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Graubünden verdient gut an Flüchtlingen

Der Kanton Graubünden nimmt mehr Geld für Flüchtlinge ein, als er für sie ausgibt. Erreicht wird dies durch kos­ten­güns­ti­ge Un­ter­künf­te, kon­se­quen­te Weg­wei­sung oder ra­sche In­teg­ra­ti­on.

Südostschweiz
21.10.16 - 14:29 Uhr
Ereignisse

Von Jonas Schmid

Die Kantone fordern eine stärkere Kostenbeteiligung durch den Bund im Asylwesen. Der Ständerat hat einen Vorstoss überwiesen, der verlangt, dass der Bund neu die Sozialhilfekosten für vorläufig ­Aufgenommene und Flüchtlinge während zehn Jahren zahlt, statt wie bisher während sieben- respektive fünf Jahren.

Graubünden bildet in dieser Angelegenheit eine Ausnahme. Der Kanton verdiente 2015 8,2 Millionen mit Bundesbeiträgen. Grund dafür ist die hohe Zahl an Asylbewerbern, die dem Kanton zugewiesen wurde. Den Ausschlag zum positiven Abschluss gegeben habe jedoch der Umstand, dass man negative Asylentscheide konsequent vollziehe, sagt Marcel Suter, Leiter des Bündner Migrationsamts. Steigt die Zahl der negativen ­Asylgesuche, erhält der Kanton vom Bund auch mehr ­Nothilfe-Beiträge. Weiter sparte Graubünden, indem die Flüchtlinge durch kantonales ­Personal betreut werden. «Kantone, die die ­Betreuung an externe Organisationen aus­gelagert haben, haben höhere Kosten», sagt Suter.

Rasche Integration zahlt sich aus

Kantone, denen es gelingt, ihre Flüchtlinge rasch in den Arbeitsmarkt zu integrieren, werden honoriert. Graubünden kommt entgegen, dass in der Gastronomie, Hotellerie oder dem Bausektor nach wie vor eine grosse Nachfrage nach saisonalen Arbeitskräften besteht. Da kommen Flüchtlinge gerade richtig. Integrationserleichternd wirkt sich auch aus, dass im Kanton keine Berufs- und Branchenverbote für Flüchtlinge bestehen.

Der Bund richtet eine Pauschale an die Kantone aus, dieser Beitrag ist nicht zweckgebunden und kann so in die allgemeine Kantonskasse fliessen. Aber die Kantone sind verpflichtet, Defizite selbst abzudecken. In Graubünden bildet man Reserven, die für ein neues Erstaufnahmezentrum verwendet werden sollen.

Monatlich 1500 Franken

Ein Blick in die Asylverordnung zeigt, wie die Gelder verteilt werden. Der Bund zahlt den Kantonen für die Sozialhilfe und Betreuung pro Asylbewerber eine monatliche Global­pauschale von 1429 Franken. Davon fallen rund 1200 Franken für die Sozialhilfe an: Die Unterkunft kostet im Schnitt 348 Franken, der Lebensunterhalt 420 und die Gesundheits­kosten 317 Franken. Die restlichen 300 ­Franken fliessen in Betreuungskosten, Kurse und Spezialplatzierungen. Nur der Wohnkostenanteil und die Krankenkassenprämien ­unterscheiden sich von Kanton zu Kanton. (so)

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