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Schweizer Goalies im Champions-League-Einsatz

Die Achtelfinal-Hinspiele der Champions League am Dienstag stehen im Zeichen der Schweizer Goalies. Gregor Kobel gastiert mit Dortmund in Eindhoven, Yann Sommer empfängt mit Inter Atlético Madrid.

Agentur
sda
20.02.24 - 04:30 Uhr
Fussball

Nationaltrainer Murat Yakin hat dem Schweizer Goalie-Duell Ende des letzten Jahres vorerst die Brisanz genommen. Der Basler sprach Yann Sommer sein Vertrauen aus: «Er wird an der EM im Tor stehen.» Für die einen war es ein voreiliger Entscheid sechs Monate vor dem Turnier, für die anderen ein geschickter Zug, um die Situation nicht eskalieren zu lassen.

Momentan ist die Goalie-Situation im Schweizer Nationalteam nichts anderes als ein Luxusproblem. Wie stark die Schweiz auf dieser Position vertreten ist, zeigt sich in diesen Tagen ganz besonders gut. Von den 16 noch in der Champions League vertretenen Mannschaften haben elf einen ausländischen Goalie - nur die Schweiz ist dabei zweimal mit einem Keeper vertreten.

Der Beste der Bundesliga

Der 26-jährige Gregor Kobel geniesst den Rückhalt jener Experten, die in der Bundesliga ganz genau hinschauen. Er ist jünger und grösser als Sommer, rettet den defensiv nicht immer sattelfesten Dortmundern regelmässig den einen oder anderen Punkt und weist beim Fachmagazin «Kicker» den besten Notenschnitt aller Bundesliga-Goalies auf. In der Nationalmannschaft kam er aber erst fünfmal zum Einsatz, auch weil er das eine oder mal verletzt fehlte.

Auf einen Titel wartet Kobel noch, wohl auch über diese Saison hinaus. Die letzte Möglichkeit der Dortmunder auf einen Pokal bietet sich in der Champions League. Aber trotz des eher günstigen Loses mit dem von Ex-BVB-Coach Peter Bosz trainierten PSV Eindhoven als Achtelfinal-Gegner dürfte Dortmund kaum bis zuletzt mit den Besten Europas mithalten können.

Der Zu-Null-König Europas

Anders stellt sich die Situation von Yann Sommer bei Inter Mailand dar. Der 35-Jährige ist der Rückhalt einer sehr soliden Mannschaft und dementsprechend weniger oft gefordert als Kobel. Nur etwas mehr als zwei Paraden pro Spiel muss er hinter der bestens funktionierenden Verteidigung der Italiener zeigen. Seit er im letzten Sommer nach Mailand gewechselt hat, musste er in 32 Spielen nur 14 Gegentore hinnehmen.

Inter und Sommer, das passt eben auch, weil der Routinier mit der Erfahrung von 87 Länderspielen sich kaum Fehlgriffe leistet und konstant auf einem hohen Niveau spielt. Kein anderer Goalie aus den Top-5-Ligen Europas hat in der Meisterschaft so oft zu null gespielt wie Sommer (15 Mal). «Es ist traumhaft», zog der Goalie nach den ersten Monaten in Italien gegenüber der «NZZ am Sonntag» Bilanz.

Gegen das offensive Atlético

Bei Inter stimmt es in dieser Saison von ganz hinten bis ganz vorne: Nach 24 Spielen hat die Mannschaft von Simone Inzaghi 59 Tore geschossen und 12 kassiert. Wäre die Saison heute vorbei, wäre die Tordifferenz von +47 die fünftbeste der Serie-A-Historie, bemerkte die Mailänder «Gazzetta dello Sport» in einem Beitrag, indem die Zeitung hervorhebt, wie aussergewöhnlich Inter in dieser Saison ist.

Am Dienstagabend werden Sommer und Co. von der zweitbesten Offensive der Gruppenphase gefordert. Das in dieser Saison für einmal in der Ära von Coach Diego Simeone vor allem offensiv überzeugende Atlético Madrid stellt mit den je fünfmal erfolgreichen Antoine Griezmann und Alvaro Morata das effizienteste Sturmduo der bisherigen Champions-League-Saison.

Das Duell bleibt interessant

Auch wenn Sommer durch das Bekenntnis von Yakin etwas Druck von den Schultern genommen wurde, weiss dieser ganz genau, dass der Wind rasch drehen kann. Der eine oder andere Fehler in einem wichtigen Spiel könnte die Diskussion mit neuer Kraft entfachen. Kobel imponiert und hat in der Bundesliga zahlreiche Verfechter. Dessen Berater Philipp Degen kritisierte nach Yakins Entscheid gegenüber dem deutschen Sender «Sky», das Leistungsprinzip werde praktisch ausser Kraft gesetzt.

Sommers Ruf hat unter den Kritiken aus seiner kurzen Zeit bei Bayern München und den zuletzt auch nicht immer überzeugenden Leistungen im Nationalteam gelitten. In Italien beweist er derzeit aber, dass er wieder in bester Form ist. Am Dienstagabend wird die Fussball-Schweiz ganz genau hinschauen.

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