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So wird im Schloss Reichenau geheiratet

Da heiraten, wo sich Hinter- und Vorderrhein vereinen – dies ist im Schloss Reichenau möglich. Die «Büwo» durfte mit der Besitzerfamilie durch die Gänge und Gärten wandeln.

Bündner Woche
09.09.24 - 04:30 Uhr
Graubünden
Heiraten wie im Märchen – das kann man auf Schloss Reichenau.
Heiraten wie im Märchen – das kann man auf Schloss Reichenau.
Ida Sgier, IDA fotografias

Von Jasmin Klucker

Im besten Fall erlebt man diesen besonderen Tag nur einmal im Leben. So einmalig und bezaubernd sollte er auch sein. Die Rede ist von einer Hochzeit – an diesem Tag, an dem sich zwei Menschen versprechen, für immer und ewig gemeinsam durchs Leben zu gehen. So unterschiedlich, wie wir Menschen sind, sind auch die Ideen und Wünsche für einen solchen Tag. Jedoch steht für viele das Heiraten in einem Schloss an oberster Stelle: Sich einmal so zu fühlen, als wäre man eine Prinzessin, an einem Ort, an dem die Zeit gefühlt stehen geblieben ist. Dieser Tag gehört nur dem Brautpaar. Im Schloss Reichenau ist dies möglich, und er wird sogar von der Schloss-Erbin Francesca von Tscharner persönlich organisiert. Sie ist zuständig für die Events auf diesem Schloss, wo sie und ihre zwei Geschwister aufwachsen durften. Sie nennt diesen Ort einen Kraftort – da, wo der Hinterrhein und der Vorderrhein zusammenfliessen und als Alpenrhein ihre Reise fortsetzen. Gibt es ein schöneres Fleckchen und eine passendere Bedeutung, um zu heiraten? Für viele Bündner, aber auch für viele Unterländerinnen ist die Antwort ein klares Nein. Hier wollen sie ihren grossen Tag erleben, mit allem, was dazugehört.

Francesca von Tscharner trägt einiges dazu bei, dass Geld in die Kassen des Schlosses kommt.
Francesca von Tscharner trägt einiges dazu bei, dass Geld in die Kassen des Schlosses kommt.

Ist und bleibt in der Familie

Doch der Reihe nach: Wie kam es überhaupt dazu, dass dieses Schloss zu einer Hochzeitslocation wurde? «Es war nicht geplant, es hat sich einfach so ergeben», erzählt Francesca von Tscharner, die aufrecht auf dem alten, hölzernen Stuhl an der langen Tafel im grünen Saal sitzt.

Ihr Vater, Gian-Battista von Tscharner, ist in Maienfeld aufgewachsen, und in den Sommermonaten zog es ihn und seine Mutter in das Schloss nach Reichenau, das als Feriendomizil diente. Eine Weile später wurde das Schloss Reichenau zu seinem Zuhause, das er 1976 mit seiner Mutter renovierte. Er hatte kurz darauf die Chance, mit einem Weinbaubetrieb in Jenins zu beginnen und sich damit etwas aufzubauen.

«Es war und ist ein Paradies. Wir spielten stundenlang Verstecken und Fangen und hatten unglaublich grosse Zimmer. Ja, es war schön, hier aufzuwachsen», sind die Worte von Johann-Baptista von Tscharner, dem jüngsten Sohn des Schlossherrn, der 2013 die Verantwortung für den Weinkeller von ihm übernommen hat und bis heute mit seiner Familie im Schloss lebt. Anders sieht es bei seinen zwei Schwestern aus, die beide nicht mehr im Schloss leben. Doch liegt der Feudalsitz der ganzen Familie am Herzen, und es im Familienbesitz zu behalten, ist ein wichtiges Anliegen. So ein Schloss ist aber mit vielen Kosten verbunden – solche, die man von aussen nicht sehen kann – und diese sind schon immer Gesprächsthema gewesen. Kommunikation untereinander ist bei einem solchen Grundstücksbesitz besonders wichtig.

Feierlich eingedeckt.
Feierlich eingedeckt.
Adrian Flütsch / Traumhochzeitsbilder

«Hochzeiten sind dankbar – alle haben gute Laune und sind gut drauf.»

Francesca von Tscharner trägt einiges dazu bei, dass Geld in die Kassen kommt, sodass die Geschwister hoffentlich nichts von ihrem Privatvermögen hineinstecken müssen, wie es der Vater lange Zeit tun musste. «Wie ich dazu kam, ist sehr lustig», sagt sie. Mit «dazu» meint sie die Events und Hochzeiten, die sie auf dem Schloss Reichenau organisiert und plant. Ursprünglich hatte sie jedoch nichts mit diesem Beruf zu tun; sie ist gelernte Pharmaassistentin. Sie wusste jedoch schon immer, dass das kein Beruf für immer sein würde. «Da kommt noch mehr», dachte sie, und das war auch der Fall. Sie entschied sich, die Berufsmatura zu machen, und studierte daraufhin Tourismus. Nach dem Studium zog es sie ins Grandresort Bad Ragaz, wo sie zuerst im HR und danach im Marketing tätig war.

