Wie nennt man einen Mann, der am Schwarzen Meer Tschechinnen anmacht? Einen Glarus!

In Bulgarien gibt es ein Wort, das genauso klingt wie das Wort «Glarus»: «гларус» heisst auf Deutsch «Möwe». Ein Vogel, den man vor allem am Meer sieht. So trägt ein grosses Vier-Sterne-Hotel an der bulgarischen Schwarzmeerküste, direkt am beliebten Sonnenstrand, den Namen «Glarus».

Kein Wunder also, dass sich der Name «Glarus» nicht nur an Hotels, sondern auch an zahlreichen Restaurants entlang der bulgarischen Schwarzmeerküste findet. Auch eine Craft-Bier-Marke trägt diesen Namen, samt Möwen-Logo als Markenzeichen. Die Brauerei hat ihren Sitz in Warna, einer der grössten Küstenstädte am Schwarzen Meer.

Bulgarische Biermarke «Glarus»

Auf ihrer Website – glarus.bg, präsentiert sie sechs verschiedene Biersorten: vom milden Pale Ale «Glarus» über das nussige «Glarus Hazelnut Brown» bis hin zum würzigen «Glarus Saison». Wer sich nicht entscheiden kann, greift zum «Gemischten Karton Glarus», der alle Sorten vereint.

Für echte Fans gibt es zudem Merchandising-Artikel wie Biergläser mit dem Glarus-Schriftzug. Das Motto der Brauerei: «Glarus – wir denken anders». Der Name soll für Stärke, Unabhängigkeit und Abenteuerlust stehen, genau wie die Möwe am Meer, heisst es weiter auf ihrer Internetseite.

Glarus-Strasse in Bulgarien

Wenn man in Bulgarien Urlaub macht, lohnt es sich ebenfalls, einen Blick auf die Strassennamen zu werfen: In beliebten Badeorten wie Nessebar, Sinemorets oder Sosopol, aber auch in den Grossstädten Burgas und Warna, findet man häufig eine Ulitsa Glarus, also eine Glarus-Strasse. Es gibt auch eine Region namens Glarus, im Südosten Bulgariens, im Gemeindegebiet des Dorfes Izgrev.

Glarus in der Antarktis

Der Name «Glarus» steht allerdings nicht nur für Sonne, Strand und das Schwarze Meer. Er findet sich sogar an einem der kältesten Orte der Welt: In der Antarktis trägt eine Insel denselben Namen. Auch hier besteht ein bulgarischer Bezug, denn die «Glarus Island» wurde nach einem bulgarischen Fischerboot benannt, das in den 1970er- bis 1990er-Jahren regelmässig in antarktischen Gewässern unterwegs war.

Die bulgarischen Fischer gelten nämlich zusammen mit denen aus der Sowjetunion, Polen und Ostdeutschland als Pioniere der modernen Antarktis-Fischerei. So trägt auch ein Fischerverband in Pomorie (Bulgarien) ebenfalls den Namen «Glarus».

Der Möwen-Macho vom Schwarzen Meer

Doch «Glarus» hat im Bulgarischen noch eine zweite, umgangssprachliche Bedeutung: An der Schwarzmeerküste wurde vor allem in den 1980er-Jahren damit augenzwinkernd ein bestimmter Typ Mann bezeichnet: Meist junge Rettungsschwimmer, die es auf Touristinnen, vor allem Tschechinnen oder Deutsche, abgesehen hatten. Sie wollten beeindrucken, verführen, vielleicht ein kurzes Sommerabenteuer erleben. Wie die Möwe, «гларус» auf Bulgarisch, tauchten sie plötzlich auf und waren ebenso schnell wieder verschwunden.