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Rückblick 1990: Sternschnuppe Toto Schillaci

Gianna Nannini und Edoardo Bennato besangen in ihrem WM-Song die «Notti magiche». Doch magische Nächte gab es unter dem Himmel des italienischen Sommers nur für Deutschland.

Südostschweiz
04.06.14 - 08:54 Uhr

Fussball. – Die Gastgeber dagegen stürzten nach dem Ausscheiden in den Halbfinals gegen Diego Maradona und Argentinien in eine Art Staatstrauer. Die hochdekorierten Stars von Milan, Inter und Napoli haben - und das war vor der WM eigentlich undenkbar - dem Land den vierten WM-Titel nicht schenken können.

Ein Italiener aber ging trotzdem als WM-Sieger hervor. Einer, den sie vor dem Turnier kaum kannten. Einer, der von so weit unten kommt, dass ihn viele Landsleute nicht einmal als Italiener wahrnehmen wollten: Salvatore Schillaci. Die Sternschnuppe aus Palermo, die noch ein Jahr vor der WM in der Serie B für Messina kickte. Mit sechs Treffern wurde Schillaci Torschützenkönig, er schoss Italien fast im Alleingang wenigstens bis in die Halbfinals.

Ausgerechnet ein Sizilianer wurde im Ensemble der Mailänder Ikonen Franco Baresi, Walter Zenga, Paolo Maldini oder Carlo Ancelotti zur Persönlichkeit, welche Italien wenigstens für die Zeit der WM einte. Doch so schnell der Stern von Schillaci am WM-Firmament auftauchte, so rasch verglühte er nach den magischen Nächten von «Italia '90». Nach der WM schoss Schillaci in vier Serie-A-Saisons für Juventus und Inter nur noch 22 Tore. Später versandete seine Karriere in Japan.

Ganz aus dem Gedächtnis der Italiener ist Schillaci nicht verschwunden. Der heute 49-jährige «Toto» ist immer wieder beliebter Gast in TV-Sendungen. 2004 kroch und schwitzte er sich auf der «Isola dei famosi», ein italienische Mischung aus Dschungel-Camp und Robinson-TV, in die Herzen der Zuschauer. Später spielte er in einer TV-Serie einen mafiösen Fussball-Boss aus Sizilien. Und 2012 begeisterte er die Leute mit einem Auftritt in der beliebten (Koch-)Seifenoper «Benvenuti a Tavola - Nord vs. Sud», in der sich eine nord- und süditalienische Familie in Mailand als Nachbarn und Restaurant-Besitzer konkurrenzieren. (si)

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