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Glarner Wahrzeichen im Swissminiatur: Dieses Team baut den «Palazzo Freuler» im Zwergenformat

Der Freulerpalast soll nächsten Frühsommer wieder im Swissminiatur stehen. Wir haben der Werkstatt in Melide einen Besuch abgestattet. Dort baut ein junges Team rund um Sacha Caimi am neuen Freulerpalast-Modell.

Alexia
Beccaletto
23.12.24 - 16:23 Uhr
Glarus
Sacha Caimi drückt zwei ineinander verkeilte, etwa fünf auf fünf Zentimeter kleine Fensterrahmen auseinander. Die schwarzen Plastikteile aus dem 3D-Drucker sind filigran geschmückt. Geriffelte, geflochtene und gepunktete Ornamente zieren die winzigen Sprossen. Ein junges Team rund um den Werkstatt-Chef Caimi rekonstruiert den Freulerpalast in der Swissminiatur-Werkstatt in Melide präzise. Nur in 25 Mal kleiner.
Gefräst, 3D-gedruckt und zusammengeklebt: Der Freulerpalast nimmt Form an.
Gefräst, 3D-gedruckt und zusammengeklebt: Der Freulerpalast nimmt Form an.
Bild Alexia Beccaletto

Aber nicht alles lässt sich massstabgetreu verkleinern. «Eigentlich müssten die Sprossen viel dünner sein», sagt Caimi und deutet auf die kreuzförmig angeordneten Sprossen, die die vier Fensterscheiben nochmals vierteilen. «Aber wir dürfen sie nicht dünner drucken, da sie sonst kaputt gehen könnten», erklärt er. Der Mini-Palast müsse Zeit und Witterung standhalten können.

Auf die Fensterrahmen ist Sacha Caimi besonders stolz. Er habe sie neu so entworfen, dass man sie einfach von aussen in die Fassade «einklicken» könne. Somit müsse das Team nicht mehr das ganze Modell auseinandernehmen, nur weil ein Fenster kaputt gegangen ist.

Ein Augenschein vor Ort dient als Grundlage für den Modellbau: Sacha Caimi (rechts) misst im Frühjahr alles genau ab, während Swissminiatur-Vizedirektor Alessandro Rezzonico sich Notizen macht.
Ein Augenschein vor Ort dient als Grundlage für den Modellbau: Sacha Caimi (rechts) misst im Frühjahr alles genau ab, während Swissminiatur-Vizedirektor Alessandro Rezzonico sich Notizen macht.
Bild Sasi Subramaniam

Sacha Caimi kümmert sich vor allem um das Hauptgebäude. Sein Kollege Ismaele Brunelli baut derweil die Stallgebäude nach. Im Gegensatz zu seinem Chef hat Brunelli keine Baupläne. Deshalb rekonstruiert er die beiden gedrungenen, lang gezogenen Gebäude nach Fotos und Messungen, die Caimi vor Ort gemacht hatte.

Die dritte Mitarbeiterin in der Werkstatt, Chiara Pozzi, unterstützt die beiden punktuell. Sie ist aber momentan gerade vor allem mit der Restaurierung einer von Sonnenstrahlen beschädigten Kirche beschäftigt. Mit dem Bau am Modell habe das Team bereits im Sommer begonnen. Wie viele Stunden sie bisher am Freulerpalast arbeiteten, sei schwierig zu rekonstruieren, meint Sacha Caimi. Sie hätten immer parallel auch an anderen Projekten gearbeitet.

Vom Nebengebäude des Freulerpalastes gibt es keine offiziellen Pläne. Ismaele Brunelli arbeitet deshalb vor allem mit dem Bildmaterial und den Vermessungen vom Augenschein.
Vom Nebengebäude des Freulerpalastes gibt es keine offiziellen Pläne. Ismaele Brunelli arbeitet deshalb vor allem mit dem Bildmaterial und den Vermessungen vom Augenschein.
Bild Alexia Beccaletto

Experimente werden dem alten Palast zum Verhängnis

Die Modellbauer hätten beim Bau des alten Freulerpalastes mit einem Kunststoffschaum experimentiert, sagt Sacha Caimi. Aus diesem hätten sie zum Beispiel Wände und Dächer gebaut. Mit der Zeit stellte sich aber heraus, dass Sonnenstrahlen den Kunststoff zersetzten und löchrig werden liessen. Hagelkörner hätten die brüchig gewordenen Dächer zerschlagen, erzählt er.

Die Witterung setzte dem Vorgängermodell so stark zu, dass der Chef der Swissminiatur, Joël Vuigner, sich gezwungen sah, den «Palazzo Freuler» aus dem Park zu entfernen. «Ihn zu reparieren, wäre teurer gewesen, als einen neuen Palast zu bauen», erklärt Vuigner. Swissminiatur könne es sich nicht leisten, ohne Sponsoren neue Modelle zu bauen. Umso schöner sei es, dass sich die Glarner Redaktion der «Glarner Nachrichten» dafür einsetze, dass das Glarnerland mit einem neuen Freulerpalast wieder im Park vertreten sein wird. Unter diesem Link könnt ihr uns dabei unterstützen.

Wie das Team dank eines Zufalls Zeit sparen kann

In der Werkstatt fräst das Team aus einer daumendicken PVC-Platte die Fassade aus. So entstehen Quader, die sich aus der Fassade vorwölben, Aussparungen für Fensterrahmen oder Türen und die Form der Wände. «Die computergesteuerte Fräse hat ein Signore aus der Gegend gebaut», erzählt Caimi. Er sei per Zufall auf den Tüftler aufmerksam geworden. Eine industrielle Fräse hätte sich der Park nicht leisten können, so der Werkstatt-Chef.

