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Fünf Menschen sterben pro Tag an Europas Aussengrenzen

An den europäischen Grenzen sind im vergangenen Jahr im Durchschnitt fünf Menschen pro Tag bei Versuchen der illegalen Einreise gestorben. Mindestens 2000 Menschen hätten im vergangenen Jahr an den EU-Aussengrenzen den Tod gefunden, gab das Netzwerk Migreurop am Donnerstag in Paris bekannt.

Südostschweiz
08.11.12 - 22:40 Uhr

Paris. – Dem Netzwerk gehören etwa 40 Organisationen aus Europa und Afrika an, die sich für den freien Zugang zur Europäischen Union einsetzen.

Die Zahlen für 2011 liegen aufgrund des Militäreinsatzes gegen Libyen deutlich höher als im Jahr davor, als etwa 320 Tote gezählt wurden.

Nach Angaben von Migreurop kamen in den vergangenen 20 Jahren an den europäischen Aussengrenzen mindestens 16'250 Migranten ums Leben - durch Ertrinken, Ersticken, Hunger, Kälte oder Suizid.

Fast 13'000 davon verschwanden im Meer an den Südgrenzen der EU, davon wiederum etwa 6000 im Golf von Sizilien, 2500 bei Gibraltar und fast 3000 im Umfeld der Kanarischen Inseln. Die Grenze zwischen Polen und der Ukraine sei eine weitere, besonders tödliche Zone für Flüchtlinge.

Die Zählung stützt sich auf eine Liste, die von einer in Amsterdam ansässigen Vereinigung auf der Basis von Zeitungsartikeln und Mitarbeitern vor Ort erstellt wurde.

Einer aktualisierten Fassung zufolge, die der Nachrichtenagentur AFP vorlag, kamen in diesem Jahr bis zum 25. Oktober 722 Menschen an den EU-Aussengrenzen ums Leben. In den vergangenen zwei Wochen starben nach Angaben aus Marokko zudem 90 Menschen im Mittelmeer.

Nach Angaben von Migreurop sind nur die Opfer gezählt, deren Leichen gefunden wurden oder über deren Tod später Überlebende etwa von Schiffsunglücken berichteten. Boote mit Flüchtlingen, die untergehen und bei denen keine Überlebenden gerettet werden, wurden entsprechend nicht eingerechnet.

Das Netzwerk prangerte die restriktive Einwanderungspolitik der EU an und sprach von einem «Krieg gegen Migranten». Die Verstärkung der Grenzkontrollen habe an den Flüchtlingsströmen nichts geändert, nur würden die Menschen nun grössere Risiken eingehen.

Harsche Kritik übte Migreurop auch am Verhalten der Militärs der NATO während des Libyen-Einsatzes; trotz massiver Präsenz im Mittelmeer sei in Seenot geratenen Flüchtlingen nicht geholfen worden. (sda)

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