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Politisches, diplomatisches und wirtschaftliches Gipfeltreffen

Hansjörg Kessler baut die besten Boards der Welt und überlegt sich, ob er noch schnell mit den Ski auf den Gumen hinauf soll. Roger Zogg, der Geschäftsführer von Braunwald-Klausenpass Tourismus, steht derweil unter der warmen Dusche.

Südostschweiz
10.10.10 - 02:00 Uhr

Es ist Samstag, kurz nach 18 Uhr und kurz nach dem Infernorennen, das beide gefahren sind. Jetzt steht das Kaminfeuergespräch bevor, zu dem sich weitere 100 Rennfahrer und hohe Gäste aus Politik, Diplomatie und Wirtschaft einfinden.

Hoch über Braunwald, auf dem Grotzenbühl, im Bergrestaurant «Chämi­stube»: Während draussen leise der Schnee rieselt, knistert drinnen leise das Kaminfeuer. Holz wird zur Glut gebracht, Smalltalk beim Apéro. In der «Chämistube» haben es sich einige Bundespolitiker gemütlich gemacht, so SP-Nationalrat Eric Nussbaumer, die grüne Nationalrätin Maya Graf oder die Vizepräsidentin des Nationalrats, Christa Markwalder, die im nächsten Jahr höchste Schweizerin wird.

«Wenn ich dann auch tatsächlich gewählt werde», sagt die FDP-Politikerin und lacht herzhaft: «Denn im Zeitalter der ‘Selfies’ und Sexskandale weiss man das ja nie.»

Gekommen sind auch Nicola Forster, der Präsident des Think-Tank zur Schweizer Aussenpolitik Foraus, und dessen Geschäftsführerin Emilia Pasquier. Unter den illustren Gästen befinden sich weiter der Botschafter Alexandre Fasel, Repräsentant der Schweiz bei der Uno in Genf, und der österreichische Botschafter in der Schweiz, Jürgen Meindl. Er trägt einen blauen Pulli. Die rot-weissen Landesfarben repräsentiert auf seinem Hemd dafür Ständerat Thomas Hefti, der mit seiner Frau Victoria gekommen ist.

Selbstverständlich da ist auch der Initiant des Anlasses, EDA-Diplomat Benedikt Wechsler, der künftige Schweizer Botschafter in Dänemark.

Auf einen gemütlichen Abend stösst der frühere EU-Kommissar Franz Fischler und jetzige Präsident des Europäischen Forums Alpach mit dem Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft, Bernard Lehmann, an. Zwei «gschtudierti Buurä», wie sie Christoph Nufer, der frühere Brüssel-Korrespondent und jetzige Bundeshausredaktor des Schweizer Fernsehens, vor dem Kaminfeuergespräch ankündigt.

Die beiden Landwirtschafts-Profis reden Käse – oder besser: darüber. Denn diskutiert wird über das Thema «Greyerzer produzieren oder Gouda importieren?» Was vor allem Foraus-Frau Emilia Pasquier freut. «Ich bin Greyerzerin.» Mit Käse geht es auch nach dem Kaminfeuergespräch weiter; mit Glarner Fondue, zubereitet von Wirt Claudio Keller.

Noch vor dem Gespräch und Fondue rührt Regierungsrätin Marianne Lienhard die Werbetrommel für das Glarnerland und Glarus Süd. Die Gemeinde sei die flächenmässig grösste der Deutschschweiz. «Auf diese Bezeichnung habe ich mich mit dem Gemeindepräsidenten von Scuol geeinigt, nachdem Scuol per 1. Januar mit Ardez, Ftan, Guarda, Sent und Tarasp fusioniert hat und Glarus Süd quadratkilometermässig auf Rang 2 versetzte.»

Für Aufmerksamkeit sorgt in der «Chämistube» auch noch ein Hund. Mitgebracht hat ihn Esther Girsberger, die ehemalige Chefredaktorin des «Tages-Anzeigers».

Der Vierbeiner gehört jedoch nicht ihr, wie da und dort bereits gemunkelt wird, sondern Elmar Ledergerber, dem ehemaligen Zürcher Stadtpräsidenten. «Mit ihm bin ich kollegial befreundet», sagt die Journalistin und räumt damit allfällig aufkeimende Gerüchte aus dem Weg.

Nach dem Fondue-Plausch geht es hinunter ins «Bsinti». Ständerat Thomas Hefti rast mit dem Schlitten über die Piste, während sich Regierungsrätin Lienhard in die Höhle des Löwen wagt – nämlich in die Gondel mit drei Journalisten. Unter ihnen ist Walther Ueli, der stellvertretende Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten».

Am Treffen sind noch weitere Journalisten dabei, wie Andreas Durisch, der ehemalige Chefredaktor der «Sonntags-Zeitung», und David Sieber, der amtierende Chefredaktor der «Südostschweiz».

Ratsschreiber Hansjörg Dürst hat im «Bsinti» nichts zu schreiben, sondern zu verkünden, wer am Infernorennen gewonnen hat. Das spielt allerdings nicht so eine grosse Rolle. Mitmachen und den Plausch haben, steht im Vordergrund. Den Plausch haben einige Gäste bis morgens um 6 Uhr.

«Im Zeitalter von ‘Selfies’ und Sexskandalen weiss man nie, ob man wieder gewählt wird.»

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