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Das war die Fragerunde zum Brienzer Rutsch

Am Mittwochabend fand in Tiefencastel eine Infoveranstaltung für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinde Brienz/Brinzauls statt. Wir tickerten live für euch.

Romina
Kranz
07.06.23 - 19:00 Uhr
Ereignisse

Ticker

Das war die Fragerunde zum Brienzer Rutsch

Weiss der Führungsstab, was der Berg nach fünf Jahren macht?

Kurzfristig müsse geschaut werden, wie es mit der Insel weitergehe. Vielleicht komme sie runter, vielleicht beruhige sie sich. Was macht das Plateau darunter? Das müsse genau beobachtet und analysiert werden. Eine genaue Aussage über das Verhalten des Bergs könne deshalb nicht getroffen werden. Dafür müssen weitere Beobachtungen stattfinden.  

Was kann der Bewässerungsstollen bewirken?

Eine Verlangsamung des Bergrutsches. Die Natur hat aber noch viele Facetten, die uns immer wieder überraschen. 

Müssen oder dürfen wir zurück?

Wenn die Sicherheit wieder geleistet ist, dürfen die Bewohner natürlich wieder nach Hause gehen, aber das müssen sie nicht.

Gibt es vergleichbare Ereignisse im Volumen der Rutschungen, die zur Beruhigung gebracht werden konnten? 

Um den Zweiten Weltkrieg herum gab es schon einmal eine ähnliche Rutschung in der Schweiz. Diese wurde später auch mit einem Entwässerungsstollen versehen und die Rutschung wurde sehr stark reduziert. Heute sind es nur noch wenige Millimeter pro Jahr.

Warum sprengt man diese Rutschungen nicht einfach?

Die Geschwindigkeiten seien so oder so schon sehr schnell. Das grosse Problem einer Sprengung sei der geologische Untergrund. Eine Sprengung sei nur oberhalb. Für die Tiefe seien Bohrlöcher nötig und bei den Steinschlägen ist es unmöglich, solche Arbeiten dort zu vollbringen. Ausserdem ist es für Menschen zu gefährlich, den Sprengstoff anzubringen.

Warum kann der Sprengstoff nicht in den tiefen Spalten eingebracht werden?

Auch die Spalten seien höchstwahrscheinlich nicht tief genug. Ob man damit eine genügende Tiefenwirkung erreiche, sei eher unwahrscheinlich. 

Können Zweitwohnungsbesitzer zukünftig auch ins Dorf?

Die Gemeinde kläre das noch ab, weil die Beantwortung nicht ganz einfach sei. Die Zustimmung erfolge immer morgens um sieben Uhr. Ausserdem sei es nicht einfach, wenn die Bewohnenden nicht vor Ort seien.

Warum werden nur Bussen ausgesprochen und keine Haft?

Eine Haft sei im Polizeigesetz nicht vorgesehen. 

Wie sieht es aus, wenn ein Teil der Häuser zerstört sind? 

In erster Linie gehe es um die Sicherheit. Eine Einteilung in Sektoren sei eher unvorstellbar. Wenn ein Bergsturz kommen würde, dann wäre das ganze Dorf betroffen. Falls es sich zeige, dass es zu Teilabstürzen komme, dann müsse die Lage neu beurteilt werde. Aufgrund dieser Beurteilung würde dann eine Neuentscheidung folgen. Die Geschwindigkeiten des Rutsches sind nach wie vor dramatisch. Solange die Geschwindigkeiten zunehmen, wird es immer schwieriger, Zutrittsfenster zu bieten. Die Situation ist nach wie vor sehr angespannt. 

Wenn kleinere Schäden an Gebäuden entstehen: Übernimmt das die Gebäudeversicherung?

Die Gebäudeversicherung greift nur bei Totalschäden. Es müssen Lösungen gefunden werden, weil das hier kein Standardfall sei. Heute könne noch keine Lösungen präsentiert werden. 

Wollen die einen oder anderen überhaupt noch zurück?

Ein Bauwerk für 40 Millionen Franken werde realisiert, damit die Bewohnenden wieder zurück nach Brienz/Brinzauls könnten. Das werde für die Sicherheit der Bewohnenden gemacht. 

Warum wird den Bewohnern von der Gemeinde vorgeschrieben, ob Personen nach Brienz dürfen? Warum kann das nicht jede einzelne Person für sich entscheiden?

Die Herausforderung sei ein bisschen grösser. Somit könne nicht jede einzelne Person diese Entscheidung für sich treffen. Solch eine Entscheidung könne nicht nur mit Eigenverantwortung gestemmt werden. 

Wie lang darf eine Evakuierung dauern, bis eine Räumung verordnet wird?

