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Lage in Ägypten weiter explosiv

Hunderte ägyptische Islamisten haben in der Nacht zum Samstag den Sitz des Gouverneurs der Provinz Nord-Sinai in Al-Arisch erstürmt. 18 Menschen erlitten Schussverletzungen.

Südostschweiz
06.07.13 - 16:55 Uhr

Kairo. – Am Mittag befanden sich immer noch Dutzende Islamisten in dem Amtsgebäude, wie Augenzeugen berichteten. Die Demonstranten protestierten gegen die Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi am vergangenen Mittwoch durch das Militär.

Die Sicherheitskräfte griffen nach eigenen Angaben nicht ein, um weiteres Blutvergiessen zu vermeiden. Die dünn besiedelte Provinz Nord-Sinai grenzt an Israel und den Gazastreifen und hat eine Fläche von rund der Hälfte der Schweiz.

Angespannte Lage in Kairo

In der Hauptstadt Kairo bereiteten sich die Sicherheitskräfte auf neue Zusammenstösse mit Anhängern der entmachteten Staatsführung vor: Bewaffnete Bereitschaftspolizisten bezogen Stellung an mehreren Strassenkreuzungen und Brücken.

Besonders ausgeprägt war die Spannung rings um die Universität Kairo, wo die islamistischen Muslimbrüder Barrikaden errichteten und den Sicherheitskräften Porträts ihres entmachteten Idols Mohammed Mursi entgegenstreckten. Auf dem zentralen Tahrir-Platz in Kairo, den mit Stöcken bewehrte Mursi-Kritiker vor gegnerischen Aktivisten abriegelten, verbrachten hunderte Demonstranten die Nacht in Zelten.

30 Tote in einer Nacht

Zuvor war die Gewalt zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten Staatschefs sowie Soldaten am späten Freitagabend weiter eskaliert. Landesweit wurden mindestens 30 Menschen bei gewalttätigen Auseinandersetzungen getötet, die meisten davon in der Küstenstadt Alexandria und in Kairo. Die staatliche Nachrichtenagentur Mena berichtete von mehr als 460 Verletzten, das Gesundheitsministerium in Kairo von mehr als 1100.

Die Militärführung hatte Mursi entmachtet und im Verteidigungsministerium festgesetzt. Auch die Führungsriege der Muslimbrüder wurde festgenommen, die islamische Verfassung ausser Kraft gesetzt. Als Übergangspräsident setzten die Streitkräfte den obersten Verfassungsrichter Adli Mansur ein, der sogleich das von den Islamisten dominierte Oberhaus auflöste. (sda)

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