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Vorerst keine Untersuchung an Jürg Läderachs Christlicher Schule Linth

Nach dem DOK-Film im Schweizer Fernsehen zu Missständen an Läderachs Christlicher Schule Linth in Kaltbrunn zeigt sich das St. Galler Bildungsdepartement zurückhaltend - aus Datenschutzgründen.

Agentur
sda
22.09.23 - 10:01 Uhr
Politik
Die St. Galler Behörden können wohl nicht so schnell eine Untersuchung im Fall der Vorkommnisse an der Christlichen Privatschule in Kaltbrunn SG veranlassen. (Archivbild)
Die St. Galler Behörden können wohl nicht so schnell eine Untersuchung im Fall der Vorkommnisse an der Christlichen Privatschule in Kaltbrunn SG veranlassen. (Archivbild)
KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Im Format «DOK» des Schweizer Radio und Fernsehens (SRF) erhoben ehemalige Schützlinge der evangelikalen Privatschule «Domino Servite», die heute «Christliche Schule Linth» heisst, schwere Vorwürfe. Sie berichteten von systematischen Schlägen mit Gürteln, psychischer Gewalt und Ausgrenzung nach einer Vergewaltigung unter Schülern. Ein Untersuchungsbericht im Auftrag der Schule bestätigte das Fehlverhalten von «ehemaligen Lehrpersonen und Gemeindemitgliedern».

Auch der ehemalige Verwaltungsratspräsident des Glarner Chocolatiers Läderach, Jürg Läderach, soll in Kaltbrunn eigenhändig Schüler geschlagen haben. Dieser dementierte das, was er in einer eidesstattlichen Erklärung notariell festhalten liess.

Das Bildungsdepartement des Kantons St. Gallen kündigte in der Ausstrahlung an, nach den SRF-Recherchen selbst einen Untersuchungsbericht in Auftrag geben zu wollen. Am Freitag hiess es auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass «es seit jenem Statement fraglich geworden sei, ob dieser Schritt gemacht werden könne.»

Die Behörden müssten dafür einen Opferruf machen und zu diesem Zweck die Adressen der Betroffenen erhalten. Anfragen dazu seien jedoch von den Datenbesitzern abgelehnt worden. Die Situation sei deshalb blockiert. Das weitere Vorgehen werde nun geprüft.

Schweizer Chocolatier beschuldigt

Die im DOK-Film erhobenen Vorwürfe gegen den Gründer der Schule, Jürg Läderach, stritt dieser gegenüber SRF strikt ab. Keystone-SDA erreichte Läderach am Freitag noch nicht, platzierte aber eine Anfrage nach einem Statement bei der Schule.

Nach dem Untersuchungsbericht entschuldigte sich der Chocolatier bei den Opfern dafür, was an der Schule geschehen war. Im Januar 2022 wurde ein Massnahmenplan vorgestellt, der solche Missbräuche in Zukunft verhindern soll.

Läderach übernahm 1995 die Räumlichkeiten in Kaltbrunn und schuf dort eine eigene evangelikale Welt mit einer Freikirche, der Privatschule samt Internat. Zuerst war die Schule ein Schweizer Ableger der südafrikanischen Mission «Kwasizabantu», die unter Fachleuten als Sekte gilt. Seit 2019 ist die Gemeindschaft jedoch unabhängig und heisst seitdem «Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch».

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