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Die Elfenbeinküste findet beim Heimturnier in die Spur zurück

Auf den Trainerwechsel mitten im Turnier folgt der Sieg gegen Titelverteidiger Senegal: Die Elfenbeinküste erlebt beim Afrika-Cup im eigenen Land ein Auf und Ab.

Agentur
sda
30.01.24 - 10:46 Uhr
Fussball
Die Spieler der Elfenbeinküste feiern den Achtelfinal-Sieg gegen Senegal
Die Spieler der Elfenbeinküste feiern den Achtelfinal-Sieg gegen Senegal
KEYSTONE/AP/Themba Hadebe

Zum Schluss des Penaltyschiessens tritt der Mann an, der die Elfenbeinküste bereits in die Verlängerung gerettet hat. Zum zweiten Mal an diesem Abend beten die ivorischen Fans für Franck Kessié - und erneut werden sie erhört. Der Mittelfeldspieler, der in diesem Sommer von Barcelona zum saudischen Klub Al-Ahli gewechselt hat, schiesst das ganze Land ins Glück. Zwar steht die Elfenbeinküste nach dem Sieg gegen Senegal erst im Viertelfinal des Afrika-Cups, doch darauf hätten nach dem letzten Gruppenspiel wohl nur wenige gewettet.

Eine Woche zuvor schien der Traum vom Erfolg am Heimturnier bereits ausgeträumt. Da ging das ivorische Nationalteam, bekannt als «die Elefanten», vor der völlig konsternierten Kulisse in Abidjan gegen Äquatorialguinea mit 0:4 unter. Es war die zweite Niederlage im dritten Spiel, womit die Elfenbeinküste nur den 3. Platz in der Gruppe belegte.

Da der Afrika-Cup nach dem gleichen Modus wie die EM ausgetragen wird, bei dem die besten vier Gruppendritten ebenfalls die Achtelfinals erreichen, folgten Tage des Hoffens und Bangens. Und mittendrin, als noch unklar war, ob das Turnier für den Gastgeber weitergehen würde, kam es zum Abgang von Trainer Jean-Louis Gasset.

Abgelehntes Leih-Angebot

Die Umstände der Trennung sind nicht eindeutig. Gemäss offizieller Mitteilung hat der Verband den 70-jährigen Franzosen wegen «ungenügender Ergebnisse» entlassen. Die Zeitung «L'Equipe» schreibt jedoch, dass Gasset selber um die Freistellung gebeten haben soll. Jedenfalls wurde mit dem 40-jährigen Emerse Faé ein ehemaliger Nationalspieler als Interimstrainer präsentiert. Gleichzeitig nahm der Verband Kontakt zu einem alten Bekannten auf.

Um doch noch auf den Weg des Erfolgs zurückzufinden, sollte Hervé Renard engagiert werden. Der 55-Jährige hatte die Elfenbeinküste 2015 zum Titel am Afrika-Cup geführt, dem zweiten für das Land nach 1992. Renard geniesst seither Kultstatus bei den Westafrikanern.

Weil Renard seit letztem Jahr Trainer des französischen Frauen-Nationalteams ist, planten die Verantwortlichen, den Franzosen für die restliche Dauer des Turniers auszuleihen. Renard bestätigte die Kontaktaufnahme der Ivorer und sagte auch, dass er durchaus Interesse an der Aufgabe gehabt hätte. Für ihn war jedoch klar, dass die Anfrage nur über den französischen Verband laufen kann, und dieser verweigerte die Zustimmung für die zeitlich begrenzte Freistellung.

Göttlicher Beistand

Inzwischen hatte die Elfenbeinküste die K.o.-Phase des Turniers doch noch erreicht. Marokko bezwang im letzten Gruppenspiel Sambia, das in der Tabelle der Gruppendritten mit nur zwei Punkten gemeinsam mit Ghana hinter den Ivorern blieb. Im Achtelfinal sollten die Elefanten auf die bis dahin überzeugendste Mannschaft des Turniers treffen: Titelverteidiger Senegal um Starspieler Sadio Mané hatte als einziges Team alle drei Gruppenspiele gewonnen.

Um gegen den Favoriten zu bestehen und nicht an der riesigen Erwartungshaltung im Land zu zerbrechen, nahm die nun von Faé angeführte Mannschaft göttliche Hilfe in Anspruch. Am Samstagabend besuchten die Ivorer die Basilika Notre-Dame-de-la-Paix in der Hauptstadt Yamoussoukro. Im eindrücklichen Bau mit etwa 8000 Quadratmetern Grundfläche erhielten die Spieler den Segen. Dabei soll der katholische Priester dem Team mitgegeben haben, dass man sich immer wieder aufrappeln und neu starten könne.

Eine Eigenschaft, welche die Ivorer im Achtelfinal unter Beweis stellten, als sie in der vierten Minute bereits in Rückstand gerieten, jedoch nicht einbrachen. Dank einem Penalty kurz vor Schluss der regulären Spielzeit glich der Gastgeber aus und erzwang ein Penaltyschiessen, in dem die Spieler die Nerven behielten. Nach turbulenten Tagen scheint plötzlich wieder alles möglich für das ivorische Nationalteam.

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