×

Cavigelli: «Der Bär hat es nicht schön und wir auch nicht»

Braunbär M13 sorgt im Puschlav für immer mehr Verunsicherung. Um sich einen Eindruck zu verschaffen und den Puls der Bevölkerung zu fühlen, reiste der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli in das Südtal.

Südostschweiz
12.10.12 - 17:37 Uhr

Poschiavo. – Auslöser der Reise war das Vordringen des Braunbären auf ein Schulareal in Poschiavo («suedostschweiz.ch» berichtete). In den frühen Morgenstunden des Mittwochs hatte M13 ein dort aufgestelltes Bienenhäuschen genackt. In den Tagen davor hatte er mehrere Schafe gerissen, einige davon in der Nähe von Siedlungen. Die Wildhut überwacht den Bären regelmässig. Durch den Sender am Hals kann sie seine ungefähre Postion feststellen. «Wir wollen den Puschlavern klarmachen, dass wir die Situation ernst nehmen», sagte Cavigelli anlässlich eines Treffens am Freitag («suedostschweiz.ch» berichtete). Auch will er aufzeigen, dass der Kanton bisher alles andere als untätig war. Vergangene Woche wurden sechs Wildhüter ins Puschlav geschickt. Sie folgten M13 und versuchten, ihn zu vergrämen. Sie brannten dem Jungbären wiederholt eine Ladung Gummischrot auf den Pelz.

Fast schon ein Problembär Der in lokalen Medien wiederholt geäusserte Vorwurf, der Kanton habe das Puschlav im Stich gelassen, stimme nicht, erklärte der Bündner Regierungsrat Mario Cavigelli. Ein Informationsdefizit gäbe es nicht. Für die Bevölkerung fand Anfang September eine Informationsveranstaltung statt. Sie wurde von mehreren hundert Personen besucht. Die Gemeinden versorgte der Kanton mit Flyern für den Streuversand an die Einwohner. Er sei sich bewusst, dass die Bevölkerung verunsichert sei, betonte der Forstdirektor. Das Puschlav habe noch keine Erfahrung mit Bären. Da sei es normal, dass die Emotionen hoch gingen. M13 gelte nach wie vor als auffälliger Bär. Er entwickle sich aber zum Problembären. «Wir sind bereit, die Einstufung sehr rasch zu ändern und zu reagieren», betonte Cavigelli. Die Stufe Risikobär bedeute das Todesurteil für das Tier.

Graubünden kein Bärenland Cavigelli macht keinen Hehl daraus, dass er mit der Situation nicht glücklich ist. Der Kanton stehe zwischen zwei Fronten. Auf der einen Seite gehe es um den Schutz des Bären, der vom Bund aufgrund einer internationalen Konvention definiert werde. Auf der anderen Seite stünden die Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung. In diesem Spannungsfeld müsse der Kanton das schweizerischen Bärenkonzept umsetzten. Zum Konzept hat Cavigelli eine klare Meinung: «Der Schutz des Bären im eng besiedelten Graubünden ist ein Irrläufer.» Der Kanton sei kein Bärenland. «Der Bär hat es nicht schön und wir auch nicht», sagte der Regierungsrat. Den schwarzen Peter will er nicht dem Bund zuschieben. Die Schweiz sei mit der Konvention verpflichtet, die internationalen Bemühungen um den Schutz des Bären zu unterstützen.

Am 14. April 2008 wurde Braunbär JJ3 in der Region Thusis von der Bündner Wildhut erlegt. Zuvor liess er sich des Öfteren nicht mehr vertreiben und wurde als Risikobär eingestuft. (sda/so)

Zum Dossier «Bären in Graubünden» gehts hier. Zur Übersicht «Die Rückkehr des Bären in die Schweiz» gehts hier.

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR