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Hat sich Zernez zu viel vorgenommen?

Zernez will bis 2020 alle Gebäude ausschliesslich aus eigener und CO2-freier Energieproduktion versorgen. ETH-Wissenschaftler haben nun die Machbarkeit untersucht: Das Ziel sei ohne Beeinträchtigung des Ortsbildes erreichbar, aber kaum bis 2020, lautet das Fazit.

Südostschweiz
22.07.14 - 18:53 Uhr

Zernez/Zürich. – Die Projektziele (südostschweiz.ch berichtete) dürften erst zwischen 2040 und 2050 erreicht werden, wie die ETH mitteilte. Zu diesem Schluss ist ein interdisziplinäres Team der ETH Zürich gekommen, welches das vom Bund unterstützte Projekt «Zernez Energia 2020» eng betreut.

Um den Energieverbrauch zu senken, schlagen die Wissenschaftler vor, Gebäude zu sanieren. Statt mit Erdölheizungen und alten Elektroheizungen zu heizen, sollen die Zernezer auf Fernwärme aus der gemeindeeigenen Holzschnitzelheizung zurückgreifen oder auf Wärmepumpen.

Restliche Emissionen zu kompensieren

Mit diesen Massnahmen lassen sich die CO2-Emissionen laut den ETH-Forschern stark reduzieren, aber nicht vollständig vermeiden. Um mittelfristig dennoch eine neutrale CO2-Bilanz zu erreichen, schlagen die Forscher vor, die verbleibenden Emissionen zu kompensieren.

Dazu soll das Bergdorf mit 1150 Einwohnern vermehrt Strom aus erneuerbaren Quellen produzieren, ins Schweizer Netz einspeisen und verkaufen. Für die Stromproduktion sollen Kleinwasserkraftwerke gebaut und die Solarenergie stärker genutzt werden. Und das Holz aus den Wäldern der Gemeinde soll vermehrt für die zentrale Holzschnitzelheizung verwendet werden.

Spätere Umsetzung sinnvoll

Weiter schlagen die Forscher vor, eine Umsetzung des Vorhabens bis 2020 erst gar nicht anzustreben. Der Bau der vorgeschlagenen Infrastruktur wäre laut der Studie sehr teuer, wenn damit der heutige Energiebedarf gedeckt und die heutigen CO2-Emissionen kompensiert werden sollten.

Die Wissenschaftler gehen aber davon aus, dass in Zukunft wegen Energiesparmassnahmen weniger Energie benötigt und weniger CO2 produziert wird. Das Projekt soll daher auf einen reduzierten, zukünftigen Energiebedarf ausgerichtet werden und auf niedrigere CO2-Emissionen.

Die ETH-Forscherinnen und Forscher präsentieren ihre Ergebnisse und Vorschläge in einer Ausstellung in Zernez. Die Schau ist bis 17. August im Stall «Röven 8» zu besichtigen. (so)

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