zieht enorm viele Medienschaffende an; die Botschaften gegen das World Economic Forum (WEF) werden weltweit verbreitet.

Südostschweiz
23.01.12 - 20:50 Uhr

Davos. – «Das Iglu-Camp ist eine Methode, um unsere Botschaft zu übermitteln, aber es ist sicher nicht die Botschaft selbst», sagt David Roth. Der Präsident der Schweizer Juso hat die Nacht auf Montag in einem jener fünf Iglus in Davos Dorf verbracht, deren Bilder derzeit um die Welt gehen. Der News-Gigant CNN war bereits vor Ort, jetzt warten Journalisten der Nachrichtenagentur Reuters auf ein Interview mit Roth.

Für ihn und seine Mitstreiter, die unter dem Motto «Occupy WEF» diese Woche in Davos kritische Akzente setzen wollen, hat sich die Anstrengung des Iglu-Baus und das Ausharren in der Kälte gelohnt. Das Camp ist beliebter Bildstoff bei den aufgrund des WEF vor Ort anwesenden internationalen Medien und mit den Berichten darüber werden zugleich die Botschaften der Bewegung transportiert.

«Eine neue Art des Protests»

Auch der Davoser SP-Grossrat Sascha Müller hat bereits eine Nacht im «Occupy»-Dorf verbracht. Allerdings nicht im Iglu, sondern in einem unbeheizten Jurtezelt des Camps, in dessen Innern es nicht viel wärmer war als in einem der Iglus. «Es ist eine neue Art von Protest, welche die Occupy-Bewegung in Davos durchführt. Das wirkt gut und wir haben vermehrt Chancen, Personen anzuziehen, als mit den Demonstrationen in der Vergangenheit», meint Müller.

Gerade wegen dem derzeit vorherrschenden medialen Rummel legen aber Roth wie auch Müller Wert darauf, dass man nicht als «lustiges Iglu-Camp» wahrgenommen werden will und man auch kein «Disney-Land» aufbaut. Im Zentrum steht einzig die Botschaft an die vielen Teilnehmer des WEF. Roth dazu: «Wir wollen nicht, dass sich einzelne Leute das Recht herausnehmen, über andere zu entscheiden. Wir wollen nicht, dass ohne demokratische Legitimation Entscheide für die Zukunft der Welt getroffen werden.»

Aus Luzern in die Davoser Kälte

Die Occupy-Bewegung kann auch in der Kälte auf Unterstützung zählen. So reiste etwa Lukas Schumacher aus Ruswil (Luzern) an, um zu protestieren: «Es gibt auch Menschen, die mit dem WEF nicht zufrieden sind. Die Staaten haben nicht mehr die Macht in unserer Welt, sondern Grosskonzerne. Das sollte man ändern.» Der Kälte im Iglu getrotzt hat auch die in Reiden (Luzern) wohnhafte Laura Fuchs. «Ich war schon auf dem Paradeplatz dabei und will auch in Davos ein Zeichen setzen. Die WEF-Teilnehmer sollen nicht nur ihr Ding durchziehen und so tun, als ob alles, was sonst geschieht, sie nichts angeht.» (béz)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR