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Sie arbeitet freiwillig beim Schweizerischen Roten Kreuz

Rosmarie Vetsch ist Freiwillige beim Schweizerischen Roten Kreuz und Botschafterin von Dankbarkeit und Lebensfreude.

Bündner Woche
12.04.24 - 04:30 Uhr
Menschen & Schicksale
Rosmarie Vetsch: Durch ihre liebevolle Art gehört sie seit Jahren zum Inventar des SRK.
Rosmarie Vetsch: Durch ihre liebevolle Art gehört sie seit Jahren zum Inventar des SRK.
Bild Lorena Tino

von Lorena Tino

Elegante Kleidung, viel Energie und noch mehr Lebensfreude. Wenige Sekunden reichen, um diese drei Eigenschaften von Rosmarie Vetsch zu erkennen. Beim Schweizerischen Roten Kreuz (SRK) gilt sie als wahres Original. Seit 24 Jahren ist die heute 73-Jährige als Freiwillige im Fahrdienst für das SRK im Dienst. Von Beginn an bewies sie, dass man sich stets auf sie verlassen kann. «Ich war noch nie auf dem Arbeitsmarkt, so kam das gerade gelegen und ich konnte mich sinnvoll engagieren», dies ist nur ein Teil der Erzählung wie Rosmarie Vetsch zum SRK-Fahrdienst gekommen ist.

Schon bevor sie diesen Dienst antrat, sorgte sie sich um ihre Mitmenschen. So pflegte sie ihre Schwiegermutter und fuhr auch andere ihrer Mitmenschen regelmässig zu Arztterminen. So führte eines zum anderen und das Rote Kreuz holte Rosmarie Vetsch ins Boot. «So ein ‘Zättali’ habe ich nach Hause bekommen, auf dem stand, dass sie mich haben wollen», weiss die freiwillige Helferin noch ganz genau. Die einzige Bedingung, die sie stellte: «Uns gibt es nur im Doppelpack». Sie und ihren Hund, der sie damals auf Schritt und Tritt begleitete. 

Das schöne Herz im Cappuccinoschaum, der aufgetischt wird, lässt nichts anderes zu, als es zu fotografieren. Kurz bestaunen und weiter gehts. Während Rosmarie Vetsch spricht, ziert stets ein Lächeln ihr Gesicht. Sie strahlt. Rosmarie Vetsch ist zufrieden. Das spürt man. Die Dankbarkeit ist nahezu greifbar. Aufrichtig und ehrlich. Als Tochter einer Bauernfamilie wächst sie im Safiental auf. Ihre Familie machte allein schon einen grossen Teil des gesamten Orts Sculms aus. «Ich bin dort aufgewachsen, wo die Strasse aufhört. Mit kaltem Wasser, ohne Strom und mit Plumpsklos», nimmt Rosmarie Vetsch uns auf eine Zeitreise mit. Auch dabei stets mit einem Lächeln auf den Lippen. Doch das Leben als Landwirtin konnte sie sich für ihre eigene Zukunft nie vorstellen. «Nicht das Gelbe vom Ei», ist ihre Beschreibung für weniger tolle Dinge. 


Gastmutter statt Landwirtin

Nach dem Grossziehen ihrer beiden Söhne verwirklichte sie sich dann schliesslich als Gastmutter. Sie füllte ihr Haus. Lernende aus der ganzen Schweiz fanden bei ihr ein Zuhause. Hier wird erneut Rosmarie Vetschs unendliche Fürsorge für andere spürbar. «Wir haben voneinander gelernt, gemeinsam gekocht und gelacht. Und wenn mal ein Bett zu wenig frei war, organisierten wir eben noch eine Matratze», berichtet sie mit ihrer jungen Stimme von der Erfüllung ihres Traums. Mit einigen ihrer Schützlinge pflegt sie heute noch Kontakt. 

Leidenschaft: Neben ihrem Dienst für das SRK findet man Rosmarie Vetsch in ihrem bunt blühenden Garten.
Leidenschaft: Neben ihrem Dienst für das SRK findet man Rosmarie Vetsch in ihrem bunt blühenden Garten.
Bild Lorena Tino
Lieblinge: Eine Lieblingsblume zu nennen fällt Rosmarie Vetsch schwer. Die Osterglocke ist aber hoch im Kurs.
Lieblinge: Eine Lieblingsblume zu nennen fällt Rosmarie Vetsch schwer. Die Osterglocke ist aber hoch im Kurs.
Bild Lorena Tino

Ist Rosmarie Vetsch nicht auf der Strasse unterwegs, findet man sie mit ihrem Lebenspartner beim Seniorentanzen oder in ihrem Garten. «Ich liebe Blumen. Alle. Die vielen Blumen, die in meinem Garten wachsen, verschenke ich bei meinen Fahrten», zeigt die 73-Jährige erneut ihre Fürsorge. Macht das Wetter nicht mit, werden die über die Jahre gesammelten Kleidungsstücke aus den Koffern im Keller, an der Nähmaschine umgeändert. So auch das schwarz-weiss karierte Kostüm an jenem sonnigen Donnerstagmorgen. 

Austausch mit verschiedenen Menschen

Auch wenn das Leben nicht immer nur schöne Momente oder gute Menschen – nicht das Gelbe vom Ei – bereithielt, ist Rosmarie Vetsch die Lebensfreude in Person. Auch die wichtige Aufgabe, die sie für das SRK ausführt, ist nicht immer nur schön. Man begleitet verschiedenste Patienten und Patientinnen. Manche über Jahre. Dazu gehört auch, dass man sie bis zum Ende begleitet. Sie hinterlassen Lücken. Wenn auch immer Rosmarie Vetsch aber für eine Fahrt angefragt wird, heisst es einfach «Juhui» und los geht’s. Nicht ein einfaches «Juhui» wie es wahrscheinlich gerade gelesen wurde. Nein. Ein fröhliches, gejauchztes «Juhui». Meist gefolgt von einem herzhaften, ansteckenden Lachen. Geschichten hat sie einige auf Lager. Drei Tage in der Woche sind gefüllt mit Fahrten. Die restlichen dienen als Reserve. Das bedeutet Austausch mit vielen verschieden Menschen. «Natürlich geht es dann um die Patientinnen und Patienten. Bei mir können sie alles rauslassen. Meistens lachen wir aber ganz viel. Ich habe immer eine lustige Story auf Lager», gewährt uns Rosmarie Vetsch einen Einblick in ihren Alltag. Zwischendrin nimmt sie die letzten Schlucke aus der Cappuccinotasse. Aber es braucht nicht nur lustige Storys, sondern auch sehr viel Empathie und auch etwas medizinisches Wissen.  

Trotz vieler Schattenseiten, die ihr Engagement mit sich bringt, lässt Rosmarie Vetsch sich nicht die Freude nehmen. «Es ist mein Hobby und meine Leidenschaft. Ich brenne dafür», fasst sie zum Schluss noch einmal zusammen, was ihr der Freiwilligendienst bedeutet. Zwei Seiten reichen nicht, um der Helferin gerecht zu werden. Doch um eines zu wissen, braucht es keine weiteren Worte mehr: Sie ist das Gelbe vom Ei.

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