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Fragwürdig: Skigebiete lassen sich von Testern einspannen

Das Onlineportal Skiresort.de hat Flumserberg zu einem der Topskigebiete der Welt ernannt. Kleinere Gebiete wie Amden oder Atzmännig schneiden viel schlechter ab. Dort kritisiert man aber die Messmethode. Brisant: Einige Skigebiete lassen sich die Bewertungen etwas kosten.

Südostschweiz
25.02.17 - 12:00 Uhr
Amden: Den Wintersportlern ist die schlechte Bewertung egal. (Archivbild)
Amden: Den Wintersportlern ist die schlechte Bewertung egal. (Archivbild)

Flumserberg ist top: Das Skigebiet ist von Skiresort.de, dem weltweit grössten Testportal für Skifahrer, zu einer der weltbesten Skidestinationen gewählt worden. Zwar hat Flumserberg nicht am besten abgeschnitten, doch mit vier von fünf möglichen Sternen belegt es einen Spitzenplatz. Auch im Linthgebiet hat das Onlineportal Skigebiete benotet – allerdings mit ernüchternden Resultaten. Denn: Um viele Sterne zu erhalten, zählen vor allem die Grösse und die Anzahl der Pisten. So kommt Amden mit sechs Liften nur auf 2,7 Sterne, der Atzmännig mit fünf Liften wird mit 2,4 Sternen benotet und die drei Lifte im Oberholz erhalten zwei.

Die Kleinen bieten andere Vorzüge

Die tiefen Bewertungen kümmern die Betreiber in Amden und im Atzmännig aber kaum. «Uns ist bewusst, dass der Atzmännig ein sehr kleines Skigebiet ist – mit den grossen wollen wir gar nicht mithalten», sagt Roger Meier, Geschäftsführer der Sportbahnen Atzmännig AG.

Ähnlich sieht es Vreni Rüdisüli von den Sportbahnen Amden AG. «Trotz aller Anstrengungen würden wir es mit unseren finanziellen Möglichkeiten und unserem Angebot nie auf fünf Sterne schaffen.» Kleinere Gebiete hätten dafür andere Vorteile: «Wenn bei der Bewertung die Familienfreundlichkeit, die günstigen Preise und die Übersichtlichkeit einfliessen würden, gäbe es ein anderes Resultat», ist Rüdisüli überzeugt.

Alte Bügellifte geben Abzug

«Eine tiefe Bewertung muss nicht unbedingt heissen, dass ein Gebiet schlecht ist», betont auch Oliver Kern, Gründer und Geschäftsführer von Skiresort Service International, das die Beurteilungen vornimmt. Die schlechteren Noten würden oft mit altmodischen Skiliften und mit wenig vielfältigen Pisten zusammenhängen. «Ein kleines Skigebiet kann aber bis zu drei Sterne oder mehr holen, wenn moderne Lifte und attraktive Angebote zur Verfügung stehen.»

Trotzdem übt Thomas Exposito, Leiter von Amden und Weesen Tourismus, Kritik an Skiresort. Eine Testperson sei gar nie vor Ort gewesen und kleine familiäre Skigebiete würden nicht in das Bewertungsraster passen, sagte Exposito gegenüber dem «St. Galler Tagblatt». Und er fügt an: «Das Onlineportal lebt von der Bezahlung von Skigebieten.» Dies bestätigt Jürg Schustereit, Marketingleiter vom Skibetrieb Wildhaus. Das Skigebiet im Obertoggenburg wird mit 3,9 Sternen bewertet. Das Testportal habe aber einen Beitrag für die Inspektion erhalten. «Die Bewertung von Skiresort ist ein Marketinginstrument», gibt Schustereit zu.

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