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Deutscher aus Region mietet 
Halle für Neonazi-Konzert

Das wohl grösste je veranstaltete Konzert rechtsextremer Kreise in der Schweiz mit rund 5000 Besuchern im Toggenburg sorgt für Aufregung. Mittendrin ist ein Deutscher, der in Jona ein Tattoo-Studio mitbetreibt. 

Südostschweiz
18.10.16 - 15:02 Uhr
Politik

Das habe es so in der Schweiz noch nicht gegeben, sagt Szenekenner und Journalist Fabian Eberhard. Rund 5000 Rechtsextreme strömten am Samstag zur Tennishalle in Unterwasser im Toggenburg zu einem Konzert von Szene-bekannten Bands. Man sei vom Anlass «völlig überrumpelt» worden, erklärt Gemeindepräsident Rolf Züllig. Dies deshalb, weil sich die Veranstalter die Erlaubnis unter Vorspiegelung falscher Tatsachen erschlichen hätten. Auf Nachfrage der Gemeinde sei von einem Konzert für Schweizer Nachwuchsbands mit 600 bis 800 Besuchern die Rede gewesen.

Die Halle gemietet sowie das Gastwirtschaftspatent zum Ausschank von Alkohol beantragt hat der Deutsche Matthias Melchner, wie Gemeindepräsident Züllig auf Anfrage bestätigt. Melchner wohnt in Rüti ZH und ist Mitbetreiber des Tattoo-Studios Barbarossa in Jona. Diesem werden von der Antifaschistischen Aktion Bern (Antifa) und deutschen Szene-Beobachtern Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen nachgesagt. Ein Blick auf die Facebook-Seite des Studios erhärtet diesen Eindruck. Verschiedene gestochene Motive spielen mit Neonazi-Symbolik. Melchner war am Montagabend für eine Stellungnahme nicht erreichbar.


Pnos soll Anlass in Rapperswil planen
Glaubt man der Antifa, soll am Samstag in der Region ein weiterer Anlass von Rechtsextremen über die Bühne gehen. Die Partei national orientierter Schweizer (Pnos) will laut den Linksaktivisten in Rapperswil die Gründung von fünf Sektionen feiern. Nebst Referenten soll auch die Band Flak aufspielen. Diese gehört der rechtsextremen deutschen Musikszene an. Zum Anlass kursiert ein Flyer, der allerdings keine Ortsangaben macht (siehe Bild).

Dass ein Konzert wie in Unterwasser erfolgreich durchgeführt werden könne, bestärke die Szene, sagt Experte Eberhard. Der Gemeindepräsident von Unterwasser, Rolf Züllig, will nun mit der Staatsanwaltschaft abklären, ob die Kommune oder der Kanton rechtlich gegen die Organisatoren vorgehen kann: wegen der Erschleichung des Gastwirtschaftpatents oder der Verletzung von Strafnormen durch rechtsextreme Texte. Dass man drakonische Strafen werde aussprechen können, glaubt Züllig allerdings nicht. (pb)

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