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Ode an Dan Flavin, Meister der Leuchtröhren im Kunstmuseum Basel

Dan Flavins Werke tauchen die Ausstellungsräume des Kunstmuseums Basel wörtlich und in einem übergeordneten Sinn in ein neues Licht. Das Museum widmet dem Pionier der Minimal Art unter dem Titel «Dan Flavin - Widmungen aus Licht» eine umfassende Retrospektive.

Agentur
sda
29.02.24 - 14:48 Uhr
Kultur

Das müsste eigentlich ein Schockmoment gewesen sein, als der US-amerikanische Künstler Dan Flavin (1933-1996) im Jahr 1963 eine handelsübliche gelbe Leuchtstoffröhre diagonal an die Wand hängte und unter dem Titel «The Diagonal of May 25» zur Kunst erklärte.

Könnte man meinen. War es aber nicht. Flavins neue Kunst aus Licht, welche die Farbe aus der Malerei hinaus in den dreidimensionalen Raum brachte, fand in Kunstkreisen rasch Gefallen und machten aus ihm einen Star der Szene.

Seine Werke sind längst Ikonen der Nachkriegsmoderne, die im Kunstmarkt für Millionenbeträge gehandelt werden. Flavin wurde zum unverwechselbaren Meister der Fluoreszenz, obwohl er sich stets industriell gefertigter Röhren bediente.

Wenn man in der Ausstellung «Dan Flavin - Widmungen aus Licht» diesem und den weiteren Werken im Kunstmuseum begegnet, kommen keine Zweifel mehr auf, ob dies nun Kunst ist oder nicht. Das war zumindest in Europa oder genauer in Basel aber nicht immer so.

Anfängliche Skepsis gegenüber dem Werk

1975 fand in der Kunsthalle und im Kunstmuseum Basel eine der frühen Flavin-Doppelausstellungen diesseits des Atlantiks statt. Daraus resultierte eine ortsspezifische Installation im Eingangshof des Kunstmuseums-Hauptbaus, die Flavin dem Schweizer Renaissance-Künstler Urs Graf widmete.

Die Kunstkommission war sich damals nicht einig, ob das Werk an dieser Stelle verbleiben sollte. Erst die Schenkung durch die Dia Art Foundation überzeugte die Skeptiker. Dennoch blieben die Röhren lange Zeit noch ausgeschaltet. Heute gehört das Spiel des rosaroten, gelben, grünen und blauen Lichts ganz selbstverständlich zum Haus.

Die Retrospektive gibt einen chronologischen Parcours durch die Ausstellungsräume vor, der gleichzeitig auch thematischer Art ist. Denn mit der Zeit schuf Flavin immer komplexer zusammengestellte Lichtinstallationen.

«It's what it is ...»

Diese widmete er zum einen seinen Künstlerfreunden wie Donald Judd oder Jasper Johns, zum anderen aber verband er sie mit politischen Aussagen gegen den Vietnamkrieg oder das atomare Wettrüsten. Gegen eine Deutung im metaphysischen Sinne wehrte sich Flavin aber mit den Worten: «It is what it is and it ain't nothin' else.» («Es ist, was es ist, und es ist nichts anderes.»)

Trotzdem lässt sich das Metaphysische nicht beiseite schieben, wie der Gang durch die Ausstellung zeigt. Flavins Arbeiten verändern das Raumempfinden, lassen Ecken verschwinden, lösen die architektonischen Grenzen auf, was durchaus im Sinne des Künstlers war.

Die Ausstellung «Dan Flavin - Widmungen aus Licht» im Neubau des Kunstmuseums Basel dauert bis 18. August.

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