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«Überall dä huara Bock!»

16.12.19 - 18:00 Uhr
Leben & Freizeit
Kommentar
Ein Appell für weniger Steinbock und mehr Einfallsreichtum. VIDEO MARCO HARTMANN

Graubünden steht vor allem für Berge, Wintersport und Postkartensujets. Dass mit solchen Attributen gerne geworben wird, liegt auf der Hand. Und dass sich (endlich) Begriffe wie technologisches Bewusstsein und gesellschaftliche Weitsicht und Fortschritt dazu gesellen, erfreut und beruhigt zugleich. Was ich jedoch schlichtweg nicht verstehe, ist der inflationäre Einsatz unserer vermeintlichen «Allzweckwaffe» Steinbock. Der haarige, müffelnde Zeitgenosse muss sein emotionsloses Antlitz für jedes zweite Bündner Produkt hergeben und lässt die Bündner Art jenseits der Kantonsgrenzen automatisch mit bockiger Tölpelhaftigkeit assoziieren. Als hätten wir Bündner nicht schon unter anderem mit dem Klischee der Bierseligkeit und dem des überbordenden Haschischkonsums zu kämpfen. Deshalb hier und jetzt die klare Forderung: Mehr Kreativität bei der Namensgebung von Gebäude, Gebräu und Gepflogenheiten. Kai Bock meh!

Und übrigens... Kein Bündner sagt «Bündnerland»! Das heisst Graubünden, liebe Zürcherländer, Berngebieter, St. Gallisten und Basileer...

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überall dä huore Bock! Das Gebäude als Steinbock bezeichnen wäre das eine, was mich mehr stört sind die Anschriften der einzelnen Geschäfte. Diese Namen kann man sich gar nicht merken. Man möchte meinen man sei in Amerika. Schade um unsere schöne Sprache!!!!!!!

Ja, Claudio Candinas, auch ich bin gegen Fantasielosigkeit wie die allgegenwärtigen Steinböcke. Mein Slogan: «Ziegen statt Kühe, notabene glockenfrei». Apropos Ziegen, auf der Suche nach dem ja längst altbekannten Witz "Fragt eine Ziege die andere: Gehen wir heute Abend aus? Sagt die andere: Nein, ich hab keinen Bock." fand ich im Internet folgendes fantasiereiches Gedicht, allerdings Prädikat "extraschräg":
Verkehrte Welt
Dunkel war´s, der Mond schien helle, schneebedeckt die grüne Flur, als ein Wagen blitzesschnelle langsam um die Ecke fuhr.
Drinnen saßen stehend Leute, schweigend ins Gespräch vertieft, als ein totgeschoss´ner Hase auf dem Sandberg Schlittschuh lief.
Und den Wagen zog die Ziege rückwärts einen Berg hinauf, als die hundertjähr´ge Fliege droben zog die Turmuhr auf.
Ringsumher herrscht tiefes Schweigen, und mit fürchterlichem Krach spielen in des Grases Zweigen drei Kamele lautlos Schach.
Und ein blond gelockter Knabe mit kohlrabenschwarzem Haar aß dabei ´ne Butterschnitte, die mit Fett bestrichen war.
Von der regennassen Straße wirbelte der Staub empor, dass der Knabe bei der Hitze mächtig an den Ohren fror.
Auf seinem Heupferd ritt er munter durch das blaue Kornfeld hin. Endlich ging die Sonne unter und der graue Tag erschien.
Und das alles dichtet Goethe, als er in der Morgenröte liegend auf dem Nachttopf saß und im Telefonbuch las.

Zur Einweihung des GR-Metropolen-Zentrums das Feuerwerk-Foto in der SO-Online (oder war das echt?) passt zur Fantasielosigkeit der STEINBOCK-Bauten, die halt bei der STEINBOCKstrasse stehen. Einziges Plus in all dem Minus: dass die zwei "geschwungenen Glasgebäude" nicht auch noch Gian und Giachen heissen, das wäre dann definitiv zu viel des Schlechten gewesen.

Liaba Claudio Candinas
Do chunt also so an junga "huara Bock" als Schrieberling daher und will dr Welt dr Steibock als alt und vermottet verkaufa. Liaba Claudio wo mier no in da Steibock z Chur i kehrt sin, in da legendär Steibock, do häsch du no nit amol us da Windla gschtunka und i als Heiweh Bündner wis vili anderi au, gon regelmässig in Bündt oder ins Bündnerland zruck...! I han as bitx der Idruvk dad der Gian und Giagen meh Hirnschmalz und Witsicht mitkriagt hen als Du. Bevor also wider amol so an Schwachsinn usa losch tuan di bitte besser informiere. Übrigens find i dis ganz Überbauig super glunga.
Gruass vu ma Heiwehbündner
Erich

Lieber Herr Candinas
Ich bin exakt auch einer welcher sich nervt, dass an Namensgebungen (fast) immer nur ideenlos "Steinbock" einfällt. Doch genau bei dieser Überbauung am Bahnhof hat diese Bennung als eine der allerwenigsten ihren Grund, beinahe urlängst. Auf diesem Areal stand bekanntlich lange Zeit, und auch vor Ihnen und mir schon das Hotel Steinbock (übrigens mit einem überdimensionalen Gehörn über dem Eingangsportal). Dahinter verläuft auch seit Zeiten schon die Steinbockstrasse. Somit ist es ausnahmsweise doch gerade legitim mit dem Neubau seinen Namen auf selbem Areal beizubehalten.

Genau so ist es Sigi. Ich kann mich erinnern, dass ich als Kind hie und da am Sonntag mit meiner Familie zum z'Mittag in den Steinbock ging. Die schönste Erinnerung, dass wir mal mit Charly und Alois Carigiet zusammen kamen. 

Auch von den wunderbaren Steinbock-Bällen wurde mir erzählt.

Es wäre also kaum denkbar, dem neuen Gebäude-Komplex einen anderen Namen zu geben.

Ich komme aus dem St. Gallerland, bin Werdenberger und wohne im steuergünstigeren Bündnerland. Und es heisst Baselbiet und nicht Basileer und Bernbiet und nicht Berngebiet. Auch Zürcherländer ist falsch, die Bündner sagen zu den Zürchern Unterländer, somit ist das Züribiet für die Bündner das Unterland.

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