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So reagiert ihr bei einem Erdbeben richtig

Es gibt Tage, da läuft nichts wie geplant. Damit ihr euch in allen misslichen Lagen zu helfen wisst, gibt es die #sofunktionierts-Artikel. Heute: Was tun, wenn die Erde bebt?

03.03.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Naturkatastrophe: Bei einem Erdbeben gibt es einiges zu beachten.
Naturkatastrophe: Bei einem Erdbeben gibt es einiges zu beachten.
Bild Freepik

In der Schweiz bleiben wir grossmehrheitlich von regelmässig wiederkehrenden, stärkeren Erdbeben verschont. Doch auch hierzulande ist die seismische Aktivität nicht ungewöhnlich. Der Schweizerische Erdbebendienst verzeichnet rund 1500 Erdbeben pro Jahr. Bei einem Grossteil dieser Erdbeben handelt es sich jedoch um sogenannte Mikrobeben. Zum Vergleich: Spürbar sind pro Jahr etwa zehn bis 20 dieser Beben. Um die Bevölkerung bestmöglich vor den Folgen von potenziellen Beben zu schützen, gibt es diverse Frühwarnsysteme. Doch auch die Technik kann sich irren, wie sich am Mittwochabend gezeigt hat. So vermeldete der Schweizerische Erdbebendienst auf Twitter, dass bei Stierva die Erde gebebt habe. Was die Sensoren aber tatsächlich registriert haben, war ein sehr starkes Beben in Papua-Neuguinea. Gebebt hat es am Mittwochabend in Graubünden aber wirklich – und zwar in Tiefencastel. Das Erdbeben hatte eine Stärke von 2,6. Zur Einordnung: Ab einer Magnitude von fünf oder mehr sind schwere Gebäudeschäden zu erwarten.

Es bebt – was nun?

Die wichtigste Handlung bei einem Erdbeben erscheint auf den ersten Blick kontraintuitiv – man sollte sich nämlich ins Freie retten. Dabei sollte man versuchen, einen möglichst grossen Abstand zu Gebäuden, Brücken, Strommasten und grossen Bäumen zu haben, wie die Gebäudeversicherung Bern schreibt. Auch wichtig: Der Uferbereich von Gewässern ist ebenfalls zu meiden, da grosse Wellen auftreten können. Sollte es möglich sein, das Gebäude zu verlassen, sollte man dabei sicherstellen, dass der Weg zum Ausgang sicher ist, sprich keine Gegenstände herunterfallen können.

Ist es nicht möglich, das Gebäude zu verlassen, sollte man versuchen, sich in Deckung zu bringen. Dazu eignet sich beispielsweise ein stabiler Tisch. Auch sollte man sich nicht in der Nähe von Fenstern oder Glaswänden aufhalten, da diese bersten könnten.

Auch für Autofahrerinnen und Autofahrer hat die Gebäudeversicherung entsprechende Ratschläge. Das Fahrzeug sollte, sofern der Vorgang sicher ist, angehalten werden. Während des Bebens unbedingt im Fahrzeug sitzen bleiben – und wenn irgendwie möglich nicht auf Brücken, in Tunnels oder Unterführungen anhalten. Auch hier gilt: Die Nähe zu Gebäuden am Strassenrand ist zu vermeiden.

Nach dem Beben ist vor dem Beben

Auch wenn die Erde aufgehört hat zu beben, ist Vorsicht geboten. Oft kommt es nach schweren Erdbeben zu Nachbeben. Ausserdem ist eure Umgebung nun potenziell einsturzgefährdet. Man sollte demnach nur dann erste Hilfe leisten, wenn man sich selber dabei nicht gefährdet. Wie es weiter heisst, muss man sich in dieser Phase auch auf Stromausfälle, kaputte Wasser- und Stromleitungen sowie kleinere Feuer gefasst machen. Wenn möglich, sollte das Radio eingeschaltet und auf weitere, offizielle Anweisungen gewartet werden. Ausserdem sei es wichtig, nur in Notfällen zu telefonieren, um das Netz für wichtige Anrufe freizuhalten und auch keine unnötigen Autofahrten zu unternehmen, damit die Rettungskräfte gut an ihre Einsatzorte gelangen können.

Wie entsteht ein Erbeben überhaupt?

Um zu verstehen, weshalb die Erde bebt, muss zunächst klar sein, woraus unsere Erde besteht. Dass der innere Kern mit flüssiger Lava gefüllt ist, und dass darauf sogenannte tektonische Platten schwimmen, ist dabei die essenzielle Information. Von diesen Gesteinsplatten existieren aktuell in etwa 60 kleine und sieben grosse Platten. Diese schwimmen, vergleichbar mit Eisschollen in der Arktis, auf dem Lavakern. Und die Platten sind in Bewegung. Jedes Jahr bewegen sie sich einige Zentimeter. Wenn die Platten sich aneinander reiben, entsteht Druck. Wird dieser zu gross, entladen sich diese Spannungen ruckartig, was ein Erdbeben auslöst. Unsere Kontinente sind übrigens viel höher, als die erwähnten Platten. Hier ist ersichtlich, wie die Grenzen der tektonischen Platten verlaufen und in welche Richtungen sie sich bewegen.

Platten sind keine Kontinente: Es gibt rund 60 kleinere Platten und sieben sehr grosse Platten.
Platten sind keine Kontinente: Es gibt rund 60 kleinere Platten und sieben sehr grosse Platten.
Bild Freepik

An den Grenzen der Platten kommt es häufiger zu Erdbeben, als in der Mitte einer solchen Platte. Deswegen ist die Schweiz auch deutlich seltener von schweren Beben betroffen, als es beispielsweise Japan ist, da die asiatische Insel nahe einer Plattengrenze liegt. Gleich verhält es sich bei Italien und China, welche beide näher an der Grenze liegen als beispielsweise Australien.

Aber nicht nur Verschiebungen bei den tektonischen Platten können Erdbeben auslösen. Auch ein Vulkanausbruch oder schwere Bergstürze können die Erde zum Beben bringen. 

Mara Schlumpf ist Redaktorin und Chefin vom Dienst bei «suedostschweiz.ch». Ursprünglich kommt sie aus dem Aargau, hat ihr Herz aber vor einigen Jahren an Chur verschenkt. Mehr Infos

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