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«Es tönt mega blöd, aber jedes Training ist für mich anders»

Die frühere Europameisterin Lisa Mamié hat das Ticket für die Olympischen Spiele in Paris noch nicht auf sicher. An der am Montag beginnenden EM im 50-m-Becken in Belgrad will sie das ändern.

Agentur
sda
17.06.24 - 06:00 Uhr
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Lisa Mamié will in Belgrad mindestens eine Olympia-Limite schwimmen
Lisa Mamié will in Belgrad mindestens eine Olympia-Limite schwimmen
KEYSTONE/PATRICK B. KRAEMER

In Lisa Mamiés Porträt auf der Homepage von Swiss Aquatics steht bei den persönlichen Zielen: «Das Lachen nie verlieren». Das sagt vieles aus über die 25-jährige Zürcherin. Die letzten zwei Weltmeisterschaften verliefen für sie allerdings wenig erfreulich. Sowohl im vergangenen Juli in Fukuoka als auch im Februar in Doha blieben ihre Versuche erfolglos, über 100 und 200 m Brust die Limite für die Olympischen Spiele in Paris zu erfüllen. In Japan verpasste sie den geforderten Wert über die kürzere Distanz im Vorlauf mit 1:06,87 Minuten bloss um acht Hundertstelsekunden.

Über 200 m fehlten in Doha mit 2:24,62 Minuten 71 Hundertstel. In dieser Disziplin gewann sie 2021 in Budapest EM-Silber und ein Jahr später in Rom EM-Gold. Ihr Schweizer Rekord, vor drei Jahren in Budapest erzielt, liegt bei 2:22,05 Minuten. «Ich war sehr positiv eingestellt in Doha», blickt Mamié im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA zurück. «Ich hatte, wie schon für Fukuoka, sehr gut trainiert. Die Leistungen entsprachen nicht dem, was ich im Training gezeigt hatte. Es ist ein Rätsel, warum ich es nicht umsetzen konnte. Wahrscheinlich absolvierte ich zu wenig Wettkämpfe.» Das änderte Mamié. Nach Doha startete sie zweimal in Frankreich und bestritt sie die SM in Uster.

Ein Kopfmensch

Dass sie die Olympia-Limite bisher nicht erfüllt hat, hat das Training nicht gross beeinflusst. Ohnehin ist 2024 wegen Paris ein spezifisches Jahr für sie, was bedeutete, dass «wir viel mehr 'Brust machen' und viel mehr auf die Wettkampfdistanzen eingehen. Aber klar, wenn ich schon qualifiziert wäre, wäre ich vielleicht etwas lockerer und würde ich mir etwas weniger Gedanken machen».

Ohnehin ist Mamié ein Kopfmensch. «Ich bin jemand, der in allem viel nachdenkt, auch in der Schule.» Ist das hinderlich für sie? «Ja und nein. Einerseits helfe ich mir damit selber, andererseits kann ich mir auch im Weg stehen. Ich muss die Mitte finden. Das ist momentan eher das Schwierige.» Deshalb meditiert sie beispielsweise. Vor den Rennen macht sie Atemübungen, um gut mit der Nervosität umgehen zu können.

Neben dem Schwimmen studiert Mamié französische und italienische Literatur- und Sprachwissenschaften an der Universität Zürich. Dieses Semester setzt sie jedoch aus. Dennoch arbeitet sie die 20 Bücher umfassende Literaturliste ab. «So bin ich vorbereitet für das nächste Semester. Ich brauche etwas daneben», sagt Mamié. Ihr Ziel ist, später Lehrerin zu sein. Am liebsten würde sie dies auf Primarstufe tun, dann hätte sie jedoch an die Pädagogische Hochschule gehen müssen, was wegen den Praktika «schwierig geworden wäre». So strebt sie nun ein Lehrdiplom an, um einst an einem Gymnasium zu arbeiten.

Unbekümmerheit verloren

Dass ihre Schweizer Rekorde über die drei Brust-Strecken (die dritte ist 50 m) schon drei Jahre und länger zurückliegen, führt sie auch auf das Älterwerden zurück und darauf, dass sie weniger unbekümmert ist als früher. «Da bin ich einfach geschwommen. Das muss zurückkommen. Zudem merke ich auch im Wettkampf, dass ich langsamer regeneriere.» Für ihren Trainer und sie gelte es herauszufinden, wie das Training angepasst werden kann.

Denn ein Karriereende ist für Mamié aktuell kein Thema. Sie will so lange weitermachen, wie es ihr der Körper erlaubt. Sie ist überzeugt, wieder an ihre Bestzeiten heranzukommen. «Ich habe nach wie vor extrem Spass am Training. Es hat mich schon immer fasziniert, die richtige Technik zu finden, an kleinen Details zu arbeiten, um schneller zu werden. Es tönt mega blöd, aber jedes Training ist für mich anders.»

Sollte Mamié auch in Belgrad keine Olympia-Limite erzielen, darf sie dennoch auf die Teilnahme in Paris hoffen. Denn es werden noch so genannte «Universalitäts-Plätze» vergeben. Wenn eine Nation nur in einem Geschlecht qualifizierte Athleten hat, wie das bei der Schweiz aktuell der Fall ist, kann eine Person vom anderen Geschlecht gemeldet werden. Mamié würde dafür alle Kriterien erfüllen, will es darauf aber nicht ankommen lassen. So oder so wird sie das Lachen nicht verlieren.

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