«Als man für das Schlosshotel ‹Adler›, das auch im Familienbesitz ist, keinen neuen Pächter fand, kam die Frage auf: Wie machen wir in Reichenau weiter?», erzählt die junge, sympathische Schloss-Erbin. Es war klar, dass der Bruder von Francesca von Tscharner den Weinbau übernimmt. Aber was macht man mit dem Rest?

2016 startete Francesca von Tscharner mit 50-Prozent-Pensum, um sich um die Events und Hochzeiten zu kümmern, und baute sich so langsam etwas auf. «Inzwischen sind es bis zu 20 Hochzeiten im Jahr, was wirklich gut ist», sagt sie stolz. Vom Antrag bis hin zur Trauung in der konfessionslosen Schlosskapelle oder einer zivilen Trauung, die man in drei historischen Räumen erleben kann, ist alles möglich.

Viele kennen das Schloss Reichenau nur von aussen, wo es eher unscheinbar wirkt. Die schönen, weissen Gemäuer beherbergen jedoch eine riesige Oase: 15 000 Quadratmeter Gartenanlage, 77 Schlossräume. Als Brautpaar kann man sich hier an unzähligen Orten feiern lassen, und das bis in den frühen Morgen hinein – ja, richtig gehört, Open End. «Das kann man nicht von vielen Lokalitäten behaupten. Ein Glück ist es, dass hier alles im Privatbesitz ist und man draussen so gut wie nichts hört», betont Francesca von Tscharner. Bei einer richtigen Schlosshochzeit darf auch das Essen und Trinken nicht zu kurz kommen. Beim Speisen entscheidet die kulinarische Fantasie der Brautpaare, ein Caterer nach Wahl serviert das Menü.

Eine weitere Spezialität auf dem Schloss Reichenau ist, dass die Gäste mit hauseigenem Wein versorgt werden können. Zwölf verschiedene Traubensorten in 19 edlen Bündner Weinen bieten für jeden Geschmack etwas.

 

Viel Grün umgibt das Schloss Reichenau.
Viel Grün umgibt das Schloss Reichenau.
Jasmin Klucker

Beim Besuch der «Büwo» an jenem Dienstag Ende August scheint die Sonne in den Schlossgarten, in dem noch weisse Rosenblätter von einer vergangenen Trauung am Boden liegen. Die satten, grünen Blätter an den Bäumen, die ein wenig Schatten spenden, rahmen den Blick auf die Kapelle ein; auf dem langen Trakt verweilt der Schatten der Bäume. «Hier draussen kann man zum Beispiel die freie Trauung planen und danach den Apéro im Schlosspark anbieten, so ist man nie nur an einem Ort», freut sich die Schlosserbin über diese Möglichkeit. Es steckt viel Herzblut dahinter. Obwohl jedes Brautpaar am selben Ort, hier auf Schloss Reichenau, seine Hochzeit feiert, ist es bei jedem Paar anders. 

Und so war es auch bei den drei Geschwistern – alle drei hatten sich dafür entschieden, in ihrem jetzigen- oder damaligen Zuhause zu heiraten, doch könnten die Hochzeiten nicht unterschiedlicher gewesen sein. «Wer kann schon von sich behaupten, daheim im eigenen Haus geheiratet zu haben?», sagt Francesca von Tscharner und kann sich das Grinsen nicht verkneifen. Was macht Sie bei der Hochzeitsvorbereitung am liebsten? Auf diese Frage liefert sie eine Antwort, die sie auf viele Fragen gibt: «Jede Hochzeit ist auf ihre Art und Weise schön, deshalb habe ich nichts, was ich am liebsten mache», sagt die Hochzeitsplanerin vom Schloss Reichenau.

Von der Präsentation der Location über das Erfüllen der Gästewünsche bis hin zum Richten der Schleppe ist sie für alles mit zuständig. Jedoch kann sie nicht auch noch die Infrastruktur aufbauen – hier helfen ihr tatkräftig die Angestellten vom Weinbau. «Und die schlosseigenen Glocken der Kapelle läuten meist die Angehörigen, jedoch braucht dies etwas Übung», verrät Francesca von Tscharner.

Und wie gefallen die Hochzeiten Gian-Battista von Tscharner, dem Schlossherrn und Hofnarren, wie er auf der Webseite des Schlosses genannt wird? «Ich finde es schön, wie unterstützend meine Kinder sind. Es ist nicht immer einfach, diese Lasten zu tragen, und in dieser Hinsicht sind die Events und Hochzeiten eine gute Hilfe, das Schloss zu erhalten.» Dazu kommt ein Gönnerverein, der das Schloss Reichenau finanziell unterstützt, sodass die wertvolle historische Bausubstanz und Familientradition in Reichenau fortbestehen. Es bleibt also alles beim Alten. Und nichts bleibt, wie es ist. Hier im Schloss und bei den Paaren, die sich hier das Jawort geben.

 

Der grüne Saal im Schloss Reichenau.
Der grüne Saal im Schloss Reichenau.
Adrian Flütsch /Traumhochzeitsbilder
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