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Ammler Jäger hat keinen Bock auf aussterbendes Steinwild

Im Gebiet Mattstock-Speer ist das Steinwild vom Aussterben bedroht: Nur noch vier Steinböcke und eine in die Jahre gekommene Steingeiss leben dort. Der Ammler Willi Gmür will das Unausweichliche verhindern und den Bestand retten. Er hat beim Kanton eine Petition eingereicht – mit über 2600 Mitunterzeichnern.

Südostschweiz
15.11.16 - 15:00 Uhr

Keine Steinböcke mehr im Gebiet Mattstock-Speer – diese Schlagzeile könnte bald schon Realität werden. Denn die Zukunft für das Steinwild in der Region sieht ernüchternd aus. Ohne Aussetzung weiterer Tiere wird es in den nächsten Jahren aussterben. Grund dafür: Der Kanton entschied kürzlich, auf weitere Steinwildansiedlungen im Gebiet zu verzichten. Das Steinwildvorkommen im Gebiet Mattstock-Speer hängt somit von einer einzigen, schon etwas älteren Geiss ab.

Dem Ammler Willi Gmür, langjähriger Jäger, ist dieser Entscheid des Kantons ein Dorn im Auge. Deshalb hat er Unterschriften gesammelt und eine Petition eingereicht, die den Steinwildbestand sichern soll – über 2600 Menschen haben unterschrieben.

Gebiet ist eigentlich nicht geeignet für Steinwild

Bereits seit 1985 wird auf dem Mattstock und dem Speer Steinwild ausgesetzt. Trotzdem schrumpfte die Kolonie stetig. «Selbst bei regelmässigem Aussetzen kann nur das kurz- oder mittelfristige Überleben des Wilds gesichert werden», sagt Wildtierbiologe Peter Meile aus Schwendi. Dies zeige der Verlauf der Bestandsentwicklung seit der ersten Aussetzung. «Wenn sich ein Lebensraum nicht für die längerfristige Entwicklung einer Tierart eignet, muss auf weitere Aussetzungen verzichtet werden», sagt daher Urs Büchler, Wildhüter im Toggenburg.

Dieser Aussage widerspricht Willi Gmür: «Die Tiere leben doch schon seit mehreren Jahrzehnten dort.» In der Petition fordert er, dass der Kanton Massnahmen trifft, um den Bestand zu retten. Wichtig sei, dass die Tiere nicht einfach nur ausgesetzt werden. «Sie müssen überwacht werden. So können wir überprüfen, weshalb keine Jungtiere nachkommen und die Anzahl Tiere immer kleiner wird», so Gmür.

Die Luchse im Gebiet stellen eine Gefahr dar

Ein grosses Problem hat er schon ausgemacht: Vor einigen Jahren wurden im selben Gebiet Luchse ausgesetzt. Deren Population hat sich stetig vergrössert – im Gegensatz zum Steinwild. Gmür erklärt: «Steinwild ist sehr zutraulich und lässt seine Feinde sehr nahe kommen. Dadurch sind vor allem Jungtiere leichte Beute – beispielsweise für ebendiesen Luchs.»

Ein Luchsgegner ist Gmür aber nicht. Sowohl das Steinwild als auch der Luchs gehörten zur einheimischen Fauna und hätten das Recht, in dieser Gegend zu leben. «Es muss aber ein Ausgleich stattfinden, sodass beide Tierarten eine Überlebenschance haben. Momentan gibt es einfach zu viele Luchse», sagt Jäger Gmür. Da der Luchs aber ein geschütztes Tier ist, könne der Bestand nicht so einfach reduziert werden. Einfacher sei es deshalb, mehr Steingeissen auszusetzen und durch Beobachtungen den Bestand des Steinwilds zu sichern. Die Petition liegt nun beim zuständigen Departement des Kantons. Dieses prüft das Schreiben und leitet das Anliegen danach an das Bundesamt für Umwelt (Bafu) weiter. «Steinwild ist  geschützt. Sämtliche Entscheidungen laufen daher über den Bund», sagt Dominik Thiel, Leiter des kantonalen Amtes für Natur, Jagd und Fischerei.

Kanton prüft Petition – Entscheid liegt aber beim Bund

Letztlich treffe das Bafu die Entscheidung, ob im betreffenden Gebiet weiterhin Tiere ausgesetzt werden oder nicht. «Wenn das Amt Nein sagt, ist es ein definitives Nein», so Thiel. Stimme das Umweltamt aber einer erneuten Aussetzung zu, hätte der Kanton das letzte Wort. «Dann kann die Petition mit den über 2600 Unterschriften einen Einfluss auf die Entscheidung haben», ergänzt Thiel. Bis jedoch eine Entscheidung beim Kanton fällt, dauert es laut Thiel noch einige Wochen. (due)

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