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EHC Arosa steht in Halbfinals – und beweist Play-off-Qualitäten

Der EHC Arosa gewinnt gegen Seewen zu hoch mit 6:1 und steht in den Play-off-Halbfinals. Spielerisch können die Schanfigger nicht endlos überzeugen – sie beeindrucken aber mit ihrer Winnermentalität.

Roman
Michel
02.03.23 - 22:30 Uhr
Eishockey
Kollektiver Jubel: Der EHC Arosa steht in den Play-off-Halbfinals
Kollektiver Jubel: Der EHC Arosa steht in den Play-off-Halbfinals
Bild Livia Mauerhofer

Wahrscheinlich war es Zufall. Aber manchmal passen Zufälle eben ganz gut. Tief im Mittelabschnitt dröhnte aus den Boxen in der Aroser Eishalle 77 Bombay Street. «This is my empire» singt das Bündner Quartett in seinem Hit «Empire». Zu Deutsch: «Das ist mein Reich.» Irgendwie schien dies wie eine Botschaft des Stadion-DJ. Ein subtiler Wink an das Heimteam auf dem Eis. 1:1 hiess es zu diesem Zeitpunkt auf der Resultattafel. Und man fragte sich auf der Tribüne, wie lange das gut gehen würde. Der Gast aus Seewen drückte. Im Minutentakt kam er zu Chancen. Ihrem hervorragenden Goalie Michal Chmel hatten es die Aroser zu verdanken, ihr Reich nicht an die Innerschweizer zu geben. «This is my empire.» Wenige Augenblicke nach den 77 Bombay Street hiess es tatsächlich 2:1 – für das Heimteam aber. Ein fürchterliches Fehlzuspiel in der Seewener Defensive nutzte Manuel Laimbacher eiskalt aus. Es sollte der wegweisende Treffer in dieser Partie sein. Kurz nach der zweiten Pause sorgte Laimbacher mit seinem zweiten Treffer für die Entscheidung in dieser Partie. Ja, in dieser Serie. Mit 3:0-Siegen zieht der EHC Arosa in die Play-off-Halbfinals ein.

Lange nicht überzeugend

6:1 hiess es am Ende. Stefan Diezi, nochmals Laimbacher (ins leere Tor) und Patrick Bandiera sorgten für die weiteren Treffer und den Sieg, der am Ende zu hoch ausfiel. Und sie sorgten für Standing Ovations und Konfettiregen auf den Tribünen. Ja, es herrscht so etwas wie Eishockey-Euphorie in Arosa. Über 1100 Fans kamen am Donnerstagabend in die Aroser Eishalle. Anfang Woche widmete die NZZ gleich eine ganze Seite dem Schanfigger Traditionsklub, liess in ihrem nostalgischen Artikel jene Zeit aufleben, als Arosa noch zur Beletage im Schweizer Eishockey gehörte.

Tempi passati. Die Realität heisst My Hockey League. Und das so souverän klingende 3:0 in der Viertelfinalserie gegen Seewen täuscht darüber hinweg, wie eng die Duelle wirklich waren. Beim 3:2 zum Start entschied ein Treffer im Schlussdrittel das Spiel. Beim 6:4 auswärts vor zwei Tagen ein starkes Aroser Mitteldrittel. In Spiel 3 schliesslich ein paar wenige Unachtsamkeiten beim Gegner. Die Bündner nutzten diese Fehler eiskalt aus. Aber sie taten sich über weite Strecken des Spiels schwer mit dem Herausspielen klarer Tormöglichkeiten. Die letzten drei Treffer fielen, als Seewen längst kopflos und immer verzweifelter den Anschluss suchte. Zuvor aber wurde es meist nur bei Schüssen aus der Distanz gefährlich. Oder aber bei Einzelaktionen. Das zwischenzeitliche 1:1 durch Luka Carevic war die erfrischende Ausnahme. Kurz vor der ersten Pause schloss der Verteidiger nach einem perfekt getimten Zuspiel von Stefan Diezi direkt ab und erwischte Seewen-Goalie Christian Schön, während sich dieser von der rechten in die linke Torecke verschob.

Carevic als Vorkämpfer

Es gibt vielleicht keinen anderen Akteur, der so für das Aroser Spiel steht wie Carevic. Der 92-Kilo-Brocken ist kein Mann der feinen Klinge. Aber er verkörpert jene Opferbereitschaft, die die Schanfigger durch diese Viertelfinalserie brachte. In den Startminuten wirft sich der ehemalige Captain der Elite-Junioren des HCD einmal wagemutig in einen Abschluss und verhindert so einen frühen Rückstand. Sein Treffer fällt zudem zu einem wichtigen Zeitpunkt: 75 Sekunden nach dem Seewener Führungstor durch Sandro Steiner (im Powerplay).

Der EHC Arosa vermochte in dieser Serie spielerisch nicht immer restlos zu überzeugen. Auch nicht in Spiel 3 – trotz des hohen Sieges. Aber er hat sich eine erstaunliche Winnermentalität angelegt. Schon im zweiten Duell hatte er in Seewen einen Rückstand gedreht. Am Donnerstag gelang ihm dies zu Hause erneut. Es sind solche Qualitäten, die eine Siegermannschaft auszeichnen – und die in der heissen Phase der Meisterschaft gar noch etwas mehr zählen.

Roman Michel ist Leiter Sport. Er arbeitet als Sportreporter und -moderator bei TV Südostschweiz. Weiter schreibt er für die gemeinsame Sportredaktion der Zeitung Südostschweiz und suedostschweiz.ch. Roman Michel studierte Journalismus und Organisationskommunikation und arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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