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Drei Coronafälle und viele Vorwürfe

Vor zwei Wochen hatte der Kanton mit zusätzlichen Unterkünften die Unterbringungssituation der Geflüchteten vermeintlich entschärft. Nun hagelt es neue Kritik. Das Amt für Migration wehrt sich.

Südostschweiz
23.04.20 - 12:00 Uhr
Politik
Asylzentrum Asyl Chur Schoenbuehlstrasse Auslaender Foral
In der Asylunterkunft Foral in Chur wurden drei Personen positiv auf das Coronavirus getestet.
OLIVIA ITEM-AEBLI

Kurz vor Ostern nahm der Kanton zusätzliche Asylunterkünfte in Betrieb, um die vom Bund geforderten Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können. Diese Meldung habe bei Betroffenen und den Bündner Asylorganisationen zuerst für Erleichterung gesorgt, schreiben der Verein IG offenes Davos und die Organisation Bündner helfen Flüchtlingen in einer gemeinsamen Mitteilung. «Aber die Freude währte nur kurz.»

Der erste Dorn im Auge ist den beiden Freiwilligenorganisationen der Ort der Unterbringung der Asylsuchenden. Dieser soll in der unterirdischen Bunkeranlage des Zivilschutzes in Chur sein. Es sei erstaunlich, dass ausgerechnet in der Coronakrise wieder auf eine unterirdische Notunterkunft zurückgegriffen werde, heisst es in der Mitteilung weiter. Dort würden sich, entgegen den Empfehlungen der Schweizer Armee, die Fenster zum Lüften nicht öffnen lassen. Ausserdem könne die unterirdische Unterbringung für die Geflüchteten zu einer Retraumatisierung führen. 

Marcel Suter, Leiter des Bündner Amtes für Migration und Zivilrecht, wiegelt ab. Der Betrieb in der Unterkunft laufe bisher reibungslos und ruhig. «Die Unterkunft wird von Personen, die einer Arbeit nachgehen können, wegen der Zentrumsnähe geschätzt», sagt der Amtsleiter, der sich nach den harschen Vorwürfen zu einer Stellungnahme genötigt sah. 17 Personen seien derzeit in der Bunkeranlage einquartiert – alle seien gesund. Nach drei bis vier Wochen sollen sie dann auch wieder in einer oberirdische Anlage verlegt werden.

Unangemessen finden die Organisationen ausserdem die Umplatzierung von unbegleiteten Jugendlichen in eine andere Ecke des Kantons. Auch dazu nimmt Suter Stellung: «Bis heute wurden keine unbegleiteten minderjährigen Asylsuchende (UMA) einem anderen Zentrum zugewiesen.» Über 18-Jährige seien allerdings schon vereinzelt nach Splügen transferiert worden. Aber auch dort werden sie weiterhin gut betreut, wie er sagt.

Drei bestätigte Coronafälle

Und was passiert, wenn in den Kollektivzentren Quarantänemassnahmen ergriffen werden müssen? Zu viele solcher Fragen seien noch offen, schreiben die Organisationen weiter. Doch ein solches Szenario scheint sich beim Kanton bereits «bestens bewährt» zu haben. Wie Suter erwähnt, gibt es derzeit im Erstaufnahmezentrum Foral in Chur drei Geflüchtete, die am Coronavirus erkrankt sind. Es seien entsprechende Isolierzimmer eingerichtet worden. «Die Betreuung der erkrankten Personen und das Vorgehen im Verdachtsfall erfolgen in enger Abstimmung mit der Kantonsärztin», so Suter.

Die Coronakrise lege die Schwächen des restriktiven Bündner Asylsystems schonungslos frei, schreiben die Freiwilligenorganisationen weiter. Die Bündner Transitheime würden nicht bloss zur temporären Unterbringung von Asylsuchenden dienen. Im Fall einer sogenannten vorläufigen Aufnahme würden Geflüchtete auch nach Abschluss des Asylverfahrens bis zu sieben Jahre im Heim wohnhaft bleiben. Damit bilde der Kanton Graubünden im schweizweiten Vergleich eine Ausnahme, die jetzt für Probleme, Mehraufwand und Mehrkosten sorge.

Laut Mitteilung möchten die beiden Freiwilligenorganisationen den Kanton ermuntern, «die Coronakrise zum Umdenken zu einer menschenwürdigeren Asylpolitik zu nutzen». (jas)

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Drei Corona Fälle und viele Vorwürfe¨: Langsam Platzt auch mir der Kragen, was wollen denn diese Leute für die Flüchtlinge noch alles Fordern. Ich stelle mir vor, Hotel Zimmer mit eigenem Bad, WC und Wellness Bereich. Liebe Hilfs Organisationen hört endlich einmal auf mit immer mehr Forderungen für diese Flüchtlinge. Mein Vorschlag: Setzt Euch lieber dafür ein, dass diese Länder anständige Regierungen bekommen, dann haben wir das Flüchtlings Problem nämlich gelöst. Und neben bei, in den WKs waren wir froh, wenn wir in einer Zivilschutz Anlage schlafen konnten, anstatt irgend auf einem Stall, ohne WC und Waschgelegenheit.

Die Freiwilligenorganisationen sollen schön ruhig bleiben und den Kanton unterstützen statt zu reklamieren.

Hallo

Wir befinden uns in einer Krise die Weltweit zu beobachten ist.
Ich kann die Einwände solcher Organisationen nicht nachvollziehen. Jeder muss in dieser Zeit Abstriche machen.
Ich versuche Schonzeit Jahren meine Familie aus dem Ausland zu mir zu holen, da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr reisen darf.
Keine Chance. Denn es gibt keine Organisation, die sich für Schweizer und deren im Ausland verbliebene Familien kümmert. KeIn Familiennachzug für uns.
Also kann man doch wirklich zufrieden sein, wenn man behütet wird und wenn das eigene Schicksal jemanden interessiert.
Denn unser Schicksal interessiert niemanden. Mit oder ohne Corona Virus.

Danke
Guido

Ansagen TV Zeitungen Infos sind für einige nur Luft. Etliche halten sich nicht auf Abstand! Stehen nahe bei einander Umarmen sich und geben Küsschen. Mehrmals Beobachtet im unteren Rheinquartier. Nachmittags sind auf den Spielplätzen viel mehr als die vor geschriebenen Personen. Gestern waren es 22! Ansonsten 9-17! Wollen oder können die unsere SPRACHE nicht LESEN oder VERSTEHEN?! Wir bleiben zu Hause und halten uns an die Vorschriften!?!? Obwohl die Stadt Chur sehr Gut und immer wieder Informiert!!!

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