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St. Gallen hält an Harmos fest

Der Kanton St. Gallen hält an der Harmonisierung der Volksschule fest. Die St. Galler Stimmberechtigten schickten eine Initiative zum Ausstieg aus dem Harmos-Schulkonkordat mit knapp 70 Prozent Nein-Stimmen bachab.

Südostschweiz
25.09.16 - 15:10 Uhr
Politik

Die Initiative des Vereins «Starke Volksschule St. Gallen» wurde mit 92'046 zu 40'240 Stimmen abgelehnt. Die Stimmbeteiligung betrug 43,4 Prozent. Sehr fiel das Nein in der Stadt St. Gallen aus mit 15'270 zu 4122 Stimmen.

Kölliker: «Starkes Zeichen nach Bern»

Der St. Galler Bildungsdirektor Stefan Kölliker (SVP) sprach von einem «ausserordentlich starken Zeichen nach Bundesbern». Die Zustimmung zu Harmos bestätige den Weg der Schul-Harmonisierung unter den Kantonen und zeige, «dass eine Bundes-Intervention keinesfalls angebracht ist», sagte Kölliker.

Das Volksbegehren richtete sich gegen die Einführung des Lehrplans 21 und vor allem gegen den Unterricht einer zweiten Fremdsprache in der Primarschule. St. Gallen wäre im Fall einer Annahme der Initiative als erster Kanton aus dem Harmos-Konkordat wieder ausgestiegen. Die Abstimmung stiess deshalb landesweit auf Interesse.

Die Initiative wurde von allen Parteien, mit Ausnahme der SVP, abgelehnt. Die St. Galler Regierung, der Kantonsrat, der kantonale Lehrerverband KLV und die Gewerkschaft VPOD waren ebenfalls geschlossen gegen einen Harmos-Ausstieg.

Gleiche Chancen und Mobilität

Das Konkordat sichere den Kindern Chancengleichheit und garantiere den Familien Mobilität, argumentierten sie. Harmos, bei dem 15 Kantone mitmachen, sei ein Erfolgsmodell. Im Fall eines St. Galler Ausstiegs befürchteten die Gegner ein Bundes-Diktat.

Für das Komitee «Ja zum Harmos-Ausstieg» bedeutet der Verbleib St. Gallens im Konkordat «keinen Freipass für weitere schädliche Schulreformen». Die Regierung müsse jetzt ihre Versprechungen einhalten und auch mit Harmos das Kind in den Mittelpunkt stellen, die Lehrer-Schüler-Beziehung stärken und den Lehrkräften die Methodenfreiheit lassen. Nach viel Unruhe solle «die Reformwut beendet und endlich wieder einmal Ruhe in die Schulpolitik gebracht werden», teilte das Komitee mit.

15 Kantone dabei

Der 2006 angenommene Bildungsartikel in der Bundesverfassung verpflichtet die Kantone, ihre Schulen zu harmonisieren. Die Vereinbarung über die Harmonisierung der obligatorischen Schule (Harmos) regelt das Schuleintrittsalter, die Schulpflicht, die Dauer und die Ziele der Bildungsstufen sowie deren Übergänge.

15 Kantone gehören dem Konkordat an. Sieben Kantone lehnten es ab. Im Kanton Schaffhausen lehnten die Stimmberechtigten 2010 eine Initiative zum Austritt aus Harmos ab.

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