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Causa Wohlwend: Ein unwürdiges Schauspiel

Roman
Michel
11.01.23 - 09:16 Uhr
Eishockey
Kommentar

Christian Wohlwend ist nicht mehr Trainer des HC Davos. Dass sein noch bis im Frühling laufender Vertrag per sofort aufgelöst wurde, erstaunt auf den ersten Blick. Der HCD steht aktuell auf Platz 7 und damit knapp hinter einem direkten Play-off-Platz, im Frühling stand man erstmals seit fünf Jahren wieder in den Play-off-Halbfinals. Mit gewissen Aktionen (Stichwort: Flaschenwurf) sowie unüberlegten Aussagen in Interviews (Stichwort: Kritik an eigenen Fans) sorgte Wohlwend während seiner rund dreieinhalbjährigen Amtszeit bei seinen Vorgesetzten aber teilweise für rote Köpfe. Wie aus dem Klubumfeld zu vernehmen ist, bröckelte der Rückhalt des Engadiners innerhalb der Mannschaft schon länger. Auch das Verhältnis mit Sportchef Jan Alston soll seit geraumer Zeit nicht das beste sein.

Insofern gibt es durchaus Gründe für die sofortige Trennung. Was aber nicht unerwähnt bleiben darf: Der HC Davos gab in der ganzen Causa Wohlwend keine gute Figur ab. Dass man einen Trainer, seit über dreieinhalb Jahren im Verein, bis in den Januar im Ungewissen tappen lässt, ist ein unwürdiges Schauspiel. Gerade weil sich Wohlwend als Eishockeycoach in einem sehr überschaubaren Arbeitsmarkt bewegt, ist eine vorzeitige Zukunftsregelung elementar.

Die ganze Posse erreichte am Montagabend ihren Höhepunkt, als gewisse Informationen aus Klubkreisen an die Öffentlichkeit drangen. Spätestens dann dürfte Wohlwend gewusst haben, beim HCD keine Zukunft mehr zu haben. Insofern dürfte der definitive Entscheid, den die sportliche Kommission am Mittwoch bekannt gab, für den 46-Jährigen auch eine Art Erleichterung sein. Zwar hatte die Mannschaft seit dem Spiel gegen Ajoie frei, Wohlwend stand dennoch bereits mit abgesägten Beinen da.

Dem HCD ist vorzuwerfen, in der Causa Wohlwend nicht vor dem Spengler Cup Klarheit geschaffen zu haben. Zwischen Weihnachten und Neujahr versammelt sich traditionell die gesamte Journalistenschaft in Davos. Die Personalie Wohlwend und das Vorgehen des HC Davos war dieses Jahr eines der Hauptthemen und warf kein gutes Licht auf den Klub.

Für den HCD bleibt zu hoffen, dass die Entlassung Wohlwends kein Schuss nach hinten war. Dass die Mannschaft den in Griffweite liegenden direkten Play-off-Platz bis Anfang März nicht aus der Hand gibt. Und vor allem: Dass der Klub aus der Causa Wohlwend seine Lehren gezogen hat. Und sein Nachfolger dereinst nicht in ein ähnlich unwürdiges Schauspiel gerät.

Roman Michel ist Leiter Sport. Er arbeitet als Sportreporter und -moderator bei TV Südostschweiz. Weiter schreibt er für die gemeinsame Sportredaktion der Zeitung Südostschweiz und suedostschweiz.ch. Roman Michel studierte Journalismus und Organisationskommunikation und arbeitet seit 2017 für die Medienfamilie Südostschweiz. Mehr Infos

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Hallo Roman Michel

Danke zuerst für Deinen treffenden Kommentar und was Du geschrieben hast! Es stimmt schon! Trauriges Schauspiel... Mir tut "Volvo" menschlich echt leid, auch ich als Engadiner, aber nicht HCD-Fan wünsche Ihn, für die Zukunft, nur das beste! Schlussendlich ist aber das Kapitel, im Schweizer Eishockey, das Erste, die noch kommen werden: Nämlich: Geld wird gewinnen gegenüber Menschlichkeit und Emotionen! Christian Wohlwend ist erst der Anfang... Ihr werdet es sehen! Schade Schweizer Eishockey!

Bla Bla Kritik an eigene Fans wo er aber au recht gha het und denn ischer no ufs Iis gstande und het sich bi üs fans entschuldigt!!

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