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«Ich wäre gerne ein italienischer Sänger»

Pascal Gamboni ist als «Künstler des Jahres 2019» nominiert. Grund dafür ist sein neustes Album «Everybody wants the honey». Doch was hat es damit auf sich?

Kristina
Schmid
30.03.20 - 04:30 Uhr
Kultur
Pascal Gamboni arbeitet bereits wieder an neuen Songs.
Pascal Gamboni arbeitet bereits wieder an neuen Songs.
MARCO HARTMANN

Pascal Gamboni trägt immer ein Stück Papier bei sich. Seinen Wortfänger nennt er es. Immer dann, wenn ihm ein Gedanke kommt, er etwas sieht oder hört, schreibt er es auf. Um es nicht zu vergessen. Und irgendwann kommt der Moment, da kann er die ganzen gesammelten Wörter, Sätze und Sprüche verwenden. Vielleicht nur ein einzelnes Wort, das ihm bisher in einem Text gefehlt hat. Vielleicht ergibt sich ein ganzer Song daraus. Und vielleicht taucht so auch der Titel für ein neues Album auf. 

So geschehen bei «Everybody wants the honey». Aus dem nichts ist ihm dieser Satz eingefallen. Wann und wo das war, kann Gamboni nicht mehr sagen. Er weiss nur, dass ihn dieser Satz nicht mehr losgelassen hat. Und, dass dies der Titel des Albums wird. Er übersetzte ihn ins Romanische. «Das hat aber nicht gut getönt. Und der Klang ist eben auch sehr wichtig», sagt Gamboni. Also entschied er sich für den Titel auf Englisch. Die Bedeutung gefiel ihm nämlich. «Es ist doch so. Jeder will ja nur das Beste. Und wenn man sein Gegenüber nicht versteht oder sich mit Vorurteilen konfrontiert sieht, sollte man daran denken, dass auch dieser Mensch doch im Grunde nur das Beste will», sagt Gamboni.

Die Liebe fürs Italienisch

Wie dieser Titel entstehen auch die Texte zu Gambonis Songs. Er sammelt Wörter. Sucht sie. Manchmal auch im Internet. Setzt sie zusammen. Bis er irgendwann beschliesst, dass dieser Text zu einer Melodie passen könnte, die er bereits im Kopf hat. So entsteht dann ein Song. Fast immer auf Romanisch. Manchmal auf Englisch. Und selten auf Italienisch. Dabei liebt er die italienische Sprache.

Gamboni liebt italienisch Gesungenes. Er liebt Adriano Celentano und Piero Ciampi. Und er liebt, dass alle Italiener singen. «Ich wäre gerne ein italienischer Sänger», sagt er. «Ich war einmal an einem Konzert von Gianna Nannini – und da hat einfach der ganze Saal mitgesungen. Das war Wahnsinn. Und so sind wir nicht. Zumindest ich nicht.»

Musik fürs Baby

Sein Album «Everybody wants the honey» hat Gamboni seiner Familie gewidmet. Viele Songs sind just in der Zeit entstanden, als er zum ersten Mal Vater wurde. «Dieses Album wird mich immer an diese Zeit erinnern. An diese Anfangszeit», sagt er. Nachts, wenn das Baby etwa nicht schlafen konnte, hat er ihm vorgesummt, vorgesungen. Er hat es so beruhigt, in den Schlaf gewiegt.

Jury-Entscheid:

«Er ist der Vielreisende unter den Nominierten. Sein multilingualer Indie-Pop hinterlässt Spuren bei jedem Hörer. Seine Songs sind echt, handgemacht und leben von der Einfachheit, in der sie daher kommen. Pascal Gamboni gehört zu der Sorte Musiker, die jetzt wieder hip sind, weil sie eben echt sind.»

Stämpf, Musikexperte und Jury-Mitglied des Bündner Music Award

«Und während ich nachts in der Wohnung umherlief, sind neue Melodien, neue Texte geboren», sagt Gamboni. Diese entstehen noch heute so. Etwa beim Spaziergang mit dem Baby-Wagen. «Ich kann zwar nicht mehr so viel spielen wie früher. Aber es entsteht noch genauso viel Musik wie früher.»

Zurzeit arbeitet Gamboni bereits wieder an einem neuen Album, das noch im Herbst dieses Jahres erscheinen soll. Es soll ein Best-of werden. Ein Album mit den besten Songs der letzten zehn Jahren. Darauf zu hören sein sollen jene Lieder, die am meisten gehört wurden, jene, die Gamboni persönlich sehr gut gefallen – sowie zwei neue. Ruhiger wird es um ihn also nicht. Trotz seiner neuen Rolle als junger Vater.

Kristina Schmid berichtet über aktuelle Geschehnisse im Kanton und erzählt mit Herzblut die bewegenden Geschichten von Menschen in Graubünden. Sie hat Journalismus am MAZ studiert und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern im Rheintal, worüber sie in ihrem Blog «Breistift» schreibt. Mehr Infos

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