Die neue Maschine erspart viel Handarbeit: Sacha Caimi programmiert die Fräse per Laptop. 
Die neue Maschine erspart viel Handarbeit: Sacha Caimi programmiert die Fräse per Laptop. 
Bild Chiara Pozzi

Nun steht die Maschine der Marke «Eigenbau» in der Werkstatt. An der Wand darüber ist ein Staubsauger montiert. Über ein spezielles Computerprogramm können die Modellbauer die Konstruktionspläne einlesen und die Fräse programmieren. «Es ist wichtig, dass wir den unterschiedlichen Elementen verschiedene Frästiefen zuordnen können», erläuteret Sacha Caimi. Denn die Quader müssen nicht gleich tief ausgefräst werden, wie etwa eine Öffnung für ein Fenster.

«Der Freulerpalast ist erst das zweite Modell, das wir mit der neuen Fräse bauen», sagt Caimi. Aber trotz einiger Kinderkrankheiten spare die Maschine Zeit. Statt dass die Modellbauer von Hand grosse Platten unter dem alten, festmontierten Fräskopf hin und her schieben, damit die richtigen Stellen ausgefräst werden, bewegt sich der Fräskopf von allein über die Arbeitsplatte und fräst millimetergenau alle Details aus.

Die komplexeren Teile spart sich das Team für den Schluss auf: Ismaele Brunelli hält den Erker über den Seiteneingang.
Die komplexeren Teile spart sich das Team für den Schluss auf: Ismaele Brunelli hält den Erker über den Seiteneingang.
Bild Alexia Beccaletto

Tüfteleien gegen Hagelschäden

Neuerungen gibt es auch im Material, das im Modell verbaut wird. «Das Dach machen wir seit Kurzem aus Faserzement», erklärt Sacha Caimi. Dieser sei sehr viel widerstandsfähiger als Plastik. Caimi fügt hinzu: «Aber es ist nicht möglich, irgendetwas hineinzufräsen, wie wir das früher gemacht haben.» Das Relief eines Ziegeldaches etwa.

Das sind die Zutaten des Mini-Freulerpalastes: Auf der Arbeitsplatte der Fräsmaschine liegen Architektur-Pläne des Freulerpalastes, Acryl-Dachfolien und gedruckte Zierleisten.
Das sind die Zutaten des Mini-Freulerpalastes: Auf der Arbeitsplatte der Fräsmaschine liegen Architektur-Pläne des Freulerpalastes, Acryl-Dachfolien und gedruckte Zierleisten.
Bild Alexia Beccaletto

Deshalb habe er eine neue Methode entwickelt, um dem Dach doch noch die richtige Optik zu verleihen. «Aus Latex, das auf der Rückseite mit einem Nylonnetz verstärkt wird, erstellen wir ein Negativ der Dachschindeln», erklärt Sacha Caimi. Darauf trage er eine spezielle Acrylfarbe auf, die er nach dem Trocknen wie eine Folie abziehen könne. So könne er recht einfach eine geschindelte Dachfolie erstellen, die er auf die Faserzementplatten des Daches kleben könne. «Dann müssen wir nur noch das Dach anmalen und fertig», sagt der Chef der kleinen Werkstatt. Die Dachziegel für den First seien Witterung und vor allem Hagel besonders ausgesetzt. «Mit unserem 3D-Drucker können wir nicht mit Beton drucken. Deshalb lassen wir die Ziegel für den First extern herstellen», erklärt Sacha Caimi. 

Die Dachziegel am First werden extra ausser Haus gefertigt, damit sie jeder Witterung standhalten können.
Die Dachziegel am First werden extra ausser Haus gefertigt, damit sie jeder Witterung standhalten können.
Bild Alexia Beccaletto

Draussen im Park ist zwischen einem Urner Alphütten-Museum, einem Genfer Palast und dem Zirkus Knie ein Stückchen Wiese frei geworden. «Das Modell, das dort stand, wurde vergrössert und steht deshalb an einem neuen Ort», erklärt Joël Vuigner. Ein Glücksfall für den Mini-Freulerpalast: Denn dort wird er sein neues Zuhause bekommen.

Direkt hinter dem Zirkus Knie bekommt der neue Mini-Freulerpalast sein neues Zuhause. 
Direkt hinter dem Zirkus Knie bekommt der neue Mini-Freulerpalast sein neues Zuhause. 
Bild Alexia Beccaletto

Warum wir immer noch Spenden suchen

Nur weil der neue Freulerpalast schon im Bau ist, heisst das nicht, dass wir keine Spenden mehr brauchen. Der Verein Freunde des Freulerpalastes hat eine Defizitgarantie gesprochen, weshalb gleichzeitig Geld gesammelt werden kann und der Bau schon läuft. Wir freuen uns deshalb immer noch sehr, wenn ihr uns über die Wemakeit-Plattform unterstützt, die ihr unter diesem LINK findet. Zusätzlich dazu haben wir noch eine zweite Bezahlmöglichkeit eingerichtet, die auch längerfristige Spenden für Bau und Betrieb des kleinen Freulerpalastes zulässt. Diese Möglichkeit hat zudem den Vorteil, dass man die Spende bei den Steuern abziehen kann. Ihr könnt deshalb auch an dieses Konto spenden:
CH49 0077 3000 5973 8625 0  
Freulerpalast Swissminiatur Melide
Landstrasse 54  
8750 Glarus

Alexia Beccaletto schreibt für die «Glarner Nachrichten». Davor hat sie in St. Gallen Internationale Beziehungen studiert und in der Wirtschaftsredaktion des Schweizer Fernsehens erste journalistische Erfahrungen gesammelt. Mehr Infos

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