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5G-Antenne in Valbella wird nochmals überdenkt

Eine geplante Mobilfunkantenne sorgt in Valbella für Unmut. Anwohner haben sich gegen das Bauvorhaben gewehrt und dabei erste Erfolge erzielt: Die Bürgergemeinde will den Verkauf des Landes an die Swisscom noch einmal überdenken.

Corinne
Raguth Tscharner
27.03.19 - 04:30 Uhr
Politik
Geht es nach Anwohnern, soll eine solcher Anblick nicht in Valbella zu sehen sein.
Geht es nach Anwohnern, soll eine solcher Anblick nicht in Valbella zu sehen sein.
SYMBOLBILD PIXABAY

Die Swisscom plant neben dem Zentrum von Valbella eine 50 Meter hohe Mobilfunkantenne – eine 5G-Sendeanlage. Das Baugesuch für dieses Vorhaben wurde vor einigen Tagen publiziert. Seither hat sich unter den Anwohnern, Gästen und Zweitwohnungsbesitzern Widerstand geregt. Eine Gruppierung geht öffentlich dagegen vor und schreibt in einer Mitteilung, dass sich die für die Mobilfunkantenne vorgesehene Parzelle im Herzen des Orts und in unmittelbarer Nähe von Kirche, Kindertagesstätte und Wohnhäusern befinde. Das sei weder für das Ortsbild optimal, noch seien die gesundheitlichen Risiken der 5G-Technologie bekannt. Man sei deshalb überzeugt, dass es in der Gemeinde bessere Standorte ausserhalb der Wohnzonen gebe, heisst es.

Auf zwei Wegen wollte die Gruppe gegen das Bauvorhaben vorgehen: Zum einen prüft sie derzeit noch eine Einsprache. Zuerst aber wollte man den Eigentümer des Grundstücks, die Bürgergemeinde, dazu bewegen, die Grundstücksvergabe nochmals zu überdenken. Dies ist an der Bürgergemeindeversammlung am Montagabend tatsächlich gelungen. «Am Ende sind wir so verblieben, dass wir versuchen werden, das Ganze mit der Swisscom zu sistieren», sagt Bürgergemeindepräsident Marcus Lenz.

Man werde dann Zeit haben, gemeinsam mit der Gemeinde und dem Mobilfunkanbieter weitere Details abzuklären und weitere Standorte zu prüfen. An der nächsten Bürgergemeindeversammlung sollen diese Informationen dann vorgelegt werden und über das weitere Vorgehen abgestimmt werden. «Am Ende soll die Bevölkerung entscheiden: Wollen wir die Antenne oder wollen wir sie nicht?», so Lenz.

Bürgerrat war enttäuscht

Konkret warfen die Anwohner die Frage auf, ob der Bürgerrat das Land überhaupt an die Swisscom verkauften durfte, ohne zuvor mit der Bürgerversammlung Rücksprache gehalten zu haben. «Grundsätzlich liegt es in der Kompetenz des Bürgerrates, solche Vergaben zu machen», beantwortet Bürgergemeindepräsident Marcus Lenz diese Frage. Dies sei in der Vergangenheit auch schon einige Male vorgekommen.

«Vor vier oder fünf Jahren haben wir den Grundsatzentscheid gefällt, dass wir Boden für Antennen zur Verfügung stellen.» Dies in der Annahme, dass alle weiteren Bewilligungen und Abklärungen über die politische Gemeinden und den Bund laufen und dort überprüft würden, «und dass es nicht noch eine Vorüberprüfung von uns braucht. Da haben wir uns aber getäuscht», so Lenz.

Er verstehe die Bedenken und Einsprachen der Anwohner; mit einem solch massiven Widerstand der Bürger hatte der Bürgerrat laut Lenz im Vorfeld jedoch nicht gerechnet. «Was wir vor allem nicht erwartet haben, war die Tatsache, dass die Gruppierung über die Presse gegangen ist, ohne je ein Wort mit uns zu reden. Das hat uns etwas enttäuscht», so der Bürgergemeindepräsident.

Sistierung überhaupt möglich?

Die Anwohner sind mit dieser Entwicklung zufrieden. «Man nimmt unsere Fragen ernst und nimmt sich jetzt die Zeit, sie abzuklären», sagt Kaspar Jörger, der in der Nähe der geplanten Antenne wohnt und Teil der Gruppe ist, die sich gegen die Antenne wehrt. Es sei ihnen einfach wichtig gewesen, dass mehr Informationen zur Antenne eingeholt und erst danach Entscheide gefällt würden.

Ob der Verkauf des Landes von der Bürgergemeinde an die Swisscom allerdings sistiert werden könne, wisse man noch gar nicht, so Jörger. Deshalb behalte man sich vor, zusätzlich eine Einsprache gegen das Bauvorhaben zu machen.

Die politische Gemeinde folgt den Regeln und wartet ab

Noch bis zum 4. April liegt das Bauvorhaben bei der Gemeindeverwaltung von Vaz/Obervaz öffentlich auf. «Wie bei allen Bauvorhaben, gelangt auch bei der zur Diskussion stehenden Mobilfunkanlage das ordentliche Baubewilligungsverfahren zur Anwendung», teilt die Gemeinde Vaz/Obervaz in einem Schreiben mit. Demnach befasse sich der Gemeindevorstand erst nach Ablauf der Auflage mit dem Bauvorhaben. Gehen Einsprachen ein, führe die Bauverwaltung einen Schriftenwechsel durch. Erst anschliessend beurteile der Gemeindevorstand das Baugesuch.

Corinne Raguth Tscharner ist stellvertretende Chefredaktorin Online und Zeitung und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Zuvor erlernte sie das journalistische Handwerk als Volontärin in vier verschiedenen Redaktionen (Print, Online, Radio, TV) und war als Online-Redaktorin tätig. Mehr Infos

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