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Asylsuchende wieder in «ihrer» Unterkunft

Aufgrund der Massnahmen des Bundesrates zur Eindämmung der Corona-Pandemie wurden in Graubünden drei weitere Asylunterkünfte in Betrieb genommen. Bei den Bewohnern kann so ein Umzug für Unverständnis sorgen. Mittlerweile konnten die meisten wieder in ihre ursprünglichen Unterkunft und bekannte Strukturen und Gemeinschaften zurückkehren.

Südostschweiz
23.06.20 - 04:30 Uhr
Leben & Freizeit
Asylsuchende
Die Bewohner von zwei der zusätzlichen Unterkünfte konnten bereits wieder in ihre ursprüngliche Unterkunft zurückkehren.
SYMBOLBILD/ARCHIV

Anfang April wurden in Graubünden zusätzliche Asylunterkünfte vorbereitet und in Betrieb genommen, um die Vorgaben des Bundes einhalten zu können. Es wurde zusätzlicher Platz geschaffen, damit in der Corona-Krise ein sicherer Abstand eingehalten werden kann. Zu diesem Zeitpunkt waren im Kanton sieben Einrichtungen in Betrieb. Aufgrund der Corona-Massnahmen wurden drei weitere in Betrieb genommen. Dazu gehörte eine unterirdische Anlage in Chur und jeweils ein stillgelegtes Transitzentrum in Disentis und Splügen.

Schwierigkeiten gab es nur beim Zwischenmenschlichen

Die Inbetriebnahme dieser zusätzlichen Anlagen war kein grosses Problem, erzählt Georg Carl, Leiter Asyl und Rückkehr beim Amt für Migration des Kantons Graubünden gegenüber Radio Südostschweiz. Die unterirdische Anlage in Chur bestehe in einem Mietverhältnis und könne bei Bedarf einfach gemietet werden.

Schwierigkeiten gab es eher beim Zwischenmenschlichen. «Jeder Transfer, der in Auftrag gegeben wird, jede Umplatzierung kann bei den Bewohnern natürlich für ein gewisses Unverständnis sorgen», sagt Carl. Gemeinschaften, die in Zimmern oder Zentren bestanden, mussten vorübergehend aufgegeben werden. «Das ist natürlich immer auch mit Diskussionen verbunden.»

Nur halbe Auslastung möglich

Durch die zusätzlich in Betrieb genommenen Unterkünfte konnten rund 260 Betten zur Verfügung gestellt werden. Allerdings konnten diese aufgrund der reduzierten Belegung durch die Massnahmen des Bundesrates nur zur Hälfte belegt werden, so Carl. In diesen zusätzlichen Unterkünften konnten somit rund 130 Personen untergebracht werden. Wenn überhaupt, denn die Belegung sei über die ganze Zeit sehr tief gewesen.

Dennoch war der Schritt wichtig: «Zu dem Zeitpunkt, als diese Massnahmen angeordnet wurden, wusste man ja nicht, in welche Richtung es weiter geht. Es war auch ein wichtiges Signal, dass wir in diesen Kollektivunterkünften eine gewisse Entspannung herbeiführen und zusätzlichen Raum schaffen konnten.»

Bereits wieder geschlossen

Die zusätzlichen Einrichtungen wurden mittlerweile bereits wieder geschlossen. «Die unterirdische Anlage in Chur beispielsweise war nur rund einen Monat in Betrieb und das stillgelegte Transitzentrum in Splügen wurde ebenfalls am 8. Juni wieder eingestellt», so Carl. Die Unterkunft in Disentis werde noch beibehalten.

Die Rückkehr in die ursprünglichen Asylzentren war für die Bewohner ein freudiger Anlass. «Die meisten waren sehr erfreut darüber, wieder in die ursprünglichen Strukturen und Gemeinschaften zurückkehren zu können», erzählt Carl.

Kostenlos sind solche Aktionen nicht

Durch die Inbetriebnahme der Einrichtungen seien zusätzliche Kosten entstanden. «Ausserdem waren auch zusätzliche personelle Ressourcen erforderlich, weshalb man zusätzliches Personal befristet angestellt hat, um die Einrichtungen betreiben zu können», erzählt Carl. Einen konkreten Betrag könne er zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht nennen.

Wenig Gesuchs-Eingänge während Corona

In den letzten Monaten seien die Zahlen der Asylgesuchs-Eingänge in Graubünden sehr tief gewesen, erzählt Carl. «Im Kanton Graubünden waren es in den letzten drei Monaten lediglich 37 Personen, die vom Staatssekretariat für Migration zugewiesen wurden.» Im Vergleich: Im Vorjahr waren es knapp 50 Personen und 2018 sogar gegen hundert Gesuchstellende, die dem Kanton Graubünden zugewiesen wurden. (hin)

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