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Reorganisation Hochbaudienste und Stadtklimainitiative

Die Churer Stimmbevölkerung hat mit der Annahme des Gegenvorschlags des Stadtrates zur Stadtklimainitiative dem Stadtrat vertrauensvoll die Aufgabe übertragen, bei städtischen Bauvorhaben die Klimafrage jeweils angemessen mit zu berücksichtigen. In Zukunft soll eine fachübergreifende Baukultur im Sinne einer wohnlichen Stadt gelebt und umgesetzt werden. Nur wenige Tage nach diesem klaren Auftrag unterbreitet der Stadtrat dem Gemeinderat einen Vorschlag zur Reorganisation der Hochbaudienste, indem aus einseitig wirtschaftlichen und administrativen Überlegungen die Abteilung Hochbau vom Bau- ins Finanzdepartement verschoben werden soll. Gleichzeitig soll die Stelle der Stadtarchitektin aufgehoben werden, damit ‘kostenneutral’ andere Stellen in eine höhere Gehaltsklasse eingestuft werden können. Die Stadtarchitektenstelle ist jedoch genau eine der wenigen Stellen in der Stadtverwaltung, die sich um die Vernetzung der verschiedensten baukulturellen Anliegen kümmert. Ihr kommt eine wichtige Impuls- und Koordinationsfunktion zu, wenn bei Bauvorhaben die Anliegen der Bevölkerung für eine lebenswerte Stadt mit hochwertigen Bauten und Freiräumen ernst genommen werden sollen. Nun will der Stadtrat diese Stelle definitiv streichen und die verschiedenen Kompetenzen und Aufgaben in den Bauabteilungen der Stadt unkoordiniert sich selber überlassen, wie dies in den letzten Jahren durch die Nichtbesetzung dieser Funktion leider bereits der Fall war. Will der Stadtrat den Auftrag der Bevölkerung vom letzten Wochenende ernst nehmen, müsste er seine Botschaft an den Gemeinderat zurücknehmen, überarbeiten und einen neuen Vorschlag formulieren. Dies wird er wohl nicht tun, deshalb hat nur noch der Gemeinderat die Möglichkeit, die Botschaft zur Überarbeitung zurückzuweisen. Das Baudepartement darf nicht auf die vorgeschlagene Weise ausgehöhlt werden. Die Stelle der Stadtarchitektin soll beibehalten und damit die Forderung nach einer Stadt mit hoher Wohnqualität und einem klimabewussten Umgang mit Bauaufgaben ernst genommen werden.
Peter Göldi, ehem. Stadtarchitekt

Peter Göldi
05.03.24 - 07:51 Uhr
Leserbrief
Ort:
Chur
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Die Hochbaudienste müssen unbedingt im Baudepartement bleiben. Die Stadt Chur gilt unter Expert:innen jetzt schon als planungsfeindlich. Diese Situation wird dadurch noch verschlimmert. Wir haben super Leute bei den Hochbaudiensten und sie brauchen Unterstützung eines Stadtarchitekten und/oder einer Stadtarchitektin, der/die Projekte begleitet und koordiniert und besonders der Baukultur einen hohen Stellenwert zuspricht!

Baukultur findet immer statt, nicht erst in 100 Jahren, wenn es darum geht verlotterte städtische Gebäude vor dem Abbruch zu bewahren.

Gestaltungsgrundsätze und hochwertige Architektur im Hier und Jetzt ist auch Baukultur.

Eine Reorganisation ist dennoch nicht gänzlich falsch. Die Projekte der Immobilien müssen dabei eher ins Baudepartement wechseln und nicht umgekehrt.

Zudem müssen bei der Reorganisation zwingend auch die Mitarbeitenden befragt und ihre Expertise berücksichtigt werden.