×

Privilegien der Politiker in Italien am Pranger

Der Frust der Italiener über das milliardenschwere Sparpaket zur Eindämmung der Staatsschuld wird im Internet zum Massenprotest gegen die «Kaste» der Parlamentarier. Unter dem Druck der Schulden- und Finanzkrise stehen die italienischen Politiker am Pranger.

Südostschweiz
12.08.11 - 20:47 Uhr

Rom. – Die Wochenzeitschrift «L'Espresso» führt schon seit Wochen eine scharfe Kampagne gegen die «Kaste» der Parlamentarier, die nicht nur zu den bestbezahlten Politikern der Welt zähle, sondern von unvorstellbaren Privilegien profitiere.

So können die Parlamentarier im Restaurant des Senats zu Mittag Pasta mit Sardellensauce für 1,60 Euro und Rinder-Carpaccio für 2,76 Euro essen. Die Speisekarte des Senats mit Köstlichkeiten zu Spottpreisen wurde von einem Abgeordneter der Opposition im Internet veröffentlicht, was für einen Rieseneklat sorgte.

Auch andere Vorteile der Parlamentarier werden im Internet gnadenlos aufgelistet: Im Senat ist der Friseur kostenlos, die Parlamentarier bekommen Sonderangebote bei Autoherstellern. Gratis-Reisen sind an der Tagesordnung. Sogar Stunden beim Psychotherapeuten können die Parlamentarier kostenlos bekommen.

Über Facebook, Twitter und andere Internetplattformen rufen immer mehr Jugendliche zu Protestaktionen gegen das Sparpaket auf, mit dem in zwei Jahren 45 Milliarden Euro eingespart werden sollen. Wütende Italiener bemängeln im Internet, dass Politiker nur minimal vom Sparpaket betroffen seien.

Die Oppositionspartei «Italien der Werte» kündigte eine grosse Demonstration im September gegen das Sparpaket an, das die Bürger verarmen lasse, ohne die Privilegien der Politiker-Kaste anzutasten. Dabei würden Geldverschwendungen und Privilegien der Politiker die öffentlichen Kassen schwer belasten.

Das Parlament ringt nach Notlösungen, um sein Ansehen zu retten. Der Präsident der Abgeordnetenkammer Gianfranco Fini kündigte Einsparungen an. «Das Parlament ist keine privilegierte Kaste, die sich verschliesst, um ihre Interessen zu verteidigen», meinte Fini. Die Parlamentarier verkürzten sich angesichts der Krise ihre Sommerferien um eine Woche. (sda)

Kommentieren
Wir bitten um euer Verständnis, dass der Zugang zu den Kommentaren unseren Abonnenten vorbehalten ist. Registriere dich und erhalte Zugriff auf mehr Artikel oder erhalte unlimitierter Zugang zu allen Inhalten, indem du dich für eines unserer digitalen Abos entscheidest.
Mehr zu MEHR