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Auch historisches Gemäuer braucht regelmässig Unterhalt

Lernende Maurer und Baupraktiker können in direktem Anschauungsunterricht an besonderen Objekten den Umgang mit Naturstein erlernen. Damit sichern sie historische Bauwerke. Im letzten Sommer halfen junge Berufsleute, im Rahmen eines überbetrieblichen Kurses die Ruine Tschanüff in Ramosch zu sanieren.

Wohnen
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04.01.19 - 08:18 Uhr
historisches Gemäuer braucht regelmässig Unterhalt
Historisches Gemäuer
ARCHIV SOMEDIA

von Andreas Felix / Geschäftsführer des Graubündnerischen Baumeisterverbands (GBV)

Graubünden verfügt über ein beachtliches Volumen an historisch wertvoller Bausubstanz, welche regelmässig unterhalten und gesichert werden muss. Das hat seinen Preis. Den Trägerschaften dieser Objekte fehlen oftmals die nötigen Mittel, um die geschichtsträchtigen Zeugen aus vergangenen Zeiten zu erhalten. Darum sind sie auf die finanzielle und praktische Hilfe von Dritten angewiesen, wenn die Substanz von alten Burgruinen erhalten werden soll. Bereits seit 1996 werden solche Sanierungsarbeiten auch mit jungen Berufsleuten aus der Bauwirtschaft durchgeführt.

Umgang mit Natursteinen üben

Die dreiteilige Grundausbildung der Maurer und Baupraktiker nimmt im Rahmen der Verbandsarbeit des Graubündnerischen Baumeisterverbands (GBV) einen wichtigen Stellenwert ein. Neben der Berufsschule, welche die theoretischen Grundlagen der Berufskunde vermittelt, erwerben die jungen Lernenden mittels praktischer Anwendung im Lehrbetrieb das nötige Rüstzeug für ihren Beruf. Als dritter Pfeiler der Ausbildung fungieren die Überbetrieblichen Kurse (ÜK). Diese vermitteln den auszubildenden Berufsleuten weitere Grundkenntnisse der praktischen Arbeit, u.a. den Umgang mit sowie die Verarbeitung von Natursteinen.
Der Vorstand des GBV hat vor mehr als 20 Jahren entschieden, den ÜK-Kursinhalt «Naturstein» aus dem Lehrplan der Maurerlehrhallen (MLS) in Sursee herauszulösen und in eigener Verantwortung in Graubünden durchzuführen.

Eine Win-win-Situation

Im Rahmen des ÜK Natursteinmauerwerk wurde in einem ersten Projekt die Ruine Campi in Sils. i.D. befestigt. Im Zweijahresrhythmus konnten, teils in mehreren Etappen, die Ruinen Jörgenberg in Waltensburg, die Ruine Belfort in Brienz sowie die Burg Castels in Putz vor dem weiteren Verfall gerettet werden.
Im Sommer 2018 war nun nach 2008 und 2010 die dritte Etappe der Sanierung der Ruine Tschanüff in Ramosch an der Reihe. Dabei konnten die 79 Lernenden des Kurses wichtige Erfahrungen am konkreten Objekt machen und so ihren Beitrag zum Erhalt der historischen Gemäuer leisten – sozusagen eine Win-win-Situation.

Die Tradition wird weitergehen

Getragen werden die Kosten für die Baustelleninstallation, die Baustoffe sowie die Unterkunft und Verpflegung der Lernenden und Instruktoren von der Fundaziun Tschanüff, die als Bauherrschaft auftritt. Der GBV selber trägt die Kosten für die Arbeitsleistung der Lernenden und der Instruktoren. Geleistet wurden dabei rund 3700 Arbeitsstunden.

Jedes Jahr bilden die Lehrbetriebe des GBV rund 50 junge Maurer, zehn Baupraktiker und sieben bis zehn Verkehrswegbauer aus. In der Jahresrechnung des Verbands bildet die Grundausbildung eine wesentliche Position des gesamten Aufwands. Mit der Durchführung der ÜK und den damit zusammenhängenden Ausbildungsmöglichkeiten an historischen Objekten setzt sich der GBV auch in Zukunft für die Belange der Berufsbildung ein. Die Ruine Tschanüff dürfte deshalb nicht das letzte Objekt sein, welches von den lernenden Bündner Maurern und Baupraktikern im Rahmen ihrer Ausbildung saniert wird.

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