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«Ein Bündner erfährt die Welt»

«Danuser von Platen – Zeitzeichen» steht für zwei Menschen und zwei Generationen, die miteinander und als solche im Gespräch sind. Denn Hanspeter Danuser und Amelie-Claire von Platen sind mit einem Altersunterschied von über 30 Jahren ein ungewöhnliches Paar. Ihr Blog-Motto: «Der eine wartet, bis die Zeit sich wandelt, der andere packt sie an und handelt.»

Südostschweiz
06.12.16 - 10:00 Uhr
Ereignisse

Von Hans Peter Danuser

«Ein Bündner erfährt die Welt» ist der Titel des Reisebuchs, das der langjährige ehemalige Nationalrat Andrea Hämmerle vor drei Jahren im Somedia-Buchverlag veröffentlicht hat, und das heute in zweiter Auflage vorliegt.

Ich kenne Andrea von der Kantonsschule in Chur, und gemeinsam hatten wir eine kurze Militärepisode in Andermatt. Wir wurden dort direkt nach dem Einrücken in Quarantäne gesteckt, beide unter akutem Typhusverdacht. Er hatte gerade in einem roten «Döschwo» die Sahara durchquert und ich kam aus dem östlichen Mittelmeerraum zurück. Wir sahen beide aus wie magere Strichmännchen.

All das kam mir bei der Lektüre seiner «Reisebiografie» wieder in den Sinn. Dabei war sein damaliges Afrika-Abenteuer einer von zwölf und mehr Trips, die er mit Freunden, Frau und/oder Familie er- und überlebte hat: vier durch Afrika, sechs nach Asien inklusive Seidenstrasse und transsibirische Eisenbahn, zwei nach Südamerika.

Reisen auf die einfache, authentische Art ist Andrea’s Leidenschaft – neben Politik und biologischer Landwirtschaft: Autostopp, Occassions-PW, Frachtschiff, Eisenbahn, aber auch Düsenjet und Linienschiff, wenns nicht anders ging, waren seine Transportmittel.

Sein Buch ist sehr persönlich geschrieben und mit zahlreichen, teils grossartigen Fotografien bebildert.

Packend erzählt Andrea Geschichten von Pannen in der Saharahitze, der Kälte im sibirischen Winter, von Inka-Trails nach Machu Picchu und Abenteuern in Ländern wie Syrien, Afghanistan, Algerien und des Sahel, die heute für Reisende seit Jahren tabu sind.

Nach dem letzten Kapitel rief ich Andrea an und frage ihn, wo er seit Drucklegung des Buches noch gewesen sei. «Mit einem Freund zweieinhalb Wochen im Kongo», war seine Antwort. Aber damit sei seine Reiselust in solche Länder wohl endgültig gesättigt. Sein Bericht kommt mir wie eine Art Vermächtnis vor. Hämmerle ist ein Humanist, den die Situation der Bevölkerung in Entwicklungsländern beelendet, insbesondere, wenn sich ihre Situation zwischen seinen Reisen spürbar verschlechtert hat und keine Hoffnung auf bessere Zeiten besteht. Im Kongo sei es am schlimmsten, Armut, Korruption, Ungerechtigkeit und Not am ärgsten. Wer es dort und in anderen afrikanischen Ländern irgendwie noch bewerkstelligen könne, schlage sich zum Mittelmeer durch, um trotzt Lebensgefahr als Bootsflüchtling nach Europa zu gelangen, das Afrikanern dank Internet und TV als Schlaraffenland vorschwebt. Hämmerles Buch ist ein faszinierender Bericht über das etwas andere Reisen in faszinierende Welten der letzten 50 Jahre.

Apropos: «Reisen erweitert de Horizont. Wer aus dem Haus geht, sieht, wo er steht. Wer im Haus bleibt, sie nur die eigenen vier Wände.» (Johann Wanner)

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