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Ein Werkzeug der Astrologie

Vor Kurzem gründete sich die regionale Astrologengruppe Graubünden mit dem Ziel, sich zu vernetzen und Vorurteile abzubauen.

Bündner Woche
26.08.23 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
9 von 16 Mitglieder bei der Gründung (von links): Albert Flepp, Petra Aeberhard, Caroline Vils, Monika Neuenschwander-Bombis, Martina Pagnin, Manuela Tobler, Elsbeth Hauser, Rita Muggli, Madlaina Meng.
9 von 16 Mitglieder bei der Gründung (von links): Albert Flepp, Petra Aeberhard, Caroline Vils, Monika Neuenschwander-Bombis, Martina Pagnin, Manuela Tobler, Elsbeth Hauser, Rita Muggli, Madlaina Meng.
zVg

Von Cindy Ziegler

Wir werfen gleich zu Beginn einen Blick zurück. Oder gleich mehrere. Die Astrologie, was übersetzt in etwa Sterndeutung heisst, wurde schon in der vorchristlichen Zeit in verschiedenen Kulturkreisen praktiziert. In Europa hat die Astrologie eine durchaus wechselhafte Geschichte. Als das Christentum im Römischen Reich zur Staatsreligion erhoben wurde, wurde die Astrologie bekämpft. Im späten Mittelalter erlebte sie jedoch eine Renaissance, die bis ins 17. Jahrhundert anhielt. Mit der Aufklärung trennten sich nicht nur die Bereiche Astrologie und Astronomie, die bis dahin als eine Disziplin verstanden wurden, sondern der Astrologie wurde auch ihre Plausibilität aberkannt. Seither sieht sich die Astrologie noch immer mit starken Schwankungen konfrontiert. Heute gilt sie als Pseudowissenschaft, auch wenn einige bis heute gültige wissenschaftliche Theorien, wie beispielsweise die Gezeitentheorie, mit aus der Astrologie entstammen.

Mit Vorurteilen aufräumen

Im Heute sitzen Albert Flepp und Caroline Vils in einem Sitzungszimmer im Medienhaus in Chur. Er Ingenieur, sie Juristin, beide mit astrologischer Ausbildung. Sie möchten über ihre Leidenschaft, die Astrologie, sprechen, über die neugegründete Astrologengruppe Graubünden und vor allem mit Vorurteilen aufräumen. Im Juni fand sich ein Grossteil der Bündner Astrologinnen und Astrologen zusammen. Sie tauschten sich aus, sprachen über die Qualität der astrologischen Beratungen und überlegten, wie ihre Disziplin in der Öffentlichkeit bekannter werden könnte.

Ich denke, jetzt ist eine gute Zeit, das zu ändern.

Albert Flipp

Eine gar nicht mal so einfache Aufgabe, denn die Skepsis ist gross. Das merken auch Albert Flepp und Caroline Vils immer wieder. Einerseits haben sie Verständnis dafür, andererseits bedauern sie, dass die grössten Kritikerinnen und Kritiker sich oft weder mit Astrologie befasst noch sich tatsächlich darauf eingelassen hätten. «Ich denke, jetzt ist eine gute Zeit, das zu ändern», meint Albert Flepp. Mit dem Zusammentreffen von Jupiter und Saturn am 21. Dezember 2020 im Luftzeichen Wassermann wurde der 200-jährige Erdelement-Zyklus beendet und der Wechsel zum Luftelement-Zyklus vollzogen. Dieser Zykluswechsel wird statische und festgefahrene Gewohnheiten und Denkweisen aufweichen und neue Lösungsansätze fördern. Zugegeben, das dürfte für manche etwas esoterisch tönen.

Verständnis für die Skepsis

Doch die beiden lassen sich davon nicht entmutigen. Sie selbst kennen die Skepsis, haben sie doch beide einen akademischen Hintergrund und kommen aus einer sich an logischen und rationalen Werten orientierten Welt. Albert Flepp erzählt, wie er zur Astrologie kam. Vor vielen Jahren erhielt er eine 40-seitige astrologische Analyse, in der persönliche Charaktereigenschaften sehr detailliert beschrieben waren. Diese Erkenntnisse verblüfften und faszinierten ihn zugleich. Die verfügbare Literatur erklärte dem Ingenieur nur unzureichend, auf welcher Grundlage diese Aussagen gemacht wurden. Sein Hunger nach astrologischem Wissen war geweckt, und so schrieb er sich für ein Studium der psychologischen Astrologie an der Schule für Erwachsene in Zürich ein. Vier Jahre lernte er dort, und lernte auch Caroline Vils kennen. Auch sie hat einen ähnlichen Lebensweg hinter sich, auch wenn sie sich schon immer für Astrologie interessierte. «Astrologie ist eine Symbolsprache. Und sie tut sich schwer mit Beweisen nach sogenannt wissenschaftlichen Kriterien. Ich bin dennoch überzeugt, dass sie ihre Stärken hat und ein gutes Werkzeug im Coachingbereich ist», ergänzt sie.

Wenn es nur zwölf verschiedene Persönlichkeiten auf der Welt gäbe, dann wäre alles recht einfach.

Caroline Vils

Heutzutage kennen viele Menschen die Astrologie nur aus Horoskopen in Zeitungen, fragwürdigen Sternzeichentests und viel Schwarzmalerei. «Solche Sachen sind zwar unterhaltend, haben aber nichts mit fundierter Astrologie zu tun», erklärt Caroline Vils. Sie könnten weder Sternzeichen raten, noch Voraussagungen treffen oder jemandem sagen, wie er oder sie ist. Und sie seien auch nicht therapeutisch unterwegs oder als Ersatz für eine Psychotherapie zu verstehen. «Wir sehen uns eher als Lebenshilfe an. Als Coaching. Beratung. Oder Unterstützung», meint Albert Flepp. Sie würden nicht sagen, was zu tun ist, sondern anhand von Geburtshoroskopen, sogenannten Radixen, beraten. Wichtig ist beiden, dass die Geburtshoroskope, die laut Caroline Vils eine Art Himmelsfoto vom Zeitpunkt der Geburt eines bestimmten Menschen sind, viel mehr beinhalten als nur das Sternzeichen. Und dass die Persönlichkeit sehr viel komplexer ist. «Wenn es nur zwölf verschiedene Persönlichkeiten auf der Welt gäbe, dann wäre alles recht einfach», sagt Caroline Vils und lacht.

Der Glauben an Erfahrung und Energien

Dennoch. Beide glauben an die Astrologie. An die Erfahrungen, die sie und andere gemacht haben. An die Zusammenhänge von oben und unten. An Energien und dass alles verbunden ist. Und daran, dass man nicht immer alles rational beweisen muss. «Nur weil man etwas statistisch nicht nachweisen kann, heisst das nicht, dass es nicht funktioniert. Sonst hätte man in vielen anderen Bereichen, zum Beispiel in der Medizin oder der Psychologie, zuweilen auch ein Problem», meint Caroline Vils. Sie habe in ihren Beratungen viele verschiedene Kundinnen und Kunden. Einige davon seien auch durchaus kritisch. Und das sei gut so. «Wir bieten ohnehin nur ein Hilfsmittel zur Selbsterkenntnis. Ich bin überzeugt, dass jeder Mensch die Antwort auf seine Fragen sowieso schon in sich trägt. Die Astrologie hilft dabei, die Antwort zu finden», schliesst Caroline Vils. Albert Flepp nickt zustimmend. Und optimistisch diesbezüglich, dass die Menschen sich künftig mehr auf Astrologie einlassen können. Im Luftzeitalter. Und auch in Bezug auf die Qualität astrologischer Beratungen. Dafür sind mit der neugegründeten Regionalgruppe sicher schon einmal Voraussetzungen geschaffen worden.

www.astrologenbund.ch

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