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Stammzellen bilden neues Gewebe nach Herzinfarkt

Weltweit laufen Versuche, mit umprogrammierten Stammzellen geschädigtes Herzgewebe nach einem Herzinfarkt zu reparieren. Zürcher Kardiologen haben nun ein neues Nachweisverfahren für die Stammzellen entwickelt und im Tiermodell zeigen können, dass die Zellen sich tatsächlich in Gefässzellen umwandelten.

Südostschweiz
23.07.12 - 20:50 Uhr

Zürich. – In den letzten Jahren wurden weltweit über 2000 Patienten mit der sogenannten adulten Stammzelltherapie nach einem Herzinfarkt behandelt, wie das Universitätsspital Zürich am Montag mitteilte. Dabei werden meist Stammzellen aus dem Knochenmark, die noch nicht auf einen Zelltyp festgelegt sind, in den geschädigten Herzmuskel gespritzt.

Noch kein bahnbrechender Erfolg 

Die Hoffnung ist, dass sie sich dort in neue Gefäss- und Muskelzellen verwandeln und die geschädigten Regionen reparieren. Da es körpereigene Zellen sind, kommt es nicht zu Abstossungsreaktionen wie bei der Fremdtransplantation. Der bahnbrechende Erfolg blieb aber bislang aus, da eine wirkliche Umwandlung der Stammzellen in Herzmuskelgewebe nicht stattfand, schreibt das Spital.

Nun hat ein Team um Christian Templin von der Klinik für Kardiologie diese Umwandlung bei Schweinen erstmals über längere Zeit nachweisen können. Die Forscher haben gentechnisch veränderte menschliche Stammzellen speziell markiert und in Schweine transplantiert, bei denen künstlich Herzinfarkte ausgelöst worden waren.

Neue Gefässzellen in Schweineherzen

Diese Schweine untersuchten sie während 15 Wochen regelmässig mittels Computertomographie (CT). Die Forscher konnten zeigen, dass sich in dieser Zeit im Herz aus den Stammzellen Gefässzellen gebildet hatten, wie die Forscher im Fachblatt «Circulation» berichten. Diese könnten möglicherweise zu einer Verbesserung der Pumpfunktion beitragen, schreiben sie.

Vor einer klinischen Anwendung am Patienten müssten jedoch wichtige grundlegende Fragen geklärt werden, warnte Templin gemäss der Mitteilung. Zum Beispiel wird befürchtet, dass die teilungsfähigen Stammzellen Tumoren bilden könnten. «In weiteren Studien werden wir versuchen, diese Zelltherapie zu optimieren», sagte Templin. «Unser Ziel ist es, untergegangenes Herzmuskelgewebe durch körpereigenes schlagendes Gewebe zu ersetzen.»

Haupttodesursache in Industrieländern

Der Herzinfarkt als Folge von Erkrankungen der Herzkranzgefässe ist nach wie vor die Haupttodesursache in Industrieländern. Im Jahr 2009 starben in der Schweiz 8577 Personen daran, was rund 14 Prozent aller Todesfälle in diesem Zeitraum entspricht. (sda)

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