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«Es geht um die Utopie der Menschlichkeit»

Die Haldensteiner Schlossoper spielt 2017 Wolfgang Amadeus Mozarts «Entführung aus dem Serail». Das künstlerische Leitungsteam verrät, was an der Oper äusserst aktuell ist.

Südostschweiz
24.11.16 - 09:02 Uhr
Kultur

Mit Philippe Bach, Anthony Pilavachi und Tatjana Ivschina
sprach Andrea Meuli

In Mozarts Oper die «Entführung aus dem Serail» treffen zwei Kulturkreise aufeinander: der aufgeklärt-westliche und der türkisch-islamische. Philippe Bach, Chefdirigent der Kammerphilharmonie Graubünden, der Regisseur Anthony Pilavachi und die Ausstatterin Tatjana Ivschina entwerfen für die Schlossoper Haldenstein eine Inszenierung, die das Werk als Aufruf zur Menschlichkeit interpretiert.

So antwortet denn Regisseur Pilavachi auf die Frage, ob Mozart zu einer Aktualisierung des Stücks einlädt: «Die Aktualität ist da, und wir werden sie in unserer Konzeption auch benützen. In Haldenstein wird keine osmanische Ausstattungsproduktion zu sehen sein. Vielmehr bauen wir auf die Aktualität des Stückes, es geht darin um Vertriebene, um Entführte sowie um die Utopie der Menschlichkeit. Davon spricht Mozart.»

Aber der Regisseur sieht auch Gefahren in der vordergründigen Aktualisierung der Oper:  «Die Gefahr besteht tatsächlich, unglaublich schnell plakativ zu werden und das Stück auf einen Ort und eine bestimmte Gruppe zu reduzieren. Natürlich entsprach Mozarts ästhetische Sprache demjenigen Bild des 18. Jahrhunderts, das damals für türkisch gehalten wurde. In dem Stück geht es jedoch viel eher um menschliche Beziehungen und Leidenschaften. Es handelt auch von Krieg und Verhaftung. Gleichwohl sollte man sich nicht auf heutige Konflikte einengen.»

Wie viel Zeitgeschehen in das szenische Konzept fliessen wird, verrät die Ausstatterin Ivschina: «Ausgangspunkt unserer Produktion ist der Schlosshof, in dem wir spielen. Es ist wichtig auszudrücken, dass das Stück überall auf der Welt spielen könnte», sagt die Bühnenbildnerin. Solche Kriege würden überall geführt. Gleichzeitig möchte sie aber nicht die ganze Zeit irgendwelche plakativen Kriegsbilder bemühen. «Damit wird man heute ohnehin überall konfrontiert», sagt Ivschina. «Jeder von uns hat sehr viele Bilder im Kopf, gerade auch wenn es um die Flüchtlingsthematik geht.» Doch es gehe in der «Entführung» auch um Poesie, um Menschlichkeit und Liebe. «Diese Aspekte, diese orientalische Sinnlichkeit wollen wir nicht aus den Augen verlieren und erlebbar machen.»


Schlossoper Haldenstein: «Die Entführung aus dem Serail». Premiere: 4. August. Bis 19. August. Vorverkauf mit Frühbuchrabatt ab sofort hier und bei Chur Tourismus unter Telefon 081 254 50 60.

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