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Drei Schweizer lassen Bologna jubeln

Nach Jahrzehnten der Erfolglosigkeit ist Bologna in der Serie A auf Champions-League-Kurs. Die drei Schweizer im Kader tragen massgeblich zum Erfolg bei.

Agentur
sda
22.04.24 - 05:00 Uhr
Fussball
Dan Ndoye, Michel Aebischer und Remo Freuler: das "Bologna-Trio" in der Schweizer Nationalmannschaft
Dan Ndoye, Michel Aebischer und Remo Freuler: das "Bologna-Trio" in der Schweizer Nationalmannschaft
KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Am Montag richten sich in Italien alle Augen auf Mailand, wo Inter mit einem Derbysieg gegen die AC Milan den Meistertitel gewinnen kann. Fast etwas unter geht dabei das zweite Duell des Tages, das ebenfalls viel Spannung verspricht. In der Hauptstadt trifft die fünftplatzierte AS Roma auf den viertplatzierten FC Bologna; beide Teams hoffen, in der nächsten Saison in der Champions League zu spielen.

Für die Römer wäre die Qualifikation für die Königsklasse eine Rückkehr nach fünfjähriger Abstinenz, für Bologna wäre es eine Premiere – und eine Sensation. Der Klub aus Norditalien spielte in diesem Jahrtausend keine Rolle auf der europäischen Bühne. Der letzte internationale Auftritt datiert vom 9. Dezember 1999, als Bologna in der dritten Runde des damaligen UEFA-Cups an Galatasaray scheiterte. Seitdem gab es nur noch ein kurzes Gastspiel im inzwischen nicht mehr existierenden UI-Cup.

Entsprechend euphorisch ist die Stimmung in der Universitätsstadt. Das spüren auch die drei bei Bologna engagierten Schweizer Michel Aebischer, Remo Freuler und Dan Ndoye. Während Letztere auf diese Saison hin zum Klub stiessen, trägt Aebischer bereits seit Januar 2022 rot-blau. «Die Entwicklung des Klubs ist enorm positiv», sagt der 27-jährige Freiburger.

Aebischer, der Genaue

Wie viel sich in den letzten Jahren getan hat, zeigt die Tatsache, dass sich Aebischer bereits zu den «Alteingesessenen» zählt. Nur fünf Spieler sind länger im Team als er. Der ehemalige YB-Akteur gilt als zuverlässiger Spieler, der im Mittelfeld sowohl defensiv als auch offensiv eingesetzt werden kann. Seine Passqualität zählt zur höchsten in der ganzen Liga.

Trainer Thiago Motta schätzt den Schweizer, weil er sich stets in den Dienst der Mannschaft stellt. Mit Stolz trägt er die Captainbinde (sechsmal in dieser Saison), aber er murrt auch nicht, wenn er zu Spielbeginn auf der Ersatzbank sitzt (zehnmal in dieser Saison). «Grundsätzlich will ich immer spielen», sagt Aebischer. «Am Ende freue ich mich auf der Bank aber genauso über einen Treffer, wie wenn ich direkt daran beteiligt bin.» Wichtig sei, dass seine Mitspieler wüssten, dass sie sich immer auf ihn verlassen könnten.

Auch beim Feiern ist auf ihn Verlass. Das klubinterne Medienteam rennt nach einem Sieg gerne zu Aebischer aufs Feld, der – oft mit einem oder mehreren Teamkollegen – seine Freude in die Kamera schreit.

Freuler, der Kämpfer

Eine feste Grösse im Spielsystem von Motta ist Remo Freuler. Der 32-Jährige, der kurz nach Saisonbeginn von Nottingham Forest zu den Italienern wechselte, sorgt im defensiven Mittelfeld für Stabilität. Nur der designierte Meister Inter (17) und der Tabellendritte Juventus (24) haben bislang weniger Gegentore erhalten als Bologna (25).

Auch deshalb hat Bologna die Kaufoption bei Freuler gezogen, der Zürcher bleibt über diese Saison hinaus in der italienischen Liga, in der er sich sichtlich wohl fühlt. Dass er nach einem Jahr in England zu Bologna wechselte, hat unter anderem mit Giovanni Sartori zu tun, der seit 2022 Technischer Direktor des Klubs ist. Die beiden kennen sich seit Jahren, damals hatte Sartori, der in Italien ein hohes Ansehen geniesst, Freuler zu Atalanta Bergamo geholt. In sechseinhalb Jahren haben sich Freuler und Bergamo dreimal in Folge für die Champions League qualifiziert.

Eine vierte Teilnahme mit Bologna? Zu grossspurigen Aussagen lässt sich Freuler nicht hinreissen. «Natürlich wäre es schön, aber es ist noch ein weiter Weg.» Zu Bolognas letzten Gegnern in den verbleibenden sechs Runden gehören neben der AS Roma auch Napoli und Juventus.

Ndoye, der Schnelle

Neben der Verpflichtung Freulers hatte sich Sartori auch intensiv um den dritten Schweizer im Bunde, Dan Ndoye, bemüht. Der 23-Jährige, der zuvor beim FC Basel spielte, genoss von Anfang an das Vertrauen der Italiener. Bis zu seiner Verletzung kurz vor Jahresfrist gehörte er mehrmals zum Stammpersonal. Seither muss er sich oft mit der Rolle des Jokers begnügen.

Dennoch hat Ndoye seit seiner Zeit in Basel nochmals einen grossen Sprung nach vorne gemacht. So war er zuletzt auch in der Schweizer Nationalmannschaft auf der linken Seite gesetzt, und auch an der EM in Deutschland – für die das «Bologna-Trio» im Normalfall aufgeboten wird – könnte der flinke Aussenläufer eine wichtige Rolle spielen.

Er habe von Anfang an gespürt, dass in Bologna «etwas Grosses» entstehen könne, sagt Ndoye. Als wichtigen Faktor nennt er wie seine Teamkollegen Trainer Motta, der nach dem Ende seiner Spielerkarriere zunächst die U19 von PSG trainierte und dann über Genua und Spezia bei Bologna landete. «Seine Spielphilosophie passt perfekt zur Mannschaft.»

Historische Chance

Mit zusammen rund 5400 Einsatzminuten in der Meisterschaft haben die drei Schweizer einen grossen Anteil am Erfolg von Bologna. Nun soll die Krönung folgen. Sollte das Team den 4. Platz verteidigen, wäre dies die beste Klassierung seit 57 Jahren.

Dank der starken Punkteausbeute der italienischen Teams im Europacup, reicht in dieser Saison auch Rang 5 für die Champions League. Trotzdem muss Bologna dem wachsenden Druck standhalten. Zuletzt mussten sich die Rossoblù mit zwei torlosen Unentschieden gegen Frosinone und Monza begnügen.

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