Eine Antwort sei gerade noch möglich und es müsse eine individuelle Antwort gefunden werden.

150'000 Franken kamen an Spenden zusammen

Bereits heute können Anliegen gegenüber der Gemeinde geäussert werden. Die Spendenkommission wird den Bedarf prüfen. 160'000 Franken wurden den Betroffenen ohne grossen bürokratischen Aufwand für die Evakuierung ausbezahlt. Die Swisscom werde für die Betroffenen in den nächsten Monaten für Radio und TV keine Rechnungen ausstellen. 

Sondierstollen Brienz

Josef Kurath vom Tiefbauamt berichtet vom Entwässerungsstollen. Der Stollen hat eine Länge von 640 m, eine Breite von 3,70 m und eine Höhe von 4,40 m. Somit ist es möglich, dass zukünftig Lastwagen den Entwässerungsstollen befahren können. Das Abbruchmaterial wird in der Deponie Tgampi weiterverarbeitet. 

Der Bau soll im März nächsten Jahres beginnen. Der Kostenvoranschlag für den Entwässerungsstollen beträgt circa 39,8 Millionen Franken.

Die Umsiedlung

Benno Burtscher, Präsident Kommission Siedlung, stellt den Stand des kantonalen Richtplans vor. Der Richtplan besteht aus einer Karte und dem dazugehörigen Text. Brienz/Brinzauls wird als Umsiedlungsgebiet festgesetzt. Die Gesamtplanung berücksichtigt eine Entschärfung der Gefahr für die Bewohnenden. Er wird im Herbst 2023 veröffentlicht. 

DieTotalumsiedlung tritt in Kraft, wenn alle Gebäude nicht mehr bewohnbar sind. Die Teilumsiedlung unterteilt sich wiederum in drei Unterpunkte. Einige Fragen der Grundeigentümer seien allerdings noch ungeklärt.

Zwei bis drei Jahre werden für eine Umsiedlung eingeplant.

Betretungsverbot

Das unbefugte Betreten kann eine Busse von bis zu 5'000 Franken betragen. Deshalb bittet Albertin nochmals, das Betretungsverbot zu berücksichtigen und zu respektieren. Schliesslich ginge es um die Sicherheit der Gesellschaft und sollte nicht leichtsinnig betrachtet werden.

Landwirtschaft kann zum Teil wieder aufgenommen werden

Gemeindepräsident Daniel Albertin sagt, dass die Landwirte unterhalb der gefährlichen Fläche bewirtschaften können und dürfen. Nur südliche (tiefer gelegene) Wiesen dürfen dabei bewirtschaftet werden, damit eine rasche Evakuierung im schlimmsten Fall nötig ist. Täglich werden neue Zutritte gewährt, um die Sicherheit der Landwirte zu gewährleisten. Zudem seien die Bedürfnisse der Bevölkerung wichtig, weshalb knapp 40 Bewohnende von Brienz/Brinzlaus in ihre Häuser durften, um wichtige Dinge zu holen, die dringend benötigt werden. Schliesslich laufe die Evakuierung nun schon in die vierte Woche. 

 

Aktuelle Lage der Rutschungen

Stefan Schneider vom Frühwarndienst erläutert das Verhalten des Felsrutsches. Bis zu kleinere 40 Stösse gibt es täglich. Die aktuellen Messungen zeigen nach wie vor eine starke Beschleunigung auf einer grossen Fläche in der Insel. Dazu gehören aber noch keine Felsstürze. Doch warum kam es noch nicht zum grossen Bergsturz? Die Abweichung könnte ein Hinweis sein, dass sie auf einen anderen Prozess hinsteuert. Mehrere kleinere beziehungsweise grössere Felsstürze. Je länger es dauert, desto grösser sind die Verschiebungsbeträge. Zum heutigen Zeitpunkt könne aber ein Bergsturz immer noch nicht ausgeschlossen werden. 

Erst wenn der Frühwarndienst eine Entwarnung geben kann, können Lockerungen bezüglich der Evakuierung vorgenommen werden. Das könne mehrere Tage, Wochen oder auch Monate dauern. 

Live-Stream

Begrüssung der Teilnehmenden an der Infoveranstaltung

Die Turnhalle des Schulhauses Cumpogna in Tiefencastel ist mit Vertreterinnen und Vertreter von Kanton, Gemeinde, Krisenführungsstab, Polizei und Zivilschutz, Interessierte, zahlreiche Medienschaffende und  Einwohnerinnen sowie Einwohner von Brienz/Brinzauls und Umgebung gefüllt.

Pünktlich um 19 Uhr beginnt die Live-Übertragung der Informationsveranstaltung. Daniel Albertin, Gemeindepräsident Albula/Alvra begrüsst die Gesellschaft